„Impulse der Automobilindustrie für ein wettbewerbsfähiges Europa“ lautet der Titel des Pressegespräches am 23. April im Haus der Industrie. Die Industriellenvereinigung hatte gemeinsam mit dem Fachverband der Fahrzeug-Industrie (Wirtschaftskammer Österreich) eingeladen und auch Karoline Edtstadler, Bundesministerin für EU und Verfassung, aufs Podium gebeten. Das Thema war natürlich die heimische Autoindustrie, Christoph Neumayer, Generalsekretär Industriellenvereinigung, war bei seinen Begrüßungsworten auch auf die Wettbewerbs-Situation eingegangen und dabei eine Erhöhung der Arbeitszeit auf 41 Stunden (statt einer Reduktion) gefordert.
Bei den Journalisten-Fragen, die auf die vier Vorträge folgten, kam dann rasch das Thema und die Position der ÖVP in den Mittelpunkt. Dr. Christian Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises der Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung und Moderator der Pressekonferenz versuchte die Frage noch abzufangen, diese sei ja nicht Thema des heutigen Gespräches. Doch mit den Worten „Sei stets bereit für jede Frage“ ließ sich die Ministerin die Beantwortung nicht nehmen. Der Rest („Mehr als weniger arbeiten“ bis „linke Träumereien“) war vergangene Woche in den österreichischen Tageszeitungen und Fernsehsendern zu sehen.
Neben der ohnehin nicht schlechten Medien-Coverage zum Auto-Thema war die Medien- und Foto-Wand der Industriellenvereinigung dank Ministerin Edtstadler auch mit dem ungeplanten Thema medial stark vertreten.
Soziales Thema SUV
Dabei war Christian Pesau nun schon zweiten Mal bei einem sozialen Thema in der medialen Aufmerksamkeit. Im DOK1-Format des ORF hat sich Redakteur Hanno Settele dem Thema SUV „geliebt – gehasst – gekauft“ gewidmet (Ausstrahlung am 24. April). Bei Pesau und den Automobilherstellern wollten Settele die Verantwortung für den SUV-Boom finden und eine soziale Diskussion daraus entwickeln. Trotz hartnäckiger Fragestellung blieb Pesau gelassen und zog den Vergleich mit der Haus-Größe.
Der ORF-Doku war ein Artikel in der Wiener Stadtzeitung Falter vorausgegangen, wo A&W-Verlags-Kollege Mag. Severin Karl (Chefredakteur Auto Bild Österreich und electric-Wow) zur Stellungnahme eingeladen worden war (und das Thema ebenso wie Pesau relativierte).
In beiden Formaten wollte man den bösen, großen, benzinfressenden Geländewagen, der in den Städten unterwegs ist und immer beliebter wird, verurteilen. Dass der SUV-Boom vielmehr in der Kleinwagen- und Kompaktklasse erfolgt und die wirklich schweren Geräte weniger werden, wollte man in den Geschichten nicht wahrhaben. „Das begegnet mir immer wieder in den Recherchen“, erklärte Settele ungläubig und etwas genervt. Gebracht wurden die Storys von den vielen großen und bösen SUV trotzdem.
Schließlich lautet ein alter Journalisten-Spruch: „Durchs Recherchieren ruiniert man die besten Geschichten.“