Better Place investiert im großen Stil in die Massentauglichkeit der
Elektromobilität. Alles blickt gebannt nach Israel, wo eifrig damit
experimentiert wird. Die Idee lebt und das Risikokapital fließt.
Nicht gewohnt, dass ihnen persönlich die Fragen gestellt werden,
hatte die Öffentlichkeitsabteilung von Better Place
Auskunftsprobleme, als sich AUTO&Wirtschaft in Tel Aviv und in
Kitzbühel nach dem Stand der Entwicklung erkundigte. Ein Jahr ist es
her, seit der Ex-SAP-Topmanager Shai Agassi mit Pauken und Trompeten
auf der IAA in Frankfurt sein E-Mobility-Konzept vorgestellt hat. 800
Millionen Dollar Risikokapital wurden inzwischen im Spiel um das
Rennen eines zum Benzin-und Dieselmotor alternativ taugliches
Autoantriebskonzepts eingesammelt.
Wenn der technische Fortschritt mit der Marketingqualität Agassis nur
annähernd Schritt hält, erleben wir innerhalb von zehn Jahren eine
Revolution bei massentauglichen E-Autos.
Eine risikobetonte Annahme! Fast alle Zahlen und Angaben, die zum
Beispiel auf der Homepage oder in Pressepapieren von Better Place
auftauchen, wurden im persönlichen Gespräch relativiert. Immer wieder
wird betont, wie wichtig es ist, dass Staaten und v. a. die EU in die
Infrastruktur und steuerliche Anreize investieren.
Konkret ist auch Israel nicht, wo Staatspräsident Shimon Peres als
Protagonist der Better-Place-Idee Österreichs Staatsoberhaupt Heinz
Fischer bei seine Staatsvisite ins Konzept eingeweiht hat.
1.000 oder noch keine Ladestation
Vonüber tausend existierenden Ladestationen spricht Amit Yudan, der
vom mondänen Kitzbühel aus für Better Place die rhetorischen Fäden
zieht. In Betrieb gezeigt wurde keine und auch keine Teststrecke samt
den Renault Fluence CE. Im Tel Aviv nahen Herzlia sollten längst 50
sogenannte Vision Partners, allesamt international renommierte
Konzerne, mit hunderten E-Autos vernetzt, unterwegs sein. Weder
Firmenflotten existieren, noch dazu eine zukunftsweisende
Infrastruktur.
"Zunächst eröffnen wir im Februar in einem aufgelassenen Öltank
symbolträchtig ein Info-Center", sistiert Yudan. Ende 2011 -entgegen
den Homepagenachrichten -soll ein erster Feldversuch mit mehreren
hundert Autos starten. Bis dato wurden weltweit 200 Mio. Dollar
investiert. "Jeder Schritt zeigt unseren Investoren die Chancen auf",
erklärt Yudan, weiter in dieses Konzept zu investieren. Dass de facto
die Batterienforschung auf der Stelle tritt, stört die
Better-Place-Leute nicht. Im nächsten Schritt werden bereits
Batteriewechselstationen vorbereitet, um der Idee, nicht das Auto,
sondern wiebeim Mobiltelefon, das Netz für den Konsumenten nutzbar
machen zu können, zum Durchbruch zu verhelfen. Es wird bereits an
Kostenmodellen in Richtung Endverbraucher gerechnet. "250 Euro
monatlich sind realistisch", erklärt Ziva Patir das
Better-Place-Konzept, "in 7 bis 10 Jahren realisieren" zu können.
"Nun ist die Politik gefordert", geht Yudan in die Offensive:
"Österreich könnte in dieser Disziplin zum Leitmarkt werden." Kein
Interesse zeigt Better Place an Regionalprojekten: "Unser Szenario
ist ein Netzwerk, das wir derzeit in Israel und in Kopenhagen
aufbauen." Ohne sichtbare Ergebnisse diktiert zunächst das nackte
Wort das Geschehen. Better Place folgt allein den Regeln des
Risikokapitals.