Von der Händlerfinanzierung zum Verbraucherleasing, vom Kredit zum
Fuhrparkmanagement: ein Streifzug durch die vielfältigen Aspekte
eines dynamischen Marktes.
Bis derösterreichische Leasingverband seine Jahresbilanz
veröffentlicht, wird es noch einige Wochen dauern. Eines geht jedoch
schon aus den Daten für die ersten drei Quartale hervor: Nach dem
Krisenjahr 2009 befand sich die Kfz-Leasingbranche wieder auf
Wachstumskurs. Der Bestand ging zwar leicht zurück, doch die Zahl der
neu abgeschlossenen Verträge stieg um 4,9 Prozent. Parallel legte das
Neuvolumen um 5,2 Prozent zu. Die Leasingquote, also der Anteil der
Leasingfinanzierungen an den gesamten Kfz-Neuzulassungen, lag bei
31,9 Prozent.
Zufriedene Nummer 1
Traditioneller Marktführer im Kfz-Leasing ist die Porsche Bank. "Das
Jahr 2010 ist für uns wirklich erfreulich verlaufen", berichtet
Vorstand Hannes Maurer. Während in den zehn mittel-und
osteuropäischen Auslandsmärkten zumindest "die Talsohle
durchschritten" sei, habe man in Österreich die Neuverträge im
Finanzierungsgeschäft um 4 Prozent auf mehr als 34.000 gesteigert.
Der Bestand sei um rund 5 Prozent auf 107.646 Verträge gewachsen.
Heuer geht Maurer von ähnlichen Zuwächsen aus. Er verweist auf die
kontinuierlich steigende Penetration im Neuwagengeschäft: "Im Vorjahr
wurden 23 Prozent aller VW-Konzernfahrzeuge bei uns finanziert. Der
nächste Schritt sind 25 Prozent, auf längere Sicht gehen wir in
Richtung 30 Prozent."
Maurer beobachtet, dass die Nachfrage von Flottenbetrieben wieder
deutlich zugenommen hat. Im Privatkundenbereich würden Paketlösungen
aus Finanzierung und Versicherung immer wichtiger. Dies trage auch
zum starken Wachstum der Versicherungssparte bei: Diese konnte die
Neuverträge um ganze 28 Prozent, den Bestand immerhin um 14 Prozent
verbessern.
"Rückkehr zum Normalniveau"
Im Fuhrparkmanagement liefern sich die Porsche Bank und Leaseplan so
manchen harten Kampf um Aufträge. Auch Renato Eggner, Operations
Director des größten markenunabhängigen Flottenspezialisten, ist mit
der Entwicklung zufrieden: Der Fuhrparkmarkt sei 2010 wohl um rund 5
Prozent gewachsen, damit kehre er schrittweise "auf das Niveau eines
Normaljahres zurück." Das eigene Unternehmen, berichtet Eggner, habe
mit über 4.000 eingekauften Fahrzeugen ein rund 15 Prozent höheres
Neugeschäft als 2009 verzeichnet. Der Bestand liege bei rund 23.500
Autos.
Über dem Durchschnitt
"Wir konnten 2010 um 32 Prozent mehr Verträge realisieren als im Jahr
davor, welches bekannterweise von Vertragsverlängerungen geprägt
war", berichtet Andreas Kral, Geschäftsführer des Flottenmanagers
Arval. Das Bestandsplus sei bei 2,8 Prozent "und somit knapp über dem
Marktwachstum" gelegen, heuer wolle man erneut überdurchschnittlich
wachsen. Bei der Analyse der Kun-
denwünsche fällt Kral auf, dass die CO 2-Thematik in Österreich
weniger beachtet wird als in anderen EU-Ländern: "Auch dem
Treibstoffverbauch wird unserer Ansicht nach noch zu wenig Bedeutung
beigemessen."
Besser gut als billig
Als "besten, aber nicht unbedingt billigsten
Fuhrparkmanagementanbieter" will Wolfgang Winkelmayer,
Geschäftsführer von UniCredit Leasing Fuhrparkmanagement, sein
Unternehmen etablieren. Als Beispiel für diesen Anspruch verweist er
auf eine innovative Kalkulationssoftware, die ab der Jahresmitte zur
Verfügung stehen wird. Das quantitative Ziel sei heuer eine
Steigerung von 2.500 auf mindestens 2.700 Neuverträge, die
mittelfristige "Benchmark" liege bei 3.000 Stück.
Wie geht es dem Mutterunternehmen?"Wir wollen heuer deutlich
wachsen", sagt Gerhard Rauscher, Geschäftsführer der UniCredit
Leasing. Das zuletzt rückläufige Kfz-Neugeschäftsvolumen soll von
knapp 200 auf 230 bis 240 Millionen Euro ausgebaut werden. Dazu
beitragen wird nach Einschätzung von Rauscher, dass man seit einiger
Zeit gegenüber den Endkunden das gesamte Restwertrisiko übernimmt:
"In Westeuropa ist das schon weiter verbreitet, bei uns sind wir
damit einer der Vorreiter."
