AUTO-Information: Wenn man sich die Zulassungszahlen des 1. Quartals ansieht, dürfte man bei Audi ziemlich zufrieden sein oder?
Thomas Beran: Wir sind mit dem Jahresstart 2022 sehr zufrieden. Mit 3.664 Neuzulassungen konnten wir ein Plus von 15,1 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal 2021 erzielen; als einziger Premiumhersteller konnten wir auch bei den Stückzahlen zulegen. Beim Marktanteil haben wir ein Plus von 5,0 auf 7,0 Prozent erreicht.
Wie sind die Reaktionen der Händler?
Beran: Auch sie sind mit dem heurigen Geschäftsverlauf sehr zufrieden. Dennoch sind die Zeiten für uns alle sehr herausfordernd. Unser Ziel und unsere Aufgabe ist es, die besten Rahmenbedingungen für unsere Händler zur Verfügung zu stellen, damit am Ende ein gutes Ergebnis für uns alle herauskommt. Da ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe sehr wichtig und diese leben wir derzeit sehr gut. Denn um die bevorstehende Transformation im Autogeschäft gemeinsam zu bewältigen, benötigen wir motivierte und wirtschaftlich gesunde Händler.
Was bedeutet das konkret für die Lieferfähigkeit der einzelnen Modelle?
Beran: Die Situation bei den Halbleitern hat sich im November und Dezember 2021 bei Audi ein wenig verbessert, sodass wir eine höhere Produktion nach Österreich bekommen haben. Daher haben wir auch mehr auslieferbare Kundenfahrzeuge im Land, was sich jetzt im Marktanteil positiv auswirkt. 7 Prozent sind ein schöner Erfolg, wenn man bedenkt, dass wir in guten Jahren bisher meist etwas mehr als 6 Prozent hatten. Es ist und bleibt aber schwierig, exakte Lieferzeiten pro Modell zu nennen, es gibt nur Richtwerte. Doch wir haben auch Fahrzeuge, bei denen es aufgrund der Produktionsstätten oder Planung deutlich schneller geht. Wenn Sie jetzt einen Audi e-tron bestellen, kommt er bereits im 3. Quartal dieses Jahres.
Wie hoch ist bei Audi das Verhältnis zwischen Firmen-und Privatzulassungen?
Beran: Bei Audi sind es 75 Prozent Firmen und 25 Prozent Privatpersonen. Das ist seit Jahren relativ stabil: Es hängt nur von Förderprogrammen ab, sodass der Anteil monateweise variieren kann.
Bei den Neuzulassungen war Audi im 1. Quartal die Nummer 1 unter den Premiumherstellern: Das ist eine Position, die Ihre Marke mehr als zehn Jahre hatte, ehe diese an BMW verloren ging. Ist die Rückeroberung der Nummer 1 ein wichtiges Ziel?
Beran: Unser strategisches Hauptziel ist nicht, die Nummer 1 bei den Premiummarken zu sein, sondern die Nummer 1 im Markenaufbau, im Prestige, in der Innovation, bei der Elektromobilität und im Design.
Für eine Premiummarke wie Audi sind diese Bereiche noch wichtiger als für eine Volumenmarke. Und wenn wir in diesen Bereichen die Nummer 1 sind, werden wir auch beim Verkauf die Nummer 1 werden. Wir haben für unser Image in den vergangenen Jahren sehr viel gemacht, etwa die Transformation zur Elektromobilität mit Q4 e-tron, e-tron und e-tron GT als sportliche Speerspitze. Und unsere Concept Cars zeigen, wohin der Weg gehen wird. Vom Design her haben wir jetzt schon eine extrem ansprechende Modellpalette -vom Kleinwagen bis zu Luxusfahrzeugen. Aber natürlich freut es uns, wenn wir die Nummer 1 unter den Premiummarken werden, weil die Marke das Potenzial dazu hat.
Wie wird es im Händlernetz weitergehen? Bleibt es so groß wie bisher?
Beran: Wir haben derzeit 65 Händler. Natürlich wird es weiterhin Umbauten geben, auch wenn derzeit nichts geplant ist. Was die Zahl betrifft, so sind wir für unser Volumen und unsere Ziele gut aufgestellt. Es ist also weder in die eine noch in die andere Richtung eine Veränderung geplant. Unser oberstes Ziel ist, unsere Partnerschaft auf Augenhöhe weiter auszubauen. Für den Einzelhandel stehen in den nächsten Jahren große Herausforderungen im Raum. Und wir brauchen motivierte Händler, um dies zu meistern.
