AUTO-Information: Eine Besonderheit ist, dass Exclusive Cars nicht nur für Österreich zuständig ist, sondern auch für weitere Länder. Wie lautet Ihre bisherige Bilanz?
Mag. Sanjin Arkus: Wir sind für den gesamten CEE-Raum, also im Grunde für 15 Länder, verantwortlich: Unsere Struktur ist so, dass es in kleineren Ländern wie Slowenien oder Kroatien keinen eigenen Händler gibt, während in Polen, Tschechien oder Rumänien seit Jahren eigene Händler etabliert sind, deren Volumen über Exclusive Cars läuft. In den ersten 8 Monaten haben wir in dieser Region 190 Bentley und 160 Lamborghini verkauft. Wir verkaufen aus Wien relativ viel nach Kroatien. Die slowakischen Kunden kaufen entweder in Wien oder in Prag. Und für viele Kunden ist es sogar ein Ritual, dass sie mit ihrem Fahrzeug nach Wien kommen und hier einige Tage verbringen, während das Service gemacht wird. Manche kommen sogar aus Bukarest.
Wie hat sich die Pandemie in den vergangenen zweieinhalb Jahren auf Ihren Bereich ausgewirkt?
Arkus: Im Service haben wir während der Pandemie deutliche Rückgänge gespürt, weil wegen der Grenzkontrollen und strengen Rückkehrmaßnahmen viele Kunden aus dem Ausland nicht kommen konnten. Die Verkaufszahlen waren nicht so schlecht, da man die Autos ja auch im Internet konfigurieren kann und Fernabsatzgeschäfte möglich waren. Doch jetzt erfolgen wieder 90 Prozent der Abschlüsse im Autohaus.
Nur ein Teil dieser Autos bleibt in Österreich …
Arkus: In Wien haben wir 48 Bentley und 62 Lamborghini in den ersten 8 Monaten ausgeliefert: Bei Bentley bleiben 24 Stück in Österreich, bei Lamborghini sind es 26. Das sind hervorragende Werte, wenn man bedenkt, dass uns die NoVA in Österreich ordentlich weh tut. Das gilt auch für Polen und Kroatien, denn dort sind die Steuern noch höher als in Österreich.
Die Strategie in Richtung Elektroautos ist bei Bent-ley bereits definiert. Wie wird diese aussehen?
Arkus: Dass die gesamte Palette von Bentley hybridisiert wird, ist der nächste Schritt. Ab 2030 soll Bentley komplett elektrisch werden. Der letzte reine Benziner wird voraussichtlich 2024 eingestellt, die voll-elektrischen Fahrzeuge kommen danach.
Dementsprechend groß ist wahrscheinlich das Interesse der Kunden an diesen Benzinern. Man sollte also bald bestellen …
Arkus: Die letzten Benziner werden echte Sammler-stücke werden. Ich verhandle jetzt die Quoten für 2023, die letzte Bestellmöglichkeit von Fahrzeugen für 2024 wird Mitte 2023 sein. Doch ich muss jetzt schon die Quoten bekanntgeben und daher gehen wir aktiv auf die Kunden zu und sagen: „Wenn ihr noch so ein Modell haben wollt, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Entscheidung.“ Denn ich kann beispielsweise nicht beliebig viele GT Speed bestellen, sondern muss alle Quoten verhandeln. Da hilft uns der relativ hohe Auftragsbestand: Je höher dieser ist, desto höher ist auch die Quote.
Gibt es Fahrzeuge, die gar nicht mehr bestellbar sind?
Arkus: Das extremste Beispiel ist die V10-Baureihe von Lamborghini, die bis Ende der Produktion ausverkauft ist, weil der Auftragsbestand beim Hersteller so hoch ist. Vom V12 Ultimae gibt es schon länger nichts mehr. Und beim Urus ist der Hype nach 5 Jahren noch so groß, dass die Wartezeit bei 1 ½ bis 2 Jahren liegt.
Das bedeutet, dass sich Kunden immer schnell entscheiden müssen.
Arkus: Dazu nenne ich ein Beispiel: Ich war mit 20 VIP-Kunden im Oktober 2021 bei der Europa--Präsentation des Lamborghini Technica in Berlin. -Einige haben sich vor Ort für dieses Auto entschieden. Jene, die lieber eine Bedenkzeit wollten, -bekommen nichts mehr.
