Als Renault 2004 den Dacia Logan präsentierte, konnte sich kaum jemand vorstellen, welche Dynamik die Marke in wenigen Jahren entwickeln wird. Mit der neuen marokkanischen Fabrik wurde eine zweite Dacia-Produktionsbasis für große Teile Europas geschaffen. Renault ist in Marokko kein Neuling. Das Autowerk SOMACA in Casablanca, an dem die Franzosen mit 80 Prozent beteiligt sind, montiert Dacia-und Renault-Modelle in kleineren Stückzahlen.

Modernes Werk

Mit dem neuen Werk in Tanger wurde erstmals in Nordafrika eine Pkw-Produktionsstätte mit vollem Produktionszyklus und großer Kapazität errichtet. Mit einer Investition von einer Milliarde Euro entstand eine Fabrik, die mit knapp 6.000 Mitarbeitern bis zu 400.000 Autos pro Jahr fertigen soll.

"Die Kapazität der ersten Produktionslinie beträgt 170.000 Fahrzeuge pro Jahr", sagt Michel Faivre-Duboz, Renault-Generaldirektor in Marokko. "Gegenwärtig errichten wird eine zweite Produktionslinie mit derselben Kapazität, die Mitte 2013 fertiggestellt sein wird." Ursprünglich war Tanger als ein gemeinsames Renault-Nissan-Projekt gedacht. Wegen der Wirtschaftskrise hat sich Nissan zurückgezogen, doch es ist möglich, dass in Zukunft auch Nissan-Fahrzeuge in Marokko entstehen werden und die Gesamtkapazität erhöht wird.

"Für 2012 rechnen wird mit der Produktion von rund 70.000 Fahrzeugen", erklärt Faivre-Duboz. Aktuell läuft in Tanger die Serienproduktion des Dacia Lodgy. Gleichzeitig wird die Fertigung der neuen Modelle Dokker und Dokker Van vorbereitet.

Rumänische Connection

Während eine Reihe von Teilen in Marokko erzeugt wird, kommen Motoren, Getriebe und viele Komponenten aus Europa. Weil sowohl in Rumänien als auch in Marokko Autos auf der sogenannten Entry-Plattform gebaut werden, stammen verschiedene Teile aus Rumänien. Doch einige Komponenten absolvieren den umgekehrten Weg. "Wir bemühen uns, bei den Teilelieferungen eine gewisse Balance in der Logistik zu erreichen", so Faivre-Duboz.

Bei der rumänischen Renault-Tochter Dacia in Mioveni laufen aktuell Vorbereitungen für die zweite Logan-Generation mit der internen Bezeichnung X52, die noch heuer präsentiert werden soll.

Dacia hat im Vorjahr 343.233 Autos verkauft. Die Zahl beinhaltet auch jene Autos, die im marokkanischen SOMACA-Werk aus rumänischen Montagesätzen gebaut wurden. Eine Steigerung der Produktionskapazität in Rumänien ist laut Jean-Christophe Kugler, als Senior Vice President von Renault für die Euromed-Region zuständig, derzeit nicht geplant.

Russische Rekorde

Die dritte Produktionsbasis der Dacia-Modelle bildet Russland, auch wenn dort die Autos Renault heißen. Das Moskauer Werk Avtoframos kommt mit der Produktion nicht nach. Der erst heuer in Russland eingeführte Duster entwickelt sich zum Bestseller mit langen Wartezeiten. "Wir bemühen uns um die Erhöhung der Duster-Kapazität", sagt Bruno Ancelin, Senior Vice President und Russland-Chef von Renault. "In der zweiten Hälfte des Jahres sind 50 Prozent der Kapazität, also mehr als 300 Autos pro Tag, für den Duster reserviert."

Avtoframos wird die heutige Kapazität von 30 Autos pro Stunde ab September auf 33 erhöhen. "Wir werden uns weiter anstrengen, um auf 35 Autos zu kommen", so Ancelin.

Seit Kurzem produziert Lada-Hersteller Avto-VAZ den Logan MCV als Dacia Largus, im Herbst kommt ein russischer Nissan Almera auf Logan-Plattform dazu. Ab 2013 wird AvtoVAZ auch Renault-Modelle auf der Entry-Plattform bauen und damit die Kapazitätsprobleme der Franzosen lindern.