Heißt das, dass auch Audi auf den Agenturvertrieb umstellen wird, den Mercedes in Österreich schon seit August 2021 praktiziert und BMW in wenigen Jahren einführen will?
Beran: Der Agenturvertrieb ist auch bei uns ein Thema. Andere Konzernmarken haben diesen schon getestet. Grundsätzlich halte ich den Agenturvertrieb für ein Vertriebsmodell, welches am besten für die zukünftigen Herausforderungen geeignet ist. Doch wir haben den Einsatz-Zeitpunkt noch nicht entschieden.
Wird man eventuell auch nur mit Elektroautos starten, wie dies bei Volkswagen der Fall ist? Wurde darüber bereits mit dem Händlerverband gesprochen?
Beran: Wir werden alle Alternativen diskutieren. Natürlich können wir uns vorstellen, dass wir nur mit einer spezifischen Kategorie von Fahrzeugen starten, etwa den reinen Elektroautos. Das würde den Händlern erlauben, dass sie langsam ins Systemder Agentur hineinwachsen. Aber ab wann das sein wird und mit welchen Fahrzeugen, dazu gibt es auch herstellerseitig noch keine Entscheidung. Natürlich wird der Händlerverband national eingebunden. Aber wir führen noch keine Detailgespräche, weil es ja noch keinen fixen Zeitpunkt für einen Agenturvertrieb gibt.
Sie haben die gute Partnerschaft mit den Händlern erwähnt: Wird der Agenturvertrieb hier eine Veränderung bewirken?
Beran: Eine Partnerschaft muss es aushalten, dass man volle Ehrlichkeit und Transparenz auf den Tisch bringt. So können sich die Händler besser darauf einstellen.
Wie sieht es mit der Einführung neuer Modelle bei Audi aus? Was kommt heuer neu?
Beran: Wir hatten in den vergangenen Jahren den größten Erneuerungsprozess in der Geschichte von Audi und haben eine extrem junge Modellpalette, mit der wir für die nächsten Jahre sehr gut aufgestellt sind und die auch bei den Kunden sehr gut ankommt. Der A8 kommt als Speerspitze im Premiummarkt und als Vorreiter für neue Technologien Ende April/Anfang Mai neu auf den Markt, und zwar in allen Varianten, also auch als Plug-in-Hybrid und S8. Mitte des Jahres folgt der A3 allstreet zur Komplettierung: Er ist, wie der A1 citycarver, zwischen einem SUV und dem normalen Modell angesiedelt.
Es heißt aber auch, dass gewisse Modelle wegfallen werden: Wie sieht hier der Zeitpunkt aus?
Beran: Die Diskussionüber den Wegfall der kleineren Modelle gibt es. Doch seit ihrem Debüt finden A1 und Q2 mit progressivem Design und kompakten Abmessungen ihre Kundschaft. Beide Modelle wurden mit neuem Motor und Getriebe umfassend aufgewertet, was sehr gut angenommen wird. Die Fahrzeuge sprechen auch sehr viele verschiedene Kundenschichten an und werden noch einige Jahre im Angebot bleiben. Doch das Management hat auch angekündigt, dass sich Audi definitiv als Premiummarke präsentieren und die Modellpalette nach unten begrenzen und nach oben ausbauen wird -etwa durch einen Q6, der rein elektrisch betrieben wird.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Audi-Auftritt in der MoonCity in der Wiener Kärntner Straße?
Beran: Wir sind mit diesem Projekt in einer schwierigen Zeit gestartet, da es anfangs einen Lockdown gab und auch die Corona-Maßnahmen in Wien immer sehr streng waren. Daher haben wir uns einige Wochen mit Veranstaltungen zurückgehalten, weil wir jedes Risiko für unsere Gäste vermeiden wollten. Am frequenzstärksten Tag, dem ersten Samstag im April, hatten wir 1.800 Besucher. Das war sehr erfreulich. Aber generell ist das kein Verkaufsraum, sondern ein Begegnungsraum mit der Marke. Man kann Audi begleiten, ohne dass man den Druck hat, einen Kaufvertrag zu unterschreiben. Wir sehen dieses Konzept als ideal für die Markenbildung.
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