Von den Verschrottungsprämien verspricht sich Dacia neben höheren
Stückzahlen auch ein besseres Image. Ein für 2010 geplantes SUV soll
die Renault-Tochtermarke weiter aufwerten.
Ein Wechselbad der Gefühle haben Manager der rumänischen
Renault-Tochter Dacia seit dem vergangenen Herbst erlebt. Zwar wurde
im Vorjahr mit mehr als 242.000 Einheiten das beste Jahr der
Geschichte verzeichnet, gleichzeitig mussten aber im November und
Dezember produktionsfreie Tage eingeführt werden. Auch auf dem für
Dacia wichtigen Heimatmarkt gab es einen drastischen Absatzrückgang.
Mit der Einführung der Verschrottungsprämien kam es aber wieder zu
einer vollen Auslastung. Im Juni wurde die Produktion von 1.200 auf
1.340 Autos pro Tag hochgefahren. Während in Deutschland das
Prämienprogramm bereits ausgelaufen ist, plant Frankreich eine
Fortsetzung mit einem schrittweisen Abschmelzen der Prämie. "Wer
heute in Frankreich einen Sandero bestellt, wird das Auto im Jänner
bekommen", sagt Jacques Chauvet, Präsident der Renault-Region Euromed
(zu der unter anderem Rumänien, die Türkei und Nordafrika gehören)
und Chairman von Dacia.
Imageschub durch Verschrottungsprämie
Das Ende der Verschrottungsprogramme sieht Chauvet mit einem
weinenden und einem lachenden Auge. Zwar sei im ersten Halbjahr 2001
mit niedrigeren Verkäufen zu rechnen, doch Dacia habe anderwärtig
nachhaltig profitiert.
"Die Verschrottungsprämien waren für uns außerordentlich gut, nicht
nur wegen der Dacia-Verkaufszahlen, sondern auch wegen einer
Imagebesserung", erklärt Chauvet. Für die Marke, die bisher als "das
billigste Auto in der Stadt" galt, sieht er eine Aufwertung kommen:
"Ich glaube, dass der Dacia-Marktanteil in Deutschland nach dem
Auslaufen der Verschrottungsprämie höher als vorher sein wird."
Beliebt in Frankreich
Renault feiert heuer zehn Jahre seit dem Einstieg bei Dacia. Anfang
Oktober 1999 wurde dieÜbernahme von zunächst 51 Prozent des
rumänischen Autoherstellers finalisiert. Der damalige Renault-Chef
Louis Schweitzer hat damit seine Vision von erschwinglichen Autos
realisiert. Ursprünglich sollte Dacia gar nicht in Westeuropa
verkauft werden, doch die Strategie wurde geändert. Besondersbeliebt
ist die rumänische Marke seither in der Heimat von Renault.
"Die Dacia-Einführung in Frankreich war ein gewaltiger Erfolg",
erzählt Chauvet, bis vor Kurzem für das Land zuständig. 2006 wurden
in Frankreich rund 18.000 Dacia verkauft. Ein Jahr später waren es
33.000 und im Vorjahr an die 50.000 Autos. "Eines Tages werden wir in
Frankreich 100.000 Dacia pro Jahr verkaufen", ist Chauvet überzeugt.
"Neuer Schock für den Markt"
Den nächsten Schritt in Richtung Markenaufwertung wird Dacia mit
einem SUV tun, das im Frühjahr auf den Markt kommt. Das Auto ist
unter der firmeninternen Bezeichnung H79 bekannt. In Genf und
Frankfurt wurde als erster Vorgeschmack die futuristische
Designstudie Duster gezeigt. "Wir rechnen damit, dassdieses Auto ein
neuer Schock für den Automarkt sein wird", sagt Chauvet, wenngleich
der Preis nicht ganz so niedrig wie beim Logan sein werde. Er
erwartet, dass der SUV ähnlich erfolgreich wie der Logan Kombi sein
wird.
Innovativ waren auch die Einkaufsmanager bei der Suche nach
Zulieferern. So werden etwa Scheinwerfer aus dem Werk von Automotive
Lighting im russischen Rjasan kommen. Ein kleines Stück des Dacia-SUV
konnten auch aufmerksame IAA-Besucher sehen: Der in Europa kaum
bekannte indische Zulieferer Metalman Auto zeigte ein Metallteil, das
für die Aufhängung bestimmt ist.
Insgesamt wird Dacia heuer laut Chauvet 240.000 bis 250.000 Autos
bauen und damit etwa auf Vorjahresniveau liegen. Die Kapazität des
rumänischen Werks beträgt 360.000 Autos pro Jahr: Genug
Wachstumspotenzial ist also vorhanden.