Der Markt wird anspruchsvoller, die Fahrzeugtechnik komplizierter:
Das macht Werkstattsystemeüberlebenswichtig. Doch wie positionieren
sich die unterschiedlichen Konzepte?
Unsere Entscheidung war richtig", ist Josef Buchsteinerüberzeugt.
Der Mechanikermeister betreibt in Pfarrwerfen eine freie Werkstätte
mit angeschlossener Garage. 2005 entschloss er sich zu einem
umfassenden Neubau, gleichzeitig wurde er Partner von Bosch Car
Service: Heute lobt er vor allem das Schulungsangebot und den
einheitlichen Standard aller Konzeptbetriebe: "Damit weiß der Kunde,
dass er sich auf unser Netz verlassen kann." In Neusiedl ist Roland
Zsoldos als Kia-Händler erfolgreich. Dennoch kooperiert er auch mit
einem Werkstattsystem: "Die Kosten sind überschaubar, der Nutzen
überzeugend", fasst Zsoldos die seit 1998 bestehende Mitgliedschaft
bei ad Autodienst zusammen. Diese hilft ihm beispielsweise, in der
Werkstatt einen Fremdmarkenanteil von über 50 Prozent zu erreichen.
Ob freier Betrieb oder Markenautohaus: Immer mehr Unternehmer
entscheiden sich für die Zusammenarbeit mit Werkstattkonzepten.
Gleichzeitig wächst die Auswahl an Systemen.
Qualität im Fokus
Der Name ist Programm: Mit 1 1a Autoservice will KSM
Werkstattdienstleistungen höchster Qualität anbieten. Dazu gehören
Innovationen wie die Reparaturfinanzierung, die man (ebenso wie Bosch
Car Service) neuerdings mit der Santander Bank anbietet. "Das passt
sehr gut in die heutige Zeit", sagt Prokurist Andreas Baudermann, der
auf 75 österreichische Konzeptpartner verweisenkann. Mittelfristig
sei mit bis zu 120 Mitgliedern zu rechnen. Auch M Meisterhaft, das
Konzept von Stahlgruber, führt den Qualitätsanspruch im Titel.
Konzeptleiter Peter Hiden betont, wie wichtig ihm eine nachhaltige
Zusammenarbeit sei: "Wer ein Werkstattsystem nur betreibt, um mit
Sonderkonditionen den Teileverkauf anzukurbeln, hat den Sinn dahinter
nicht verstanden." Umsatzverpflichtungen sind für Hiden daher kein
Thema, stattdessen setzt er auf Beratung und ein modular aufgebautes
Dienstleistungskonzept. Dank zehn Neuzugängen ist Meisterhaft in den
vergangenen Monaten auf 106 Standortegewachsen, 2010 soll mit 125
bis 130 Betrieben der endgültige Umfang erreicht werden.
Prominente Werbung
Auf eine erfolgreiche Frühjahrskampagne blickt ad Autodienst zurück:
Das Werkstattkonzept von Birner will seinen 119 Mitgliedern mit
bundesweiten Radio- und Inseratenkampagnen Kunden zuführen.
Prominentes Testimonial ist dabei der Schauspieler Wolfgang Böck.
"Die Resonanz war sehr gut", sagt Konzeptbetreuer Franz Lettner, der
bei 119 Mitgliedsbetrieben nicht mehr allzu viele weiße Flecken auf
der Landkarte sieht. Seit dem Jahreswechsel bietet Birner mit A
Automobil-Meisterwerkstatt ein zweites, auf technische Informationen
und Teilebezug konzentriertes Konzept an: Hatte man ursprünglich mit
70 Teilnehmern bis Ende 2009 gerechnet, gibt es jetzt schon 90
Konzeptbetriebe. Besonders beliebt, erzählt Lettner, sei die mit dem
Konzept verknüpfte Mobilitätsgarantie: "Immer mehr Kunden fordern
diese auch in freien Betrieben."
Marketing und Technik
Mit einer Mobilitätsgarantie will auch P PlusService punkten: Im
vergangenen Herbst wurde das System von Derendinger nach Schweizer
Vorbild ins Leben gerufen. "Seither sind mehr als 60 konkrete
Anfragen eingegangen", berichtet Marketingleiter Taro Ebihara. Daher
werde man heuer auf mindestens 30 Partner kommen, 17sind jetzt schon
aktiv. "Im Marketing richten wir uns an die regionale Zielgruppe der
Betriebe", erklärt Ebihara, der mit einer umfassenden Auswahl an
Drucksorten und Werbemitteln aufwarten kann. ProfiService heißt das
junge, doch schon 48 Werkstätten umfassende Konzept der
Teilehändlergenossenschaft ATP. Marketingmaßnahmen wie einheitliche
Arbeitskleidung und die erste Systemtagung im Herbst stehen derzeit
im Mittelpunkt der Aktivitäten von Systembetreuer Andreas Schopf.
