In den Hochburgen der osteuropäischen Autoindustrie wird das Jahr 1
nach Ausbruch der Wirtschaftskrise bilanziert. Das Ergebnis ist
unterschiedlich.
Krise? Welche Krise?", fragen Manager und Mitarbeiter im
tschechischen Kolín und polnischen Tychy. Toyota Peugeot Citroën
Automobile Czech und Fiat Auto Poland waren 2009 wohl die einzigen
Autofabriken Europas, die die Krise gar nicht spürten.
Fiat hat von Verschrottungsprämien, den neuen Modellen Fiat 500 und
Ford Ka und dem Panda, der in seinem siebenten Produktionsjahr einen
neuen Rekord aufgestellt hat, profitiert. In den ersten elf Monaten
2009 wurden in Tychy 554.252 Autos gebaut, was einem Plus von 20,75
Prozent entspricht. Das Werk hat 2009 das beste Ergebnis seiner
Geschichte erreicht und die größte Stückzahl unter allen Autofabriken
Osteuropas auf die Räder gestellt.
Auch die tschechischen Drillinge Toyota Aygo, Peugeot 107 und Citroën
C1 lassen sich nach wie vor gut verkaufen. "Ich glaube, dass sich das
Downsizing nach dem Auslaufen der Prämienprogramme fortsetzten wird",
ist Andrea Formica, Senior Vice-President von Toyota Motor Europe,
optimistisch. Er bestätigt Gespräche mit Partner PSA über eine
Kapazitätserhöhung.
Arbeitszeitkonten bei Skoda
In anderen Autowerken der Region war 2009 ebenfalls besser als
erwartet. So hat das slowenische Renault-Werk Revoz, Hersteller der
Modelle Twingo und Clio Storia, ein Rekordergebnis eingefahren und
Dacia ein starkes Jahr hingelegt. Skoda war im Dezember
zuversichtlich, 2009 wieder einen Auslieferungsrekord zu erreichen.
In diesem Fall werden aber auch die in China gebauten Autos
hinzugezählt.
Doch bei Skoda, Dacia oder Revoz erinnert man sich noch gut an die
Produktionskürzungen vor den verschiedenen Prämienprogrammen. Bei der
VW-Tochter hat man schon im Herbst mit dem Zurückfahren der
Fabia-Produktion begonnen. Jetzt wird die Fertigung von drei auf zwei
Schichten umgestellt. Weiters werden zunächst für Jänner die
Freitagsschichten gestrichen.
Um auf Nachfrageschwankungen besser reagieren zu können, führt Skoda
2010 erstmals Arbeitszeitkonten ein. Der Saldo auf dem Zeitkonto kann
maximal 120 Stunden betragen. "Das sind 15 Tage, und das ist schon
eine ganze Menge", so Personalvorstand Klaus Dierkes. In der Slowakei
hat Volkswagen mit seinem vor allem aus dem Audi Q7, VW Touareg und
Porsche Cayenne (Karosserien) bestehenden Portfolio die Zeitkonten
bereits früher eingeführt.
Streikbereitschaft bei Hyundai
Während Kia im slowakischen Zilina vorübergehend die Produktion
reduzieren musste, hat PSA in Trnava vor allem dank dem neuen Citroën
C3 Picasso Überstunden gefahren und die Nachmittagsschicht um eine
Stunde verlängert. Die Tagesproduktion stieg von 850 auf 900 Autos.
Das tschechische Hyundai-Werk in Nosovice wiederum hat mehrere Wochen
lang die Frühschicht an vier Tagen pro Woche um je zwei Stunden
verlängert. Doch die Firmenleitung hat den wachsenden Unmut der
Belegschaft über ständige Überstunden und schlechte
Arbeitsbedingungen ignoriert, bis Anfang Dezember -mitten im Anlauf
des Kia Venga - einige hundert Mitarbeiter spontan die Arbeit
niedergelegt haben. Zugeständnisse wie eine deutliche Reduktion der
Überstunden waren die Folge.
Daimler baut, VW baut aus
Monatelang wurde gerätselt, ob Daimler das 2008 beschlossene Werk in
Ungarn krisenbedingt auf Eis legt. Doch im Oktober wurde auf einem
Feld bei Kecskemét der Grundstein für die Fabrik, die zwei der
insgesamt vier Modelle der Nachfolgegeneration der A-und B-Klasse
bauen soll, gelegt. In der Slowakei baut VW das Werkin Bratislava um
und aus, um dort auch die Kleinwagenbaureihe Up! unter den Marken VW,
Skoda und Seat zu fertigen.
Die meisten neuen Modelle laufen 2010 in der Slowakei an. Anfang des
Jahres beginnt die Serienproduktion der neuen Generation des VW
Touareg und der Karosserien für den Porsche Cayenne. Kia startet im
Jänner die Produktion des Hyundai iX35 und legt im Sommer den neuen
Kia Sportage nach. Bei Dacia läuft bald die Produktion des ersten
SUV-Modells Duster an, Suzuki wird in Ungarn im Frühjahr den
Swift-Nachfolger auf die Räder stellen. Bei Revoz in Slowenien steht
die Produktion eines auf der Twingo-Plattform basierenden, intern X33
genannten Modells -laut inoffiziellen Angaben ein Coupé-Cabrio -an.