A&W: Sie haben Mitte September mit der Fertigung des neuen Cupra Terramar bei Audi in Györ begonnen: Welche Bedeutung hat dieses Fahrzeug für die Marke?

Markus Haupt: Es ist der erste Cupra, der in einer Audi-Fabrik gebaut wird: Und es ist sogar das erste Mal, dass im Audi-Werk in Györ ein anderes Produkt aus dem Konzern in einem seiner Werke fertigt. Insofern ist das schon etwas Besonderes für uns. Wir haben große Erwartungen an den Terramar, er wird ein sehr wichtiger Bestandteil der Marke Cupra sein und mithelfen, dass wir mit dieser neuen Marke mittelfristig auf mehr als 500.000 Einheiten pro Jahr kommen.

Wie ist der weitere Ablauf? Wann kommen die Fahrzeuge auf den Markt?

Haupt: „Start of production“ war in dieser Woche (Kalenderwoche 38, Anm.). Die Konfiguration ist schon offen, auch in Österreich. Die ersten Einheiten werden ab Mitte oder Ende Oktober ausgeliefert, vorerst in den fünf größten Ländern Europas.

Auch Österreich ist mit der Auslieferung des Terramar noch im Herbst dran: Welche Rolle spielt Österreich für Seat und Cupra?

Haupt: Österreich ist ein strategisch sehr wichtiger Markt mit sehr hohen Marktanteilen, sowohl für Seat als auch für Cupra. Wir brauchen aber auch für Österreich ein weiteres Produkt, das sich in einem neuen Segment bewegt, und das ist der Cupra Terramar. Natürlich ist der Formentor in der Nähe, doch es ist ein anderes Segment (Anm.: der neue Terramar misst 4,52 Meter, der Formentor 4,45 Meter) und jedes Modell spricht vom Design andere Kunden an. Die Cupra-DNA ist beim Terramar überall zu erkennen.

Welche Kundenschicht wollen Sie mit dem Terramar ansprechen?

Haupt: Der Terramar steht im SUV-Segment, das in Europa einen sehr hohen Anteil hat – natürlich auch in Österreich. Daher setzen wir ganz klar auf Wachstum und haben große Hoffnungen, dass wir unsere Ziele erreichen.

Wo sehen Sie die Zielgruppe? Besteht nicht die Gefahr einer Kannibalisierung innerhalb der Marken des VW-Konzerns?

Haupt: Ich denke nicht, dass wir uns intern kannibalisieren werden, sondern wir wollen die Kunden aus dem externen Wettbewerb hinzugewinnen. Cupra unterscheidet sich von den anderen Marken: Wir sind nicht Premium, wir sind nicht Volumen, sondern wir sind in der Mitte.

Und Cupra hat auch deutlich jüngere Kunden als andere Marken, oder?

Haupt: Wir haben die jüngsten Kunden im Konzern mit durchschnittlich 45 Jahren. Die nächste Marke im Konzern liegt im Bereich zwischen 54 und 55 Jahren. Seit Gründung der Marke Cupra im Jahr 2018 haben wir schon 700.000 Fahrzeuge verkauft, das ist eine schöne Geschichte, und wir wollen uns noch weiter steigern. Das geht nur mit neuen Produkten und einem erhöhten Marktanteil.

Ein ganz anderes Thema: Wie ist der Stand der Verhandlungen beim Cupra Tavascan, wo ja in Europa Strafzölle drohen, weil das Auto in China gebaut wird?

Haupt: Das ist momentan ein extrem aktives Thema bei uns, wir führen täglich Gespräche mit den Stake-holdern. Wir tauschen uns eng mit der EU, dem Konzern und mit den Regierungen zahlreicher Staaten aus, um die Zölle nach Möglichkeit zu vermeiden oder zumindest weiter anzupassen. Der einzig gesunde Weg wäre, keine Zölle einzuführen, denn Strafzölle treffen uns in der Automobilindustrie alle und womöglich in Folge auch andere Branchen negativ. Im Moment drohen uns Zölle von 21 Prozent, was wir nicht verstehen.

Wann soll eine endgültige Entscheidung über diese Zölle fallen? Die Rede ist momentan von Anfang November …

Haupt: Darüber möchte ich nicht spekulieren. Es gibt wohl kein fixes Datum, wann auf EU-Ebene entschieden wird. Was uns besonders verwundert: Einige nicht-europäische Mitbewerber sollen weniger Zölle zahlen als wir. Dabei wurde der Tavascan in Europa designt, in Europa entwickelt und wir liefern sogar Teile nach China. Der Tavascan wird auch gar nicht in China verkauft, sondern aus China -ausschließlich nach Europa geliefert.

Wie behandeln Sie Kunden, die das Fahrzeug schon bestellt haben?

Haupt: Kunden, die schon bestellt haben, werden zum normalen Preis beliefert. Die Zölle sind ja noch nicht in Kraft getreten. Aber wir führen jeden Tag Gespräche …

Wie ist das Verhältnis bei den Stückzahlen von Seat und Cupra derzeit?

Haupt: Es ist fast schon 50:50. Mit neuen Fahrzeugen, die bei Cupra auf den Markt kommen, haben wir die natürliche Entwicklung, dass Cupra Seat überholen wird. (Anmerkung: In Österreich ist das Verhältnis Seat und Cupra mit Ende August bei den Neuzulassungen 64:36).

Wie hat sich die Einführung von Cupra auf Seat ausgewirkt?

Haupt: Durch die neue Marke Cupra haben wir auch den Absatz von Seat hochgeschoben, Cupra zieht Seat mit. So haben wir bei beiden Marken erfreuliche Absatzzahlen. Das Image des Unternehmens steigt: Sobald man eine neue Marke einführt, stützt es das ganze Bild. Nachdem viele Autohäuser – auch in Österreich – sowohl Seat als auch Cupra führen, können sich die Kunden entscheiden. Viele kaufen einen Cupra für sich und einen Seat für die Kinder.

Wie ist es gelungen, Cupra so schnell nach oben zu führen?

Haupt: Wenige haben an uns geglaubt, aber es gab einige „Believer“: Die Situation ist aufgegangen – und es ist schon erstaunlich, wenn eine neue Marke in Europa so schnell von null auf die heutige Größe wächst.

Wie sieht der Zeitplan für die Produktion der kleinen Elektroautos des Konzerns aus, die ja in Spanien hergestellt werden?

Haupt: Was die Zellfertigung betrifft, so müssen Sie bitte die Kollegen bei PowerCo fragen. Aber der Bau der Fabrik für die Batteriemontage in Martorell ist voll im Gange, sie soll in wenigen Wochen fertig werden. Mit einer Fläche von 64.000 Quadratmetern ist es das größte Bauprojekt von Seat. Die Halle wurde in gut einem Jahr aufgebaut, das ist fast schon eine Geschwindigkeit wie in China. Die ersten Batterien in der neuen Fabrik wollen wir schon im 1. Quartal 2025 für den Cupra Raval und den VW ID.2 fertigen.

Wie ist der weitere Fahrplan für die kleinen Elektroautos des Konzerns?

Haupt: 2025 bauen wir zuerst die Vorserienautos, Ende des Jahres starten wir mit der Produktion, sodass die Autos Anfang 2026 in den Schauräumen der Händler stehen sollten. 

Was ist das Besondere am Cupra Raval? Bleibt der versprochene Preis von 30.000 Euro?

Haupt: Er ist urban, elektrisch, hat ein attraktives Design – und er ist ein wichtiger Bestandteil unserer CO2-Strategie. Wie versprochen wird es bei den kleinen Elektrofahrzeugen im Volkswagen Konzern im Bereich von 25.000 Euro losgehen.