Der Linzer Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider prophezeit eine
leichte Abnahme der Schwarzarbeit im Kfz-Bereich: Experten geben ihm
recht - auch weil Autos immer komplizierter werden.
Es sind beeindruckende Zahlen, die Jahr für Jahr in der
Schattenwirtschaft fließen: 2,22 Milliarden Euro sollen heuer in der
Kfz-Branche am Finanzamt und der Pflichtversicherung vorbei in die
Taschen diverser "Pfuscher" gehen. Errechnet hat dies Prof. Friedrich
Schneider von der Johannes Kepler Universität Linz. Damit kommt jeder
neunteEuro, der schwarz erwirtschaftet wird, aus dem Bereich Auto
und Motorrad. Das ist etwa das Doppelte dessen, was allen übrigen
Gewerbe- und Industriebetrieben gemeinsam durch die
Schattenwirtschaft verloren geht. Übertroffen wird die Kfz-Branche
vom Baugewerbe und den Handwerksbetrieben (38 Prozent): Auf
Dienstleistungsbetriebe wie Hotels und Gaststätten entfallen 17
Prozent der Schattenwirtschaft, auf die Unterhaltungs-und
Vergnügungsbranche 13 und auf haushaltsnahe Dienstleistungen wie
Nachhilfe, Friseur oder Babysitten 15 Prozent.
Dennoch gibt der anerkannte Wirtschaftsexperte den "Braven" in der
Branche eine gewisse Hoffnung: Er glaubt, dass der "Pfusch" im Jahr
2011 sinken wird - auch im Kfz-Bereich. Laut Berechnungen von
Schneider werden auf die Schattenwirtschaft heuer 8,01 Prozent des
offiziellen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen (nach 8,10 Prozent
im Jahr 2010 und 8,47 Prozent 2009). Zum Vergleich: Als der "Pfusch"
2004 seinen Höhepunkt erreicht hatte, waren es 11,00 Prozent des BIP
gewesen. Schneider begründet dies damit, dass die Österreicher dank
des ökonomischen Aufschwungs ein zusätzliches Einkommen leichter in
der offiziellen Wirtschaft erzielen können.
"Mit seiner Prognose hat der Professor recht", meint Arthur Clark,
Bundesinnungsmeister der Karosseriebauer. Doch Clark nennt auch noch
ganz andere Gründe für den Rückgang der Schwarzarbeit: "Durch die
hochfesten Bleche wird es immer komplexer: Eine
Inverter-Schweißzange, ohne die man moderne Autos fast nicht mehr
reparieren kann, kostet 12.000 bis 20.000 Euro." Außerdem stelle sich
die Frage, ob ein Privater zu den Hersteller-Richtlinien komme, die
für eine sachgemäße Reparatur wichtig seien. "Und das Lackieren auf
Wasserbasis mit Trockenanlagen geht heute auch nicht mehr auf der
Kellerstiege wie früher", sagt Clark: "Zu mir kommen immer mehr
Kunden und sagen, dass sie die eine oder andere Arbeit früher selbst
gemacht haben, sichaber jetzt nicht mehr drübertrauen."
"Ganze Hallen, in denen gepfuscht wird"
Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker, glaubt
hingegen nicht, dass der Bereich Schwarzarbeit sinkt: "Ob Stadt oder
Land: Es gibt manchmal ganze Hallen, in denen gepfuscht wird." Und
Nagl greift in diesem Zusammenhang die Behörden an: "Es ist unseren
Mitgliedern nicht zumutbar, dass man bei Umweltund
Entsorgungsauflagen und im Gewerbeinspektorat penibel auf die
Werkstätten aufpasst und zwei Scheunen weiter eine Hebebühne ohne
Betriebsanlagengenehmigung steht, die allen Sicherheitsauflagen
widerspricht." Nur die "Nachbarschaftshilfe" will Nagl gelten lassen:
"Die ist zu begrüßen. Das ist ein großer Unterschied."