Können Sie einen typischen Kunden von Bentley oder Lamborghini charakterisieren?
Arkus: Da ist alles dabei: Vom Petrol Head, der nur Zwölfzylinder haben will über den klassischen Bentley--Kunden, der seit Jahrzehnten bei uns ist, bis zum jungen IT-Entwickler, der durch Hybrid erst auf die Marke aufmerksam geworden ist. Es gibt Leute, die kreuz und quer innerhalb der Marken umsteigen. Sportliche Lamborghini-Fahrer sagen, dass es für die Reise nichts Besseres gibt als einen Bentley Bentayga. Andere steigen wieder von Bentley auf einen Lamborghini Urus um, weil sie hoch sitzen und dennoch sportlich fahren können.
Interpretiere ich Sie richtig, dass 2023 wieder ein sehr gutes Jahr werden wird?
Arkus: Wir haben einen hohen Auftragsbestand. Um das nächste Jahr mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Beim Lamborghini Urus Performante ist der Andrang schon jetzt sehr hoch, die ersten Autos kommen Ende 2022 zu uns und werden Anfang 2023 an die Kunden geliefert. Daneben müssen wir ja noch die Auftragsbestände von V10 und V12 ausliefern. Bei Bentley reicht das, was wir schon in den Büchern haben, bis Mitte oder Ende 2023. Denn bei den Hybrid--Modellen gibt es ja nicht nur die steuerlichen -Vorteile, sondern auch die soziale Akzeptanz, weil man in den Innenstädten rein elektrisch fahren kann. Das ist auch in Osteuropa wichtig.
Spüren Sie in irgendeiner Form eine Käuferzurückhaltung wegen der wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die wir aktuell haben und wie trifft der aktuelle Mangel an Gebrauchtwagen Ihre Marken?
Arkus: Viele Kunden unterschreiben wegen der Inflation gerade jetzt. Sie investieren in Dinge, wo sie Spaß haben. Unsere Autos bleiben wertstabil oder steigern den Wert sogar. Wir haben heuer in 8 Monaten rund 20 gebrauchte Fahrzeuge verkauft. Aber im Moment sind extrem wenige Fahrzeuge am Markt. Das hat mehrere Gründe, zum Beispiel die bereits erwähnten langen Lieferzeiten. Aber viele Kunden verkaufen ihre Fahrzeuge auch nicht, weil sie eine Wertsicherung darstellen.
Als weitere Marke verkaufen Sie auch Bugatti: Wie wird es hier weitergehen, nachdem das Joint -Venture mit Rimac abgeschlossen wurde?
Arkus: Bugatti wurde aus dem Volkswagen-Konzern ausgegliedert, aber wir sind nach wie vor Händler. Es läuft extrem gut, 2021 hätten wir bis zu 8 Autos verkaufen können, haben aber die Slots in der Produktion nicht bekommen. Daher ist es bei 4 Verkäufen geblieben.
Zurück zu Bentley und Lamborghini: Wie hoch ist der Bestand dieser beiden Marken in Österreich?
Arkus: Wenn man rein geografisch Österreich betrachtet, dann sind bei Bentley etwa 700 Fahrzeuge zugelassen, bei Lamborghini 450. Für uns ist aber die AOI wichtiger, also die Area of Influence. Bei anderen Marken und Händlern rechnet man mit 45 Fahrminuten, bei uns sind es eher 2 Stunden. Das ist eine wichtige Kennzahl, und hier haben wir 500 potenzielle Bentley-Kunden und 350 von Lamborghini. Die Tendenz bei Lamborghini ist sehr stark steigend, weil wir jedes Jahr 50 Urus ausliefern.
Wie sehr betrifft Sie der allgemeine Fachkräftemangel, der nicht nur in der Kfz-Branche herrscht?
Arkus: Wir sind die Spitze des Eisbergs und suchen unser Personal: Wichtig sind bei uns gute Englisch--Kenntnisse, da wir viel mit dem Werk kommunizieren und es Schulungen im Werk gibt. Das ist eine zusätzliche Herausforderung bei der Aufnahme neuer Kollegen. Aktuell haben wir eine stabile Mannschaft, aber auch wir suchen immer wieder Mitarbeiter.
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