Dipl.-Ing. Anton Loitz ist nach Absolvieren der HTL für Fahrzeugtechnik in Steyr zum Studium des Maschinenbaus nach Graz gegangen. „Nebenbei war ich auch im elterlichen Betrieb tätig, habe mich dort hauptsächlich um die IT gekümmert“, so Loitz.
Begonnen hat das „Mobilitäts-Unternehmen“ der Familie Loitz als Schmiede im Zentrum von Gallneukirchen in Oberösterreich, die der Vater des heutigen Firmen-Inhabers Anton Loitz sen. gründete. Auch der jüngere Sohn Gregor hat die HTL Fahrzeugtechnik abgeschlossen und ist dann in den Betrieb eingestiegen.
In seiner Diplomarbeit wollte Toni Loitz sich dann mit der Zukunft des elterlichen Betriebs beschäftigen. „Ich wollte keine rein technische Arbeit abliefern, sondern mich konkret mit unserer Firma auseinandersetzen, und habe dafür zum Glück auch einen sehr kompetenten Betreuer an der Universität gefunden“, erzählt er.
Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken
Die Arbeit umfasst u.a. eine strategische Analyse des Firmenumfelds, aber auch der Industrie sowie des Mitbewerbs in der Region, und widmet sich dann in einer umfassenden SWOT-Analyse den Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Bedrohungