Mit großen Hoffnungen übernahmen Michael Dvorak und Stephan Eckhart
im Frühjahr 2008 den Traditionsbetrieb "AutoItalia" in Salzburg. 4
Jahre später ist das Autohaus pleite -und mit ihm der
niederösterreichische Stammbetrieb des Autohändlerduos.
Glanzvolle Autohäuser an teuren Standorten: Diese "Geschäftsidee" ist
keineswegs neu. Zu Zeiten, als die längst verblichene Tarbuk-Gruppe
noch Importeur von Nissan, Saab, Jaguar, MG und Rover war, wurde der
Entschluss gefasst, sich in Salzburg mit einem neuen Standort ein
Denkmal zu setzen. Einerseits mit einem"Flagship-Store" für Jaguar
und Land Rover, anderseits als Alfa-Händler unter dem Namen
"AutoItalia".
Allerdings waren (und sind) dafür geeignete Grundstücke im Zentrum
von Salzburg kaum zu bekommen.
Verworrene Konstruktion
Somit entschloss sich die Familie, in der Sterneckstraße auf fremdem
Grund zu bauen -also ein Superädifikat, bei dem der Standort
weiterhin dem Grundeigentümer und nicht dem Bauherrn des Autohauses
gehört.
Finanziert wurde derüppige Neubau mittels Leasingvertrag der
Oberbank. Diese hat dem Grundeigentümer dafür einen Baurechtszins zu
zahlen. Bleibt sie ihn schuldig, fallen die auf dem Grund errichteten
Bauwerke kostenlos dem Grundeigentümer in den Schoß. Dieser hat daher
keinerlei Veranlassung, sich von seinem Grundeigentum zu trennen.
Beim Auslaufen des Leasingvertrages gehört dem Kfz-Unternehmer nun
allerdings nicht das Autohaus, sondern nur das zeitlich befristete
Superädifikat, für das er dem Grundherrn weiterhin regelmäßig den
entsprechenden Obulus zu entrichten hat. Im Gegensatz zu dem sonst
üblichen Immobilienleasing verbleibt dem Leasingnehmer bei dieserKonstruktion kein immer wertvoller werdendes Autohaus, sondern ein
von Jahr zu Jahr immer wertloseres Superädifikat.
"Zu hohe Fixkosten"
So lange Tarbuk noch die Importeursagenden hatte, konnten die
Verluste aus dem Einzelhandelsstandort mit den Erträgen aus dem
Importgeschäft abgedeckt werden. Doch 2001 kam es zur Kündigung der
lukrativen Importverträge für Nissan, Saab und Jaguar. Damit blieb
der geschrumpfte Importeur auf dem kostspieligen Salzburger
Prestigeobjekt sitzen.
Der 2003 zur Tarbuk-Sanierung herbeigeeilte Dr. Erhard Grossnig holte
sich den treuen Tarbuk-Vasallen Christian Politschnig, um in Salzburg
doch noch das Ruder herumzureißen. "Der Wurm waren die zu hohen
Fixkosten", zieht dieser rückblickend einen Schlussstrich unter diese
Sanierungsversuche. Im August 2007 zog Grossnig die Notbremse und
schickte das Salzburger Autohaus in den Konkurs. "Mehr als die Hälfte
aller Autohändler verdient mit dem Autoverkauf kein Geldund steigert
von Tag zu Tag die Verluste", erläuterte er im September 2007 den
Lesern von AUTO&Wirtschaft seinen weitgehenden Ausstieg aus dem
Autogeschäft.
Mut zum Abenteuer
Die Oberbank stand vor dem Problem, als Leasinggeber auf einem leeren
Autohaus zu sitzen, für das auch noch regelmäßig ein Baurechtszins zu
zahlen war. Es musste somit ein neuer Unternehmer für das teure
Autohaus her. Den Mut zum Abenteuer hatte Michael Dvorak, der den
Salzburger Standort schon aus seinen Tarbuk-Zeiten kannte. Zuvor
hatte er sich in Brunn am Gebirge den Ford-Betrieb des aus der
Branche ausgeschiedenen Ferdinand Meißner an Land gezogen. Nun wollte
er sich in Salzburg, unterstützt von seinem Geschäftspartner Stephan
Eckhart, ein zweites Standbein aufbauen. Der Oberbank war dies sehr
willkommen und dem Italo-Importeur kam dieser prestigeträchtige
Standort fürFiat, Alfa Romeo und Lancia ebenfalls gelegen. Dazu kam,
dass Dvorak parallel bereit war, am Wiener Fiat-Importstandort trotz
störender Großbaustelle weiterhin das "Autohaus Schönbrunn" zu
betreiben.
Erfolgsmodell am Ende
Als Lohn für diese Mühen wurden Dvorak und sein Partner Eckhart mit
der Verwertung von Fiat-Firmenfahrzeugen und Kurzzulassungen belohnt.
