A&W: Sie haben vor Kurzem die Bilanz für das Jahr 2021 vorgelegt: Wie zufrieden sind Sie?
Helmut Weinwurm: Wir können mit den Zahlen sehr zufrieden sein. Zum ersten Mal hat unser Umsatz in Österreich die Marke von 1,4 Milliarden Euro überschritten. Damit liegen wir nicht nur um 14 Prozent über Vorjahr, sondern auch um 2 Prozent über 2019, also dem letzten Jahr vor der Pandemie.
Der Entwicklungsbereich im automotiven Sektor ist bei Bosch in Österreich traditionell sehr stark.
Weinwurm: Die Auslastung ist so gut, dass wir zusätzliches Personal aufbauen. Von den 2.820 Mitarbeitern sind rund 1.100 in der Entwicklung beschäftigt, davon 750 in Wien. Bis Jahresende brauchen wir in Wien rund 250 zusätzliche Entwickler und weitere 35 in Linz: Meist suchen wir Software-Entwickler mit HTL- oder Fachhochschul-Abschluss oder Studium.

In Wien wird an Verbrennungsmotoren geforscht: Wie lange wird es dieses Geschäftsfeld noch geben?
Weinwurm: Auch zukünftig werden wir immer effizientere Motoren brauchen und entwickeln. Es gibt ja auch Kontinente, wo der Verbrenner Zukunft hat. Und es gibt Anwendungen, wo man mit einer Elektrobatterie oder Brennstoffzelle nicht weiterkommt: bei schweren Nutzfahrzeugen, großen Lastwagen, Schiffen oder Flugzeugen. Ob diese mit Wasserstoff, Ethanol, Methanol oder anderen Kraftstoffen ­betrieben werden, wird die Zukunft zeigen.

Doch auch bei Bosch in Österreich wird der Bereich Elektrifizierung immer wichtiger.
Weinwurm: Wir sind ein etablierter Entwicklungsstandort für alle Antriebsarten, also auch fürs rein batterieelektrische Fahren, für Hybrid oder Wasserstoff. Da versuchen wir uns breit aufzustellen und haben das klare Ziel, dass Bosch Weltmarktführer in der Elektromobilität wird.

Eines der Ziele ist auch, die Zahl der Steuergeräte im Fahrzeug zu verringern. Wann wird das gelingen?
Weinwurm: Wir arbeiten in Wien im neuen Geschäftsbereich „Cross-Domain Computing Solutions“ daran, die Komplexität von Steuergeräten und Software zu reduzieren und Zentralrechner fürs Fahrzeug zu entwickeln. Von den 70 bis 80 Steuergeräten in ­einem Fahrzeug soll letztlich nur eines bleiben, das alle anderen ersetzt. Dazu kommt noch das schlüssellose Zugangssystem: Ziel ist es, das Fahrzeug mit einem Mobiltelefon über die Cloud zu öffnen. Ein wichtiger Vorteil für das Fuhrparkmanagement: Ein Mitarbeiter stellt das Fahrzeug ab, und der nächste sperrt es auf. Das sollte in den nächsten 2 Jahren kommen.