Wir schreiben das Jahr 1967: Der Fiat 124 wird zum „Car Of The Year“ gekürt, die Beatles veröffentlichen „All You Need Is Love“, in Österreich regiert Kanzler Josef Klaus. Und in St. Pölten? Da lässt sich ein knapp 30-Jähriger zum Bezirksvertrauensmann im Landesgremium Maschinenhandel wählen. Sein Name: Josef Schirak.
Ab 1971 verkauft Schirak auch Pkws, damals noch in Herzogenburg: Anfangs Toyota und Volvo, in späteren Jahren kommen Simca, Sunbeam, Chrysler und andere mehr dazu. „Es war eine völlig andere Zeit als heute“, erinnert sich Schirak: „Auch, was die Zusammenarbeit mit den privaten Importeuren betrifft: Das hatte Handschlagqualität. Wenn ich mit denen etwas ausgemacht habe, dann war das so und hat gehalten.“ Auch deshalb, weil die Verantwortlichen damals genügend Vollmachten gehabt hätten.
„Nicht so wie heute, wo sie meist nur die Befehle der Zentrale ausführen, selbst aber oft nie ein Auto verkauft haben.“ Die Gespräche mit den Importeuren seien daher „weitgehend unpersönlich“ geworden, wobei es auch hier rühmliche Ausnahmen gebe: „Mit manchen kann man schon noch reden und vor allem fair verhandeln.“
Schirak scheiterte nicht
Mehrere etablierte Autohändler hätten ihm, Schirak, damals ein rasches Scheitern prophezeit, als er 1973 in der Porschestraße im Süden von St. Pölten einen Neubau hinstellte. 1985 taucht der Name Josef Schirak in der Wirtschaftskammer erstmals auch im Fahrzeughandel auf: als Ausschussmitglied im Landesgremium ebenso wie im Bundesgremium Fahrzeughandel.
Standards? Das war damals noch kein Thema“, erzählt Schirak: „Jeder hat damals nach eigenem Gutdünken gebaut, um sich vom Wettbewerb zu unterscheiden.“ Im Vordergrund sei der Name des Autohauses gewesen: „Heute muss die Marke oft vielfach so groß am Gebäude stehen wie der Name des Händlers.“
Nach wie vor ist der mittlerweile 82-Jährige überzeugt, dass im mittelständischen Bereich der Name der Firma im Vordergrund stehen sollte: „Egal, welche Marke: Viele Kunden kaufen das Auto, weil sie Vertrauen zum Unternehmer haben.“ Daher seien (Mehrmarken-)Autohäuser im Nahbereich so wichtig, unterstreicht Schirak: „Die Marke und das passende Modell findet der Kunde dann schon, wenn er erst einmal da ist.“
Konflikt mit Frey beigelegt
Gescheitert ist HTL-Absolvent Josef Schirak als Autohändler nicht, ganz im Gegenteil: Als das Engagement mit Toyota schon nach wenigen Jahren beendet wurde, weil Friedrich Frey die anderen Marken ein Dorn im Auge waren, kamen andere Hersteller dazu – Datsun zum Beispiel: „Mit einem Marktanteil bis zu 5,5 Prozent in St. Pölten hatten wir damals deutlich mehr als jetzt mit Nissan“, erinnert sich Schirak.
Heute verkauft das Unternehmen in St. Pölten und Krems neben Nissan und Hyundai auch Land Rover, Jaguar, Volvo, Fiat, Alfa Romeo und Suzuki. Der seinerzeitige Konflikt mit Friedrich Frey sei längst beigelegt, so Schirak. Die Autos habe man damals oft „per Handschlag“ verkauft, sagt das Branchen-Urgestein: „Natürlich haben wir später dann auch noch einen Kaufvertrag ausgefüllt.“
Auch in diesem Bereich habe sich heute viel geändert: „Der Datenschutz verlängert den Verkaufsakt massiv, weil so viele Dinge zu unterschreiben sind.“ Aufgrund der Vorgaben der Hersteller müsse das Verkaufspersonal viel Zeit für das Ausfüllen von Listen, Tabellen und Unterlagen aufwenden: „Diese Zeit könnte man besser verwenden.“
Wichtig ist für Schirak seit Jahren das Thema Finanzierung: „Da die Hersteller noch keine eigenen Banken hatten, haben wir damals gute Pakete mit der Autofina und der AVA-Bank geschnürt.“ Das sei wegen der Provisionen auch eine gute Ertragssäule gewesen. Und die Rabatte? „Vor ein paar Jahrzehnten hat es Unterschiede in der Rabattierung gegeben: Die Wiener Händler bekamen von den Herstellern 2 Prozent mehr ge- währt als alle anderen.“
Dennoch sei das „Feilschen“ mit den Kunden viel geordneter verlaufen. Heu-te sei der Intrabrand-Wettbewerb, also der Kampf mehrerer Händler innerhalb einer Marke, stärker. „Früher hat es Fuhrparkrabatte gegeben, die um 2 bis 3 Prozent höher waren als normale Rabatte. Wenn heute Ärzte, die Feuerwehr oder wer auch immer 25 Prozent und mehr bekommen, ist das eine Verwässerung des Marktes.“
Nach 53 Jahren ist Schluss
Hingegen sieht Schirak im Auto-Verkaufen selbst nicht so einen starken Wandel: „Natürlich sind die Kunden wegen des Internets besser informiert. Aber wenn früher alles gepasst hat, war es auch oft in 10 Minuten erledigt.“ Generationen an anderen Funktionären hat Schirak überlebt, bis zur nächsten Wahl im Frühjahr 2020 will er noch weitermachen. Dann ist Schluss. Nach 53 Jahren!