Glanzvolle Autohäuser an teuren Standorten: Diese "Geschäftsidee" ist keineswegs neu. Zu Zeiten, als die längst verblichene Tarbuk-Gruppe noch Importeur von Nissan, Saab, Jaguar, MG und Rover war, wurde der Entschluss gefasst, sich in Salzburg mit einem neuen Standort ein Denkmal zu setzen. Einerseits mit einem"Flagship-Store" für Jaguar und Land Rover, anderseits als Alfa-Händler unter dem Namen "AutoItalia".

Allerdings waren (und sind) dafür geeignete Grundstücke im Zentrum von Salzburg kaum zu bekommen.

Verworrene Konstruktion

Somit entschloss sich die Familie, in der Sterneckstraße auf fremdem Grund zu bauen -also ein Superädifikat, bei dem der Standort weiterhin dem Grundeigentümer und nicht dem Bauherrn des Autohauses gehört.

Finanziert wurde derüppige Neubau mittels Leasingvertrag der Oberbank. Diese hat dem Grundeigentümer dafür einen Baurechtszins zu zahlen. Bleibt sie ihn schuldig, fallen die auf dem Grund errichteten Bauwerke kostenlos dem Grundeigentümer in den Schoß. Dieser hat daher keinerlei Veranlassung, sich von seinem Grundeigentum zu trennen.

Beim Auslaufen des Leasingvertrages gehört dem Kfz-Unternehmer nun allerdings nicht das Autohaus, sondern nur das zeitlich befristete Superädifikat, für das er dem Grundherrn weiterhin regelmäßig den entsprechenden Obulus zu entrichten hat. Im Gegensatz zu dem sonst üblichen Immobilienleasing verbleibt dem Leasingnehmer bei dieserKonstruktion kein immer wertvoller werdendes Autohaus, sondern ein von Jahr zu Jahr immer wertloseres Superädifikat.

"Zu hohe Fixkosten"

So lange Tarbuk noch die Importeursagenden hatte, konnten die Verluste aus dem Einzelhandelsstandort mit den Erträgen aus dem Importgeschäft abgedeckt werden. Doch 2001 kam es zur Kündigung der lukrativen Importverträge für Nissan, Saab und Jaguar. Damit blieb der geschrumpfte Importeur auf dem kostspieligen Salzburger Prestigeobjekt sitzen.

Der 2003 zur Tarbuk-Sanierung herbeigeeilte Dr. Erhard Grossnig holte sich den treuen Tarbuk-Vasallen Christian Politschnig, um in Salzburg doch noch das Ruder herumzureißen. "Der Wurm waren die zu hohen Fixkosten", zieht dieser rückblickend einen Schlussstrich unter diese Sanierungsversuche. Im August 2007 zog Grossnig die Notbremse und schickte das Salzburger Autohaus in den Konkurs. "Mehr als die Hälfte aller Autohändler verdient mit dem Autoverkauf kein Geldund steigert von Tag zu Tag die Verluste", erläuterte er im September 2007 den Lesern von AUTO&Wirtschaft seinen weitgehenden Ausstieg aus dem Autogeschäft.

Mut zum Abenteuer

Die Oberbank stand vor dem Problem, als Leasinggeber auf einem leeren Autohaus zu sitzen, für das auch noch regelmäßig ein Baurechtszins zu zahlen war. Es musste somit ein neuer Unternehmer für das teure Autohaus her. Den Mut zum Abenteuer hatte Michael Dvorak, der den Salzburger Standort schon aus seinen Tarbuk-Zeiten kannte. Zuvor hatte er sich in Brunn am Gebirge den Ford-Betrieb des aus der Branche ausgeschiedenen Ferdinand Meißner an Land gezogen. Nun wollte er sich in Salzburg, unterstützt von seinem Geschäftspartner Stephan Eckhart, ein zweites Standbein aufbauen. Der Oberbank war dies sehr willkommen und dem Italo-Importeur kam dieser prestigeträchtige Standort fürFiat, Alfa Romeo und Lancia ebenfalls gelegen. Dazu kam, dass Dvorak parallel bereit war, am Wiener Fiat-Importstandort trotz störender Großbaustelle weiterhin das "Autohaus Schönbrunn" zu betreiben.

