Die Liste liest sich wie ein "Who "s who" der europäischen Zuliefererindustrie: Edscha, Eybl, Karmann, Plastal, Stankiewicz, tedrive, TMD Friction und Wagon Automotive zählen zu den bekannten Unternehmen, die seit Herbst Insolvenz anmelden mussten. Dazu kommen viele kleinere Firmen, die von der Oberfläche verschwinden. Auch in Amerika melden viele Lieferanten große Schwierigkeiten. Zu den Dauerproblemfällen wie Delphi sind in den letzten Wochen mit Hayes-Lemmerz und Visteon zwei prominente Insolvenzfälle hinzugelangt

Für einige Firmen konnten Lösungen gefunden werden. So wurde Eybl von der Prevent-Gruppe übernommen, TMD Friction ging an die Pamplona Capital Management. Die amerikanische IAC Group (International Automotive Components) übernimmt die Vermögenswerte von Stankiewicz. Doch weitere Insolvenzen drohen.

Schlechte Aussichten

Die Talsohle sei längst nicht erreicht, warnt Stephan Keese, Principal des automotiven Bereichs von Roland Berger Strategy Consultants: "Wir rechnen damit, dass es zwischen November des Vorjahres und Ende 2009 im deutschsprachigen Raum zu insgesamt 100 bis 150 Insolvenzen bei Zulieferern kommt." Zwischen November und Mitte Mai waren es immerhin schon 45.

Ein Massensterben von Zulieferbetrieben droht in Nordamerika. Bis zu 500 Betriebe stünden allein heuer vor der Insolvenz, warnten die Chefs der beiden führenden Branchenverbände OESA und MEMA bei einem Treffen mit Regierungsvertretern. Die Zulieferer fordern daher staatliche Kreditgarantien. "Bei optimistischen Annahmen kommen wir auf einen Bedarf von 8 bis 10 Milliarden Dollar", heißt es in der Vorlage der Verbände in Washington. Doch das Weiße Haus hat den Hilferuf nicht erhört.

"Der Natur ihren Lauf lassen"

Doch nicht alle Zulieferer sehen die Situation so tragisch. "Die Obama-Administration hat den Zulieferern bereits durch die Stützung von General Motors und Chrysler indirekt Hilfe zugeführt", erklärte Don Walker, Co-CEO von Magna International, bei einer Veranstaltung in Detroit. Laut Walker soll die Regierung Autohersteller unterstützen, darüber hinaus soll man aber "der Natur ihren Lauf lassen".

Zulieferer wie Magna sind einerseits von der Krise genauso betroffen wie die anderen, können aber auf der anderen Seite auch die Aufträge von insolventen und maroden Konkurrenten übernehmen und dadurch leichter aus der Krise kommen.

Autohersteller mit Krisenmanagement

Für die Autohersteller heißt es, flexibel auf die Probleme der Lieferanten zu reagieren. "Wir haben im Konzern ein sogenanntes Insolvenzmanagement. Alle Fälle, die dort hochkommen, werden von dieser zentralen Stelle abgearbeitet", erklärt Holger Kintscher, Skoda-Vorstand für den kaufmännischenBereich. "In erster Linie versuchen wir natürlich, unsere Lieferanten zu retten, zumindest die, die langjährig mit uns eine faire und gute Partnerschaft eingegangen sind, die lässt man nicht so einfach in die Insolvenz abrutschen."

Auch im Fall des Schallisolationsteilelieferanten Stankiewicz haben Kunden wie BMW oder Daimler die in Schwierigkeiten geratene Firma unterstützt. Dabei wurden beispielsweise Rechnungen früher beglichen und neue Projekte vergeben. Die Autofirmen haben Stankiewicz auch bei der Suche nach Investoren geholfen.

"Wir haben wegen Zuliefererinsolvenzen noch keinen Motor verloren", sagt Dipl.-Ing. Gerhard Wölfel, Geschäftsführer des BMW-Motorenwerks in Steyr. Doch es kommt laut Wölfel schon vor, dass man einen Zulieferer unterstützt, ihn etwa zur Bank begleitet, damit er eine Zahlungsstundung bekommt. Dieses Engagement habe aber seine Grenzen: "Wir werden nicht alle retten können", so Wölfel. (HOM)