Nach einer Stärkung in der Mittagspause wartete am Nachmittag das zweite große Highlight des diesjährigen A&W-Tags. Opel-CEO Florian Huettl stellte sich den Fragen von Moderator Oliver Zeisberger.
Huettl (Opel): CO2-Null 2035 ist unrealistisch
Im Interview betonte Opel-CEO Florian Huettl, dass der bestehende Regulierungspfad zur Dekarbonisierung des Verkehrs nicht erreichbar sei. „Wir haben sehr große Herausforderungen im Regulierungsrahmen. Dass wir in 10 Jahren zu 100 Prozent Elektromobilität bei den Neuzulassungen haben, ist einfach unrealistisch.“ Huettl ventilierte auch die Idee einer neuen Kleinwagenklasse, welche mit weniger strikten Verpflichtungen in puncto Assistenzsysteme helfen könne, wieder leistbare Mobilität im Neuwagensegment zu realisieren.
Erstes Ergebnis aus der Händlerradar-Umfrage
Konrad Weßner und Stefan Reiser von puls Markforschung durften dann einen besonders spannenden Punkt auf der Bühne präsentieren. Nämlich das erste Ergebnis aus dem diesjährigen Händlerradar. Bei der Kategorie Sonderpreis Antriebsstrategie setzte sich MG mit 8,60 Punkten vor Renault mit 8,56 Punkten und Jeep mit 8,5 Punkten durch. Die Auszeichnung nahmen Matthias Gutscher (Head of Sales, MG), Ralf Benecke (Geschäftsführer, Renault Österreich) und Bernd Pfaller (Country Manager, Jeep Österreich) entgegen.
Beatrix Keim: "Das Erwachen der Macht"
Unter dem Titel „Das Erwachen der Macht“ gab Prof. Beatrix Keim, Direktorin Car Center Automotive Research, einen extrem interessante Einblick in die chinesische Autoindustrie. „Dabei muss man verstehen, dass die Elektromobilität als zentrale Zukunftstechnologie in China festgelegt wurde und im Bereich Elektromobilität nichts, absolut nichts, ohne Wissen und ohne Zutun der Regierung passiert.“ Der Wildwuchs der Marken sei aber auch der Regierung ein Dorn im Auge. In Europa müssen die Marken erst Bekanntheit und Image aufbauen. „Da kommt viel auf uns zu, aber zuerst müssen die Marken in China das Blutbad überleben“, so Keim.
Podium zur E-Mobilität: „Gibt keinen Grund mehr, nicht E-Auto zu fahren“
Bei der Diskussion zum Thema Elektromobilität erklärten Günther Kerle, Sprecher des Arbeitskreises der Automobilimporteure, Markus Tatzer, Geschäftsführer Moon Power und Christian Poprask, Geschäftsführer Autohaus Poprask über die Dinge, die aus ihrer Sicht die größten Probleme in Sachen E-Mobilität sind. Und dabei sind sich alle 3 einig, dass die Transparenz beim Preis an der Ladesäule ein großer Punkt ist, den man angehen müsse. Für Günther Kerle ist klar, dass „keiner eine Ankaufsförderung für Fahrzeuge braucht. Aber die Ladeinfrastruktur muss gefördert und aufgebaut werden.“
Markus Tatzer kontert: „Wir haben deutlich mehr Ladepunkte als E-Autos auf der Straße und umgekehrt deutlich weniger Zapfsäulen als Verbrenner. Also die Ladeinfrastruktur ist kein Problem mehr. Es gibt keinen Grund mehr, nicht E-Auto zu fahren.“ Für Christian Poprask zählt vor allem die Sicherheit des Kunden: „Bei uns verlässt kein Kunde mit seinem neuen E-Auto das Autohaus, ohne einer aktivierten Ladekarte die er auch an der Schnellladesäule bei uns am Gelände getestet hat. Das gibt ihm Sicherheit.“
Beste Kfz-Technikerin Europas
Kfz-Technikerin Leonie Tieber, die beim ÖAMTC in Graz arbeitet, ist Siegerin der Euro Skills 2025 in Dänemark. „Es ist erst 4 Wochen her und erst langsam realisiere ich, was da passiert ist“, wie sie im Gespräch mit Moderator Oliver Zeisberger sagte. Als einzige Frau setzte sie sich im Wettbewerb gegen 17 männliche Teilnehmer durch und gab kurze Einblicke in ihren Alltag als Pannenfahrerin.
Neue Lehrlingsausbildung „Fahrzeugtechnik“
Eckpunkte der geplanten neuen Lehrlingsausbildung erläuterte Roman Keglovits-Ackerer, Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik. Der neue Ausbildungsberuf „Fahrzeugtechnik“ dauert vier Jahre und nimmt auf neue Anforderungen und Technologien verstärkt Rücksicht. Der Lehrberuf schließt mit NQR 4 (Lehrabschlussprüfung) ab, es gibt aber auch die Möglichkeit der neuen Qualifikationsstufe NQR 3, die als Nachweis von Grundfertigkeiten bzw. als Basis für den Umstieg in einen anderen Lehrberuf dienen soll. Das neue Berufsbild ist fertiggestellt und eingereicht, aktuell ist die Politik am Zug. Keglovits-Ackerer rechnet mit der Einführung im September 2026: „Es ist ein langer Weg, aber es zahlt sich aus“, so der Bundesinnungsmeister.
Neue Maßstäbe gesetzt
A&W-Chefredakteur Heinz Müller zieht eine positive Bilanz: "Wir haben heute neue Maßstäbe gesetzt und mit rund 420 Besuchern auch einen neuen Teilnehmerrekord. Wir hatten zwei CEOs von führenden europäischen Marken bei uns, wir hatten sehr informative Vorträge und Diskussionen. Alles in allem, war der A&W-Tag also sicher ein voller Erfolg."
Fotogalerie folgt
Ein Fotogalerie zum 16. A&W-Tag und umfassende Nachberichte finden Sie in der kommenden AUTO-Information Nr. 2792 sowie in der November-Ausgabe des AUTO&Wirtschaft Magazins.
Und auch das Datum für den 17. A&W-Tag steht jetzt schon fest: Am 20. Oktober 2026 dürfen wir Sie wieder in der Wiener Hofburg begrüßen.