Erfolgsmodell am Ende

Als Lohn für diese Mühen wurden Dvorak und sein Partner Eckhart mit der Verwertung von Fiat-Firmenfahrzeugen und Kurzzulassungen belohnt. Mit dem Wechsel an der österreichischen Fiat-Spitze verlor Dvorak&Partner jedoch die für die teuren Standorte erforderliche schützende Hand. Die Kosten für ein in dieser Betriebsgröße erforderliches Fahrzeuglager zehrte ohne Unterstützung des Importeurs an der Substanz. "Mit den schmalen Margen im unteren Segment lassen sich die Kosten eines teuren Standorts nicht erwirtschaften", plaudert Politschnig aus der Schule. "Und im lukrativeren Obersegment hat man meist Autos mit der falschen Ausstattung am Lager."

Nach der Fertigstellung der neuen Fiat-Zentrale in Schönbrunn wurde dort ein Dvorak-Autohaus nicht mehr benötigt. Angesichts des damit verbundenen Vertrauensverlustes erinnerte sich Dvorak an seine (ohnehin nie ganz aufgegebenen) Wurzeln bei Ford. Eine Trennung von der teuren Salzburger AutoItalia wurde geplant, Eckhart sollte mit der Filiale fürderhin allein zurechtkommen -was offenbar Fiat nicht behagte, weshalb sich die auf Trennung sinnenden Partner für diesen Standort eine neue Marke anlachen wollten: Peugeot.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit Erträgen dieser Marke diesen Standort finanzieren kann", kommentiert Politschnig die in Salzburg kursierenden Gerüchte.

"Bummerl" bei der Bank

Die Pleite von "Dvorak&Partner" macht diese Pläne ohnehin hinfällig. Auf dem ehemaligen Gebrauchtwagenplatz soll nun eine Rot-Kreuz-Zentrale gebaut werden. Dvorak möchte sich mit einer 20-Prozent-Quote, zahlbar innerhalb von 2 Jahren, von seinen ehemaligen Expansionsplänen verabschieden. Die Gläubiger stimmen über den Sanierungsplan am 20. November ab.

Das Bummerl bleibt derzeit der Oberbank. "Zwei Konkurse an einem Standort sind eine Warnung", verweist Politschnig auf die Schwierigkeit, in dem von Porsche beherrschten Salzburg mit einem kostspieligen Autohaus in der Sterneckstraße Geld zu verdienen. Freuen kann sich Willi Gruber, der als Grundeigentümer auf diese Weise billig zu einem Autohaus kommen könnte. Oder die Mobil Oil Austria AG, die an diesem Grundstück als Hauptmieter seit 1979 ein Vorkaufsrecht hat.

Zu neuen Ufern

Seit seiner Jugend in der Kfz-Branche tätig, machte Stephan Eckhart bei Ford Wien die Bekanntschaft seines zukünftigen Geschäftspartners. 2004 erwarb er 20 Prozent am gemeinsamen Unternehmen, später sollte er die Salzburger Auto-Italia übernehmen und Michael Dvorak die Konzentration auf den Hauptbetrieb in Brunn ermöglichen -doch Eckhart entschied sich gegen den Plan und für den Wechsel in den Dienstleistungsbereich: Ab sofort ist er beim Gebrauchtwagen-Versteigerungsunternehmen "auction4you" für das Geschäft in Österreich sowie in Ungarn, Bayern und Baden-Württemberg verantwortlich. Der Geschäftsführer und Alleineigentümer ist ein alter Bekannter: Josef A. Mayr, der Fiat-Importchef während der besten Zeiten von Dvorak&Partner. "Derzeit werden an den beiden deutschen Standorten Neunburg und Duren 2 Auktionen pro Woche abgehalten", erklart Eckhart. Vor allem das bayerische Neunburg sei fur osterreichische Auktionsteilnehmer gut geeignet, daruber hinaus seien bei den Versteigerungen auch Online-Gebote moglich. Auch reine Online-Auktionen sowie Vor-Ort-Versteigerungen mithilfe eines Auktionsfahrzeugs wollen Eckhart und Mayr im Auftragösterreichischer (Groß-)Kunden abhalten: mehr dazu in der nächsten Ausgabe von AUTO&Wirtschaft.

Konzentration auf Brunn?

Während die Trennung von AutoItalia so gut wie fix ist, steht die Zukunft des Stammbetriebs von Dvorak&Partner in Brunn am Gebirge in den Sternen. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses war der Ford-, Fiat-, Alfa-, Lancia-und Abarth-Handelsbetrieb jedenfalls noch geöffnet. Dvorak selbst hofft auf den positiven Abschluss des Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung, um danach "wieder klein anfangen" zu können: "Wir müssen zurück an den Start." Verläuft alles nach Plan, würde dies eine verkleinerte Fortsetzung der Aktivitäten in Brunn -wohl aber ohne diebisherigen Subhändler - bedeuten.