"Nichts Negatives zu sagen, alles im grünen Bereich"<br /><br />Nicht an der EU-Umfrageüber die unfairen Handelspraktiken beteiligt
hat sich Harald Kaufmann, Seat-Händler aus Zell am See, und zwar aus
einem einfachen Grund: "Wir haben mit dem Importeur die beste
Zusammenarbeit, es gibt nichts Negatives zu sagen.
" Alles sei im
"grünen Bereich", ergänzt Kaufmann. Viel mehr ärgern den Seat-Händler
die hohen Steuern und Zuschläge in Österreich: "Unsere Kunden sind
die einzigen, die eine so hohe Steuerlast tragen müssen."
"Keine Zeit, weil das Geschäft läuft"
Nicht an der EU-Umfrage beteiligt hat sich Gerhard Bickel,
Mitsubishi-Händler aus Schlins. "Im Moment habe ich mit dem Verkauf
der E-Autos so viel zu tun, dass ich mich mit dem Thema nicht
beschäftigen konnte." Es gelte die Spielregel: "Wenn das Geschäft gut
läuft, dann funktioniert auch das Verhältnis mit dem Importeur -und
umgekehrt." Da sehe man über manche Ungereimtheiten hinweg. Faktum
sei, dass die Hersteller ihre Schäfchen ins Trockene gebracht hätten,
es aber bei den Händlern nicht so gut aussehe.
"Nach erstem Zögern doch noch beteiligt"
Anfänglich wollte Martin Gertl, Ford-und Suzuki-Händler in Kramsach,
sich nicht an der EU-Umfrage beteiligen: "Ich bin ja bei beiden
Marken nur ein Subhändler. Da sollten die großen Händler mitmachen."
Doch je mehr er es sich überlegte, umso stärker wurde in Gertl der
Entschluss, auch in diesemBereich aktiv zu werden (und nicht wie
üblich "nur" als Landesinnungsmeister der Kfz-Techniker)."Es ist ja
wirklich ein Wahnsinn, was die Hersteller alles von den Händlern
verlangen. Und wenn wir noch höhere Standards erfüllen müssen, werden
die Stundensätze noch weiter steigen."
"Die andere Sicht der Dinge sehen"
Er begrüße, dass die EU in Brüssel endlich auch "die andere Sicht der
Dinge" sehen wolle, sagt Adolf Seifried, Chef eines Autohauses
(Hyundai, Mitsubishi) in Grieskirchen. Denn bei der Präsentation der
neuen GVO vor eineinhalb Jahren habe die Kommission in Brüssel vor
allem darauf geachtet, dass die Interessen der Hersteller gewahrt
würden. "Es gibt einige Dinge, die ungerechtfertigt sind", sagt
Seifried . Daher habe er bei der Umfrage zu den unfairen
Handelspraktiken "natürlich mitgemacht", obwohl er beim ersten
Versuch am komplizierten Aufbau gescheitert sei.
"Nichts wird rauskommen"
Als Gegner der EU-Umfrage erweist sich der Ford-Händler Gerhard
Burgstaller aus Spittal an der Drau: "Eine Beteiligung kostet nur
Zeit und ist meiner Meinung nach unnotwendig, weil nichts
herauskommen wird." Daher habe sein Autohaus auch nicht mitgemacht,
sagt Burgstaller, der gleichzeitig Kritik an der seiner Meinung nach
schlechten Branchenvertretung übt: "Die Autolobby hat in Österreich
keine gescheite Vertretung, obwohl wir so viele Arbeitsplätze
schaffen." Und das gehe schon seit Jahren so: "Denken Sie nur an die
Einführung der 3-2-1-Regelung bei den §-57a-Intervallen."
"Verpflichtung, Lage zu schildern"
"Diese Gelegenheit muss man einfach nützen. Für jeden Autohändler
muss es geradezu eine Verpflichtung sein, seine Lage zu schildern."
Mit klaren Worten erklärt Komm.-Rat Ing. Josef Puntinger, Autohändler
aus Leoben (Fiat, Alfa, Hyundai, Mitsubishi), warum auch er an der
Umfrage teilgenommen hat. "Ich war als Kammerfunktionär aucheinige
Male in Brüssel und habe gesehen, dass dort sehr viel für die
Konsumenten, aber sehr wenig für uns Händler getan wird."
"Keine Verträge, da finden Diktate statt"
Erfreutüber die Möglichkeit, seine Meinung zu äußern, ist Dr. Karl
Grosse, Geschäftsführer des gleichnamigen Mehrmarkenautohauses in
Wien (Nissan, Peugeot, Chevrolet, Daihatsu). Grosse zeigt sich über
die Vorgangsweise der Importeure empört: "Die schließen ja keine
Verträge, da finden Diktate statt", sagt er. Spielregeln würden ganz
einfach geändert, Dinge vorgeschrieben. Sauer stoßen Grosse vor allem
die ständige Kürzung von Händlerspannen und die Änderung der
Zahlungsziele auf. Dies habe er nun auch der EU nach Brüssel
berichtet, so der Händler.
"Jeder Unternehmer muss wissen, ob er sich beteiligt"
"Ja, ich habe mich an der Umfrage beteiligt", sagt Ing. Thomas
Berger, Chef des gleichnamigen VW-Audi-Autohauses in Zwettl:
Technische und bürokratische Probleme sind Berger nicht aufgefallen.
Der Händler vergleicht die Teilnahme an der Umfrage mit dem Gang zur
Wahlurne bei politischen Wahlen: "Da entscheidet auch jeder selbst,
ob er hingeht." Ähnlich sei es mit der Teilnahme an der EU-Umfrage:
"Jeder ist aufgerufen, seine Chance zunützen, um mögliche Probleme
oder Ungereimtheiten mit dem Lieferanten kund zu tun. Der direkte Weg
ist oft der bessere, wenn auch langsamere."
"Kein Grund zur Klage, daher machen wir nicht mit"
Es ist ein seltenes Bild in derösterreichischen Autobranche, das
sich beim Besuch des Kia-Autohauses von Roland Zsoldos in Neusiedl
bietet: "Unser Importeur ist fair", sagt der Firmenchef, "und wir
haben überhaupt keinen Grund zur Klage." Daher beteilige er sich auch
nicht an der Umfrage der EU-Kommission über unfaire Handelspraktiken.
Zsoldos hatte 1998 -mitten in der existenzbedrohenden Krise der
koreanischen Autohersteller -mit dem Verkauf von Kia-Neuwagen
begonnen.