Effektive Kampagnen
Von den unabhängigen Anbietern zurück zu den Markenbanken: Die Banque
PSA Finance konnte in den vergangenen Monaten mit bewährten Kampagnen
wie Drittelfinanzierung (Peugeot) und Winterradleasing (Citroën) den
Händlern der Konzernmarken unter die Arme greifen. Das Jahresziel von
Geschäftsführer Peter Feldscher lautet, das Neugeschäft von rund
8.700 auf 9.500 bis 9.700 Kredit-und Leasingverträge zu steigern. Der
Bestand werde wohl weiterhin bei 25.000 Verträgen liegen.
Zufriedene Händler
Einüberaus erfreuliches Ergebnis brachte die letzte
Händlerzufriedenheitsumfrage für Dr. Andreas Diesner, Geschäftsführer
der Fiat-Finanzsparte FGA Bank: Im europaweiten Vergleich habe man
die besten Noten erhalten. Dies sei "auch ein Beweis für die
Richtigkeit der Strategie, die Abwicklung des Kundengeschäftes in die
deutsche Schwestergesellschaft auszulagern".
Diesner und sein Team sind nicht nur für die italienischen Automarken
sowie für die noch verbliebenen Chrysler-Aktivitäten zuständig, sie
fungieren auch als Finanzdienstleister für Jaguar und Land Rover. Vor
allem aufgrund der beiden britischen Marken habe man 2010 in der
Händlerfinanzierung ein Bestandsplus von 74 auf ca. 80 Millionen Euro
verzeichnet, berichtet Diesner: "Außerdem haben wir insgesamt
deutlich an Profitabilität gewonnen."
Zum Wohl der Marke
"In Kooperation mit dem Importeur starten wir 2011 wieder eine große
Flottenoffensive", kündigt Ulrich Sick, Geschäftsführer von
Mercedes-Benz Financial Services Austria, an. Schon in den
vergangenen beiden Jahren habe man im Flottengeschäft Zuwächse von 63
Prozent verzeichnet. Diverse Endkundenaktionen mit möglichst
attraktiven Konditionen sollen als "Handwerkszeug" der Händler den
Neuwagenabsatz ankurbeln. Darüber hinaus legt Sick großen Wert auf
vorteilhafte Lagerfinanzierungsangebote: "Hier bieten wie den
Händlern eine sechsmonatige zinsenfreie Finanzierungsmöglichkeit für
ihre Vorführ-und Mobilitätsfahrzeuge."
Bei Bestand und Neugeschäft will die Mercedes-Finanzsparte die guten
Werte des Vorjahrs behaupten: In diesem gelang es, das
Neugeschäftsvolumen von 139,8 auf 170,6 Millionen Euro zu steigern.
Parallel stieg die Zahl der Bestandsfahrzeuge von 15.400 auf 16.150.
Hürden für die Branche
Optimismus allerorts: Steht dem Kfz-Leasing ein Jahr des ungetrübten
Wachstums bevor? Eine gewisse Vorsicht ist geboten: Dass die
Kreditvertragsgebühr abgeschafft wurde, die vergleichbare Abgabe auf
Leasingverträge aber nach wie vor gilt, könnte den einen oder anderen
Kunden die Finanzierungsform wechseln lassen. Außerdem hat das neue
Verbraucherkreditgesetz die bürokratischen Anforderungen massiv
erhöht. Eines steht dennoch fest: Auch 2011 werden viele
Österreicherinnen und Österreicher auf eine passende Finanzierung
angewiesen sein, um sich den Traum vom neuen Auto zu verwirklichen.
Schwierige Kunst
Die Restwertentwicklung möglichst marktnah, aber gleichzeitig
wettbewerbsfähig einzuschätzen, ist das Erfolgskriterium für
Fuhrparkmanager. Wie sehr man sich dabei verkalkulieren kann, hat der
Einbruch der Gebrauchtwagenpreise vor rund zwei Jahren bewiesen.
Mittlerweile hat sich die Lage stabilisiert, doch das vor der
Wirtschaftskrise übliche Preisniveau liegt noch in weiter Ferne.
"Gerade die großen Fahrzeuge sind immer noch schwer zu verkaufen",
weiß Eggner (Leaseplan), dessen Unternehmen pro Jahr über 4.000
Rückläufer vermarktet. Im Vorjahr seien die dabei erzielten Preise im
Schnitt um rund 150 Euro über 2009 gelegen, doch immer noch um 900
Euro hinter den einst erzielten Bestwerten. Gleichzeitig registriert
Eggner einer immer stärkere Saisonalität: "Zuletzt sind die Preise
vor dem Jahreswechsel deutlich zurück gegangen." "Der
Rückgabezeitpunkt wird immer mehr relevant", stimmt Kral (Arval) zu.
Ein nicht zu unterschätzendes Detail ist für ihn die Fahrzeugfarbe:
"Der Markt an silbernen Fahrzeugen ist aktuell sehr hoch. Ob weiß in
ein paar Jahren so gefragt sein wird, wie es die Hersteller aktuell
bewerben, wird sich zeigen." Winkelmayer (UniCredit Leasing
Fuhrparkmanagement) punktet unterdessen mit seinem
Vermarktungszentrum: Im "firmeneigenen Autohaus" wurden 2010 rund
2.200 Fahrzeuge verkauft, davon gut 10 Prozent an Endkunden -und das,
obwohl das Unternehmen aufgrund seiner gewerblichen Ausrichtung unter
den privaten Käufern nur durch Mundpropaganda bekannt wurde.