Mit dem Wechsel an der österreichischen Fiat-Spitze verlor Dvorak&Partner jedoch die für die teuren Standorte erforderliche schützende
Hand. Die Kosten für ein in dieser Betriebsgröße erforderliches
Fahrzeuglager zehrte ohne Unterstützung des Importeurs an der
Substanz. "Mit den schmalen Margen im unteren Segment lassen sich die
Kosten eines teuren Standorts nicht erwirtschaften", plaudert
Politschnig aus der Schule. "Und im lukrativeren Obersegment hat man
meist Autos mit der falschen Ausstattung am Lager."
Nach der Fertigstellung der neuen Fiat-Zentrale in Schönbrunn wurde
dort ein Dvorak-Autohaus nicht mehr benötigt. Angesichts des damit
verbundenen Vertrauensverlustes erinnerte sich Dvorak an seine
(ohnehin nie ganz aufgegebenen) Wurzeln bei Ford. Eine Trennung von
der teuren Salzburger AutoItalia wurde geplant, Eckhart sollte mit
der Filiale fürderhin allein zurechtkommen -was offenbar Fiat nicht
behagte, weshalb sich die auf Trennung sinnenden Partner für diesen
Standort eine neue Marke anlachen wollten: Peugeot.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit Erträgen dieser Marke
diesen Standort finanzieren kann", kommentiert Politschnig die in
Salzburg kursierenden Gerüchte.
"Bummerl" bei der Bank
Die Pleite von "Dvorak&Partner" macht diese Pläne ohnehin hinfällig.
Auf dem ehemaligen Gebrauchtwagenplatz soll nun eine
Rot-Kreuz-Zentrale gebaut werden. Dvorak möchte sich mit einer
20-Prozent-Quote, zahlbar innerhalb von 2 Jahren, von seinen
ehemaligen Expansionsplänen verabschieden. Die Gläubiger stimmen über
den Sanierungsplan am 20. November ab.
Das Bummerl bleibt derzeit der Oberbank. "Zwei Konkurse an einem
Standort sind eine Warnung", verweist Politschnig auf die
Schwierigkeit, in dem von Porsche beherrschten Salzburg mit einem
kostspieligen Autohaus in der Sterneckstraße Geld zu verdienen.
Freuen kann sich Willi Gruber, der als Grundeigentümer auf diese
Weise billig zu einem Autohaus kommen könnte. Oder die Mobil Oil
Austria AG, die an diesem Grundstück als Hauptmieter seit 1979 ein
Vorkaufsrecht hat.
Zu neuen Ufern
Seit seiner Jugend in der Kfz-Branche tätig, machte Stephan Eckhart
bei Ford Wien die Bekanntschaft seines zukünftigen Geschäftspartners.
2004 erwarb er 20 Prozent am gemeinsamen Unternehmen, später sollte
er die Salzburger Auto-Italia übernehmen und Michael Dvorak die
Konzentration auf den Hauptbetrieb in Brunn ermöglichen -doch Eckhart
entschied sich gegen den Plan und für den Wechsel in den
Dienstleistungsbereich: Ab sofort ist er beim
Gebrauchtwagen-Versteigerungsunternehmen "auction4you" für das
Geschäft in Österreich sowie in Ungarn, Bayern und Baden-Württemberg
verantwortlich. Der Geschäftsführer und Alleineigentümer ist ein
alter Bekannter: Josef A. Mayr, der Fiat-Importchef während der
besten Zeiten von Dvorak&Partner. "Derzeit werden an den beiden
deutschen Standorten Neunburg und Duren 2 Auktionen pro Woche
abgehalten", erklart Eckhart. Vor allem das bayerische Neunburg sei
fur osterreichische Auktionsteilnehmer gut geeignet, daruber hinaus
seien bei den Versteigerungen auch Online-Gebote moglich. Auch reine
Online-Auktionen sowie Vor-Ort-Versteigerungen mithilfe eines
Auktionsfahrzeugs wollen Eckhart und Mayr im Auftragösterreichischer
(Groß-)Kunden abhalten: mehr dazu in der nächsten Ausgabe von AUTO&Wirtschaft.
Konzentration auf Brunn?
Während die Trennung von AutoItalia so gut wie fix ist, steht die
Zukunft des Stammbetriebs von Dvorak&Partner in Brunn am Gebirge in
den Sternen. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses war der Ford-,
Fiat-, Alfa-, Lancia-und Abarth-Handelsbetrieb jedenfalls noch
geöffnet. Dvorak selbst hofft auf den positiven Abschluss des
Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung, um danach "wieder klein
anfangen" zu können: "Wir müssen zurück an den Start." Verläuft alles
nach Plan, würde dies eine verkleinerte Fortsetzung der Aktivitäten
in Brunn -wohl aber ohne diebisherigen Subhändler - bedeuten.