Dies Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält“, schrieb Christian Friedrich Hebbel im Jahr 1862. „Und waltet erst bei uns das Gleichgewicht, so wird’s auch in der andern wieder licht.“ Ein interessantes Zitat, das mehr als 160 Jahre später wieder seine Gültigkeit hat, und zwar in -Zusammenhang mit den Agenturverträgen.
Begonnen hat es, wir erinnern uns, im September 2021: Damals startete Mercedes in Österreich mit dem Agenturvertrieb – als erstem Land in Europa, in dem Pkws und Vans gemeinsam in diesem neuen System gemanagt wurden. Und obwohl man die Umstellung (gemeinsam mit dem Händlerverband) mehr als zwei Jahre vorbereitet hatte, passte anfangs nicht alles: „Das ist nicht ein Lichtschalter, den man umlegt“, bilanzierte Importeurschef Carsten Dippelt wenige Monate später: „Wir hatten -Herausforderungen und es hat nicht alles auf Knopfdruck so funktioniert, wie wir es uns gewünscht haben.“ Da viele Funktionen (etwa die Verwaltung der Vorführautos) von den Händlern zum Importeur gewandert sind, wurde in der Zentrale in Salzburg das Personal um 25 Prozent aufgestockt. Auch heute läuft es bei Mercedes noch nicht wirklich rund; dafür sprechen auch viele rote (also unterdurchschnittlich bewertete) Punkte im -aktuellen „Händlerradar“.
Bei Stellantis wurde (mit Österreich als einem von 4 betroffenen Ländern) der Start des Agentursystems um rund ein halbes Jahr auf Anfang September 2023 verschoben. Doch läuft noch immer bei Weitem nicht alles nach Plan: Von Vorführwagen, die von Partner A zu Retailer B verschoben wurden, nur um 2 Wochen später wieder bei Firma A zu landen, ist die Rede. Auch diverse IT-Schwächen wurden bei Weitem nicht ausgemerzt, sodass Autos nicht angemeldet werden können. Das ist auch eine Folge der Personaleinsparungen, die rund um den Jahreswechsel 2022/23 durchgeführt wurden.
Ford verschiebt, Cupra weitet aus
Kein Wunder, dass Ford den Start des Agentur-modells in Richtung 2030 verschoben hat und ab Frühjahr 2025 eine Zwischenstufe plant.
Dafür weitet Cupra 2024 die Agentur von den derzeit gültigen E-Autos auch auf neue (oder facegeliftete) Verbrenner aus. Warum? „Weil wir mit dem Neuwagen-Ergebnis bei den Händlern unzufrieden sind“, sagt Geschäftsführer Mag. Wolfgang Wurm. Die Vollagentur komme „aber nur bei Cupra, nicht bei Seat. Wir machen es selbst, weil wir daran glauben und es probieren wollen.“ Markenleiter Timo Sommerauer, BA: „Sollten alle Stricke reißen und wir merken, dass der Zeitpunkt oder andere Gründe dazu führen, dass es nicht erfolgreich ist, haben wir die Verträge auch so gemacht, dass wir im schlimmsten Falle nach einem Jahr auch wieder raus können.“