Während die 13 CEOs führender Automobil-Hersteller und -Zulieferer mit Klimakommissar Wopke Hoekstra über eine einheitliche Strategie diskutierten, damit Europa den Green Deal der EU umsetzen könne, waren die Lkw- und Bus-Hersteller ebenfalls Teil der Diskussion. Nicht nur am runden Tisch mit Kommissar Hoekstra, sondern auch im EU-Parlament.
Dort fand nämlich der Abstimmung zu den neuen CO2-Zielen für Busse und Lkw. Die bereits von der Kommission beschlossenen Ziele wurden am Mittwoch im EU-Parlament mit einfacher Mehrheit beschlossen.
Konkret müssen Hersteller die durchschnittliche Emission von Lkw über 7,5 Tonnen und Reisebussen ab 2030 um 45 Prozent, ab 2035 um 65 Prozent und ab 2040 um 90 Prozent senken. Ab 2035 gelten die Ziele zudem auch für Berufsfahrzeuge wie Müll- oder Baufahrzeuge. Auch die Hersteller von Lkw-Anhängern haben die Emissionswerte bis 2030 um 10 Prozent zu verbessern. Außerdem müssen bis 2030 90 Prozent der neuen Stadtbusse emissionsfrei sein und bis 2035 müssen dann die 100 Prozent erreicht sein.
Hoffnung ist keine Strategie
Im Gespräch mit dem Klimakommissar unterstrichen auch die europäischen Lkw und Bus-Hersteller, dass es eine Strategie für emissionsfreie Lkw und Busse braucht. Während die Industrie gefordert ist, die richtigen Fahrzeuge dafür herzustellen, braucht es von Seiten der EU klare Vorgaben und vor allem auch einen Ausbau von Ladeinfrastruktur. Weiters forderte man weiterhin Technologie-Offenheit von den Verantwortlichen, da der Verbrennungsmotor in effizienterer und klimaschonenderer Form weiterhin einen großen Faktor im Schwerlastverkehr spielen wird.
"Lkw- und Bus-Hersteller sind bestrebt, die ehrgeizigen CO2-Reduktionsziele der EU zu unterstützen, damit man gemeinsam das Ziel erreichen kann. Wir erledigen unseren Teil durch Investitionen und Produktion von batterieelektrischen sowie mit Wasserstoff angetriebenen Fahrzeugen. Aber ambitionierte Ziele zu setzen und zu hoffen, dass eine einfache Implementierung der selbigen folgt, ist keine Strategie", kritisiert Harald Seidl, Vorstandsmitglied des ACEA-Vorstands für kommerzielle Fahrzeuge.
Es brauche auch hier einen klaren Weg und eine Strategie, wie man diese Ziele gemeinsam erreicht. Dafür brauche es, so Seidl, ein stimmiges gesetzliches Konstrukt, in dem die Hersteller arbeiten können.
Zugeständnisse bei den E-Fuels
Nach einem deutschen Koalitionsstreit zum Thema E-Fuels, der die neuen Vorgaben für Lkw und Busse fast noch gekippt hätte, konnte sich die FDP, als einer von drei Partnern der Regierung mit SPD und Grüne, zumindest teilweise durchsetzen. Damit konnte ein Veto bzw. eine Stimmenthaltung Deutschlands verhindert werden.
Konkret sieht der Kompromiss vor, dass es nun tatsächlich im Jahr 2027 eine Überprüfung der nun beschlossenen Verordnung geben soll. Da soll dann auch die Rolle von E-Fuels genauer betrachtet werden und ob man diese für das erreichen der CO2-Ziele nicht brauchen würde. So bleibt für die FDP und auch die Lkw- und Bus-Hersteller zumindest eine Hintertür geöffnet, da sich bei der Überprüfung herausstellen könnte, dass auch E-Fuels als emissionsfreie Alternative berücksichtigt werden. Eine klare Absage oder Zusage für E-Fuels ist das nicht.