Neben einer Vollmitgliedschaft bietet der engagierte
Niederösterreicher die Möglichkeit an, technische Dienstleistungen
ohne gemeinsames Marketing zu nützen: "Das ist zum Beispiel eine
wichtige Unterstützung für Markenbetriebe, die sich zusätzliches
Knowhow für das Gebrauchtwagengeschäft sichern wollen." Noch gar
nicht am Markt ist das Werkstattkonzept A AutoServicePartner: Kurz
ASP genannt, wird es von der Einkaufsgemeinschaft Carat seit Jahren
in Deutschland erfolgreich umgesetzt. Anfang 2010 plant der
bayerische Teilehändler goGlas, seit Kurzem bekanntlich in Salzburg
aktiv, die Einführung in Österreich. "Wir arbeiten bereits mit 60
deutschen Partnern zusammen, in der ganzen Carat-Gruppe sind es über
500", berichtet Geschäftsführer Dieter Glas.
Traditionsreichster Anbieter Andreas Stangl kann für sich in Anspruch
nehmen, das weltweit älteste Werkstattkonzept zu vertreten: Der erste
Bosch-Dienst in der Alpenrepublik wurde 1923 gegründet, heute umfasst
Bosch Car Service 96 österreichische Betriebe. "Unser Ziel für heuer
wären lediglich 90 Standorte gewesen", freut sich Stangl über das
außerordentlich große Interesse. Vor allem in Vorarlberg, dem
Burgenland, in Kärnten sowie Teilen der Steiermark wolle man
demnächst das Netz weiter verdichten. 2011 soll das betont
hochwertige, damit aber auch teurere System mit 105 Standorten den
Markt bundesweit abdecken. Zweites Full-Service-Konzept im Programm
von Bosch ist A AutoCrew: Nachdem der Stuttgarter Konzern das bis vor
Kurzem von ZF Trading betriebene System übernommen hat, soll es
weltweit ausgebaut werden. Das gilt auch für Österreich, wo derzeit
36 Mitglieder aktiv sind. "Die bestehenden Verträge werden gekündigt,stattdessen werden wir neue Vereinbarungen anbieten", erläutert
Thomas Papez, Verkaufsleiter von Bosch, die für die Sommermonate
geplante Integration. Nach einem Event mit den Partnern, bei dem das
umfassende neue Dienstleistungsangebot präsentiert wird, ist eine
Erweiterung auf 50 bis 70 Partnergeplant. Strategisch positioniert
Papez AutoCrew als leichter zugängliche Alternative zu Bosch Car
Service.
Anders als die anderen
Üblicherweise werden Werkstattkonzepte vom Teilehandel betrieben.
Eine Ausnahme ist A Automeister: Das Konzept gehört seit einiger Zeit
zur deutschen point-S-Gruppe, die mit ihren österreichischen
Namensvettern übrigens unternehmensrechtlich nicht verwandt ist. "Die
Vorteile dieses Konzeptes liegen auf der Hand", meint Marketingleiter
Stefan Brohs: "Der Partner bleibt unabhängig, kann flexibel und
schnell auf Marktgeschehnisse reagieren und muss nicht irgendwelche
Abnahmeverpflichtungen erfüllen." In Österreich scheint Automeister
freilich noch auf der Selbstsuche zu sein. Das Konzept stagniert bei
5 Partnern, der erwünschte Master-Franchisenehmer mit lokalen Wurzeln
wurde bislang nicht gefunden. Neben der Fülle an "großen"
Werkstattsystemen warten viele Anbieter mit produkt-oder
markenbezogenen Konzepten auf, die ebenfalls eine wichtige
Unterstützung im Betriebsalltag sein können. Der Werkstattinhaber hat
also die sprichwörtliche Qual der Wahl. Für wen auch immer er sich
entscheidet, er sollte es jedenfalls bald tun: "Einzelkämpfer", meint
nicht nur der Salzburger Bosch-Partner Buchsteiner, "werden in
Zukunft nur mehr schwer arbeiten können."