Ist der Euro ein "Teuro"? Mit dieser Frage setzte sich vor einiger
Zeit Dr. Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria,
im ORF auseinander.
In den ersten 10 Jahren seinesÖsterreich-Daseins
- also einschließlich des Jahres 2010 - stieg das Preisniveau im
Durchschnitt um 2 Prozent pro Jahr. Das brachte uns im ersten
Euro-Jahrzehnt eine Verteuerung des Warenkorbes um 20 Prozent. Von
einem "Teuro" kann da keine Rede sein.
Pesendorfer hat den "Miniwarenkorb" näher unter die Lupe genommen. Da
sind nur jene Ausgaben drinnen, die wir für das tägliche Leben
brauchen: Reis, Milch und Butter, Obst und Gemüse, Benzin und Diesel,
Parkgebühren, Waschmittel, Katzenfutter und Ähnliches.
Am Beispiel der Mahlzeiten schaut die Welt schon etwas anders aus: So
kletterte der Semmelpreis um 44 Prozent, die Butter um 26 Prozent,
der Kaffee und die Vollmilch um 25 Prozent, das Seidel Bier ebenfalls
um 25 Prozent, das Schnitzel um 23 Prozent. Für das Jahr 2011 dürften
wir auf eine Inflationsrate von 3,8 Prozent kommen. Die Kosten für
den "Miniwarenkorb" sind jedoch gleich um 6,8 Prozent explodiert.
Die Ausgaben für das tägliche Leben sind somit überdurchschnittlich
gestiegen - und geben uns das Gefühl des "Teuro". Somit mussten sich
andere Positionen des für die Inflationsberechnung "normalen"
Warenkorbes nur unterdurchschnittlich entwickelt haben. Ohne dass
dies die Autokäufer so richtig wahrgenommenhaben: Ohne Hilfe der
Autohändler wäre der Inflationsindex nicht nur bei 2 Prozent gelegen.
Tatsächlich sind die Preise für Unterhaltungselektronik und Neuwagen
in diesen 10 Jahren durchschnittlich nur um 0,6 Prozent pro Jahr
gestiegen. Die Teuerung lag somit 1,4 Prozent unter der
durchschnittlichen Inflationsrate. Ermöglicht wurde dies durch
grenzüberschreitende Preisvergleiche. Beim Katzenfutter geht kaum ein
Konsument ins Internet, um sich dort über Preise in Holland oder
Deutschland zu informieren. Es gibt auch keinen "Geizhals" oder
"Amazon", um Semmeln oder Butter billiger einzukaufen.
Die Bilanzanalysen der KMU-Forschung Austria haben gezeigt, dass die
Erträge im Neuwagenhandel seit der Einführung des Euro gesunken sind.
2009 haben 54 Prozent der Kfz-Betriebe rote Zahlen geschrieben.
Ermöglicht wurde dies durch die Macht der Hersteller, die den
Händlern einfach die Spannen gekürzt haben. Ohne dass diese ihre
Rabatte wesentlich kürzen konnten. "Die Kfz-Wirtschaft ist durch eine
niedrige Ertragskraft geprägt", umschreibt Mag. Peter Voithofer diese
unerfreuliche Situation. Seit Jahren wird im Neuwagen-Detailhandel
nichts mehr verdient. Mit der Folge, dass 37 Prozent der Kfz-Betriebe
ein negatives Eigenkapital haben. Das heißt, dass sie vollvon ihren
Banken und Importeuren abhängig sind.
Die Autohändler haben somit wesentlich dazu beigetragen, dass neue
Autos im Jahresdurchschnitt nur um 0,6 Prozent teurer wurden. Sie
mauserten sich unter dem Diktat der Hersteller zu echten
Preisbremsern. Sie haben dafür gesorgt, dass die durchschnittliche
Inflation nur bei 2 Prozent lag: zulasten ihrer eigenen Arbeitsund
Ertragskraft, ohne von Politikern oder Konsumentenschützern dafür
gelobt zu werden.
Die von Brüssel per 31. Mai 2013 diktierte Abschaffung der
Kfz-Händlerschutzbestimmungen der Kfz-GVO 1400/2002 ist da sicher ein
falsches Signal. Wenn schon bisher im Neuwagenhandel nichts zu
verdienen war, kann eine von der EU damit angestrebte
"Liberalisierung" des Wettbewerbs nicht zu weiteren Preissenkungen
führen. Außer man überlässt den Detailhandel den Kfz-Herstellern, die
ihn über ihre Importeursspanne subventionieren. Womit diese auf die
Dauer auch keine Freude haben werden.