Die Flotte aus derzeit 42 Lastern, welche die Märkte in Tirol, Vorarlberg und Südtirol beliefern, soll bis 2027 auf 50 Hyundai-Brennstoffzellen-Lkw umgerüstet werden. Bei dem weltweit ersten verfügbaren Modell handelt es sich um 26-Tonner mit einer Reichweite von ca. 400 Kilometern. Aber die Tiroler haben sich noch mehr vorgenommen: Der Treibstoff – also „grün“ per Elektrolyse erzeugter Wasserstoff aus Ökostrom und Wasser – wird aus einer eigenen Anlage am Firmenstandort kommen.

Für Jänner 2020 erwartet Perwög die Baugenehmigung für die Errichtung der Elektrolyse-Anlage im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts. „Auch in Sachen Betriebsanlangenehmigung haben wir informell abgeklärt, dass wir das zusammenbringen“, sagt Ewald Perwög, Stabsstelle Sustainable Energy Solutions bei MPreis.

Insgesamt, gibt Perwög zu, stellt die Bürokratie eine der größten Herausforderung dar – und das trotz des derzeit guten Meinungsklimas rund um Wasserstoff-Mobilität. „Ich bin als Techniker einiges an Komplexität gewöhnt, aber im Verhältnis zu den diversen einzuhaltenden Vorschriften ist die inhaltliche Innovationsarbeit ein Kinderspiel. Auf Landesebene und bei den beteiligten Behörden spüren wir allerdings deutlichen Goodwill und sind zuversichtlich.“

Wettlauf mit der Schweiz
In der Schweiz arbeitet die Supermarktkette Coop an der Umstellung ihrer Nutzfahrzeugflotte; in einer gemeinsamen Anstrengung mit H2Energy AG (einem Zürcher Produzenten von grünem Wasserstoff), dem Joint-Venture Hydrospider AG, dem Kraftwerksbetreiber Alpiq und der deutschen Linde AG wird u.a. direkt bei einem Wasserkraftwerk in Gösgen (kleines Bild rechts) eine Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff errichtet; sie soll schon ab 2020 300 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugen. Auch in der Schweiz ist der koreanische Hersteller Hyundai als Lkw-Hersteller mit an Bord. Bei unseren Nachbarn sollen bis 2024 sogar 1.600 Brennstoffzellen-Lkw auf den Straßen fahren – und ein flächendeckendes Tankstellennetz in Betrieb sein.

Dieses wiederum kann als Grundlage dafür gelten, dass die Wasserstoff-Mobilität auch am Pkw-Sektor eine echte Chance bekommt. Für Hyundai ist auch das kein uninteressanter Sektor, wie Mag. Roland Punzengruber, Österreich-Chef von Hyundai, meint. Die Endkunden brauchen keine Reichweitenangst zu haben; für die Werkstätten gäbe es bei FCEV (Brennstoffzellenfahrzeugen) auch noch mehr zu verdienen als bei reinen Elektrofahrzeugen. „Bei der Brennstoffzelle werden wir auch weiterhin gute Aftersales-Umsätze erzielen“, so Punzengruber.

Interessierte Flotten
Am Lkw-Sektor arbeiten die Tiroler Projektpartner indes daran, wie man das Wasserstoff-Ökosystem hochskalieren kann. Im Fokus der Bemühungen stehe derzeit eine Absichtserklärung zwischen den Tiroler Projektpartnern im „Green Energy Center“, der Schweizer Hyundai Hydrogen Mobility und zukünftigen großen „Systemkunden“ – Perwög nennt u.a. die BrauUnion, Metro, Schenker, Spar, Gebrüder Weiss oder Rewe.

„Wir wollen einen Weg aufzeigen, wie wir in Österreich bis 2024 eine Flotte von 300 Fahrzeugen auf die Straße bekommen“ – nicht zuletzt, damit die Investition in die Fahrzeugtechnologie sich schneller rechne. Im Vollbetrieb wird die MPreis-Elektrolyseanlage ausreichend Wasserstoff für 100 Lkw erzeugen können. „Für die Projektpartner ist es wichtig, dass die Trucks mit grünem Wasserstoff betrieben werden“, so Perwög.

Wurzel der Logistik
Will man 300 Fahrzeuge auf verschiedene Nutzer verteilen, braucht es natürlich auch mehr als nur eine „Tankstelle“, sondern eine besser ausgebaute Infrastruktur. Deshalb sei eine Füllstation als technische Erweiterung in das MPreis-Projekt mit eingebaut worden. „Mit der Lösung können auf einer Lkw-Wechselbrücke zwischen 300 kg und 1.000 kg transportiert werden. Diese Wechselbrücke bleibt dann vor Ort beim Kunden.“ Mit dem Plan, auf fünf Systemkunden mit jeweils 60 Fahrzeugen zu skalieren, errichte man auch „die Wurzel eines Logistiksystems.“ Gleichzeitig beginne man bereits, nach Standorten zu suchen, an denen man weitere Elektrolyse-Anlagen errichten könne.

Nächste Schritte?
„Sobald die Baugenehmigung da ist, fahren die Bagger auf“, kündigt Perwög an. „Im vierten Quartal 2020 soll die Produktionsanlage in Betrieb gehen – da haben wir verschieben müssen. Wir rechnen dennoch mit Inbetriebnahme der gesamten Wertschöpfungskette Ende nächsten Jahres – Wasserstoffproduktion, Nutzung des Wasserstoffs in der Wärmeerzeugung, Tankstelle und Logistik.“