Sein Job braucht Mut: Heiko Twellmann hat ein auf die Marke Toyota eingestimmtes Vertriebsnetz übernommen. Dies samt eigenen MitarbeiterInnen vom „Abwarten und Ausführen“ zu „Verändern und Umsetzen“ zu formen ist schwer. „Ich brauche innovative Manager, die querdenken und den Wandel in unserer Mobilitätsindustrie erfolgreich meistern“, so der quirlige Kölner Managing Director des werkseigenen Importeurs für die Marken Toyota und Lexus in Österreich. Der Alltag überfordert oft beide Seiten! Sich mit Jasagern zu umgeben ist vielleicht gemütlicher – auch wenn dadurch das Business nicht optimal durch das komplexe Autoumfeld steuert.
Mut braucht richtiges Umfeld
Wer mutige Mitarbeiter und Unternehmer will, muss seine Macht mit ihnen teilen. Stark hierarchisch geführte Unternehmen tun sich schwer, dies zuzulassen. Denn nur wer Verantwortung bekommt und handeln kann, hat überhaupt die Chance, Mut zu zeigen. Dieser Effekt bestätigt sich auch in unserer Umfrage. Twellmann schuf zu seinen Vertriebs- und Servicepartnern eine neue Vertrauensebene, indem er – unter anderem – einen Händlerverband zuließ, mit dessen Spitze er die neuen Verträge auslotete und zur gegenseitigen Unterzeichnung brachte. Change in Reinkultur!
Mut hat natürlich auch seine Schattenseiten. Jetzt dem alten System die Schuld dafür zu geben, dass lange nichts weitergegangen ist, wäre zu kurz gegriffen: Auch etliche Mitarbeiter scheuten die Verantwortung. „Wir haben das geändert“, so Twellmann, der mit seinen früheren Aufgaben inDeutschland seine persönlichen Mutproben bestand. Mit erfolgshungrigen Kräften richtet er den Blick nach vorn und peilt neue Absatzhöhen an. „Mut kann man dadurch trainieren, wie wir mit negativen Erfahrungen erfolgreich umgehen und was wir daraus lernen. In alten Führungsmechanismen zu verharren, löst zumeist keine Herausforderung.“
Weniger furchtbar als befürchtet
Mut kommt aus Erfahrung, und die will der Toyota-Manager mit seinen Händlern und Servicepartnern teilen. Mit seinem ursprünglichen neuen Vertragsangebot mag er zu weit gegangen sein, wurde hinterher aber rasch schlauer. Twellmann ging mit konzernverträglichen Zugeständnissen auf seine Partner zu und diese auf ihn. Dieser Mut kommt aus Erfahrung, nicht nur bei der Vertragsgestaltung. Ganz pragmatisch ging er in die Verhandlungen: Er malte aus, was schlimmstenfalls hätte passieren können. Dann versuchte man sachlich und strategisch, diesem Szenario den Schrecken zu nehmen. Im Nachhinein betrachtet sind die schlimmsten Annahmen in vielen Fällen weniger furchtbar als befürchtet.
Twellmann hat dafür ein Zeitfenster festgelegt. Das wurde genützt, um sich jetzt voll und ganz der Marktentwicklung zuwenden zu können, um in der digitalisierten Welt Erfolg zu haben – besonders im EU-integrierten digitalisierten Österreich.
Change mit eingezogen
Das große Bild zeigt Twellmann beim Umzug in neue Büros am Wienerberg. Er packt mit an, schafft es auch, alle Beteiligten mitzunehmen. „Zu mutigen undSeidlletztlich erfolgversprechenden Handlungen gehört immer auch die richtige Kommunikation.“ Ungewöhnliche Entscheidungen zu treffen, ist das eine – sie richtig zu kommunizieren, ist mindestens genauso wichtig. Oder, wie Neo-Händlerpräsident Karl Scheibelhofer es formuliert: „Mut bedeutet, das zu tun, wofür Manager bezahlt werden: Entscheidungen treffen!“
Mut hat aber auch seine Kehrseiten. Ohne Selbstreflexion ist Mut nichts wert und verkommt zur Hybris. Knappheit herrscht lediglich beim Faktor Lebenszeit, schreiben uns schlaue Denker zu diesem Thema ins Stammbuch. Und darauf wird optimiert: Keine Zeit! Abgesehen vom Umfeld und der Organisation ist Mut eine Sache der Persönlichkeit. Der innere Wille, ständig etwas Neues zu schaffen, ist die Grundlage für Mut. Wer zu satt ist, bekommt den Hintern schwer hoch.
Im Fazit bestätigt sich, dass vieles in der Vergangenheit seine Richtigkeit gehabt hat und dennoch laufende Veränderungen neue Entscheidungen fordern. Jetzt, in einem neuen ständig sich verändernden Umfeld, geht Twellmann an der Spitze der japanischen Markenorganisation neue Wege, den Erfolg im Markt wiederzufinden – lässt dabei weg, was sich nicht mehr bewährt. Dazu zählt aber auch der Mut, Fehler zuzugeben. Auf beiden Seiten! Top-Leute müssen konsequent mit gutem Beispiel vorangehen. Die Entstehung der neuen Partnerverträge war Lehrbeispiel für erfolgreiches Management. Wichtig ist nur, den Zeitpunkt der Entscheidung mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl zu erkennen.