Ein Wechselbad der Gefühle haben Manager der rumänischen Renault-Tochter Dacia seit dem vergangenen Herbst erlebt. Zwar wurde im Vorjahr mit mehr als 242.000 Einheiten das beste Jahr der Geschichte verzeichnet, gleichzeitig mussten aber im November und Dezember produktionsfreie Tage eingeführt werden. Auch auf dem für Dacia wichtigen Heimatmarkt gab es einen drastischen Absatzrückgang.

Mit der Einführung der Verschrottungsprämien kam es aber wieder zu einer vollen Auslastung. Im Juni wurde die Produktion von 1.200 auf 1.340 Autos pro Tag hochgefahren. Während in Deutschland das Prämienprogramm bereits ausgelaufen ist, plant Frankreich eine Fortsetzung mit einem schrittweisen Abschmelzen der Prämie. "Wer heute in Frankreich einen Sandero bestellt, wird das Auto im Jänner bekommen", sagt Jacques Chauvet, Präsident der Renault-Region Euromed (zu der unter anderem Rumänien, die Türkei und Nordafrika gehören) und Chairman von Dacia.

Imageschub durch Verschrottungsprämie

Das Ende der Verschrottungsprogramme sieht Chauvet mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Zwar sei im ersten Halbjahr 2001 mit niedrigeren Verkäufen zu rechnen, doch Dacia habe anderwärtig nachhaltig profitiert.

"Die Verschrottungsprämien waren für uns außerordentlich gut, nicht nur wegen der Dacia-Verkaufszahlen, sondern auch wegen einer Imagebesserung", erklärt Chauvet. Für die Marke, die bisher als "das billigste Auto in der Stadt" galt, sieht er eine Aufwertung kommen: "Ich glaube, dass der Dacia-Marktanteil in Deutschland nach dem Auslaufen der Verschrottungsprämie höher als vorher sein wird."

Beliebt in Frankreich

Renault feiert heuer zehn Jahre seit dem Einstieg bei Dacia. Anfang Oktober 1999 wurde dieÜbernahme von zunächst 51 Prozent des rumänischen Autoherstellers finalisiert. Der damalige Renault-Chef Louis Schweitzer hat damit seine Vision von erschwinglichen Autos realisiert. Ursprünglich sollte Dacia gar nicht in Westeuropa verkauft werden, doch die Strategie wurde geändert. Besondersbeliebt ist die rumänische Marke seither in der Heimat von Renault.

"Die Dacia-Einführung in Frankreich war ein gewaltiger Erfolg", erzählt Chauvet, bis vor Kurzem für das Land zuständig. 2006 wurden in Frankreich rund 18.000 Dacia verkauft. Ein Jahr später waren es 33.000 und im Vorjahr an die 50.000 Autos. "Eines Tages werden wir in Frankreich 100.000 Dacia pro Jahr verkaufen", ist Chauvet überzeugt.

"Neuer Schock für den Markt"

Den nächsten Schritt in Richtung Markenaufwertung wird Dacia mit einem SUV tun, das im Frühjahr auf den Markt kommt. Das Auto ist unter der firmeninternen Bezeichnung H79 bekannt. In Genf und Frankfurt wurde als erster Vorgeschmack die futuristische Designstudie Duster gezeigt. "Wir rechnen damit, dassdieses Auto ein neuer Schock für den Automarkt sein wird", sagt Chauvet, wenngleich der Preis nicht ganz so niedrig wie beim Logan sein werde. Er erwartet, dass der SUV ähnlich erfolgreich wie der Logan Kombi sein wird.

Innovativ waren auch die Einkaufsmanager bei der Suche nach Zulieferern. So werden etwa Scheinwerfer aus dem Werk von Automotive Lighting im russischen Rjasan kommen. Ein kleines Stück des Dacia-SUV konnten auch aufmerksame IAA-Besucher sehen: Der in Europa kaum bekannte indische Zulieferer Metalman Auto zeigte ein Metallteil, das für die Aufhängung bestimmt ist.

Insgesamt wird Dacia heuer laut Chauvet 240.000 bis 250.000 Autos bauen und damit etwa auf Vorjahresniveau liegen. Die Kapazität des rumänischen Werks beträgt 360.000 Autos pro Jahr: Genug Wachstumspotenzial ist also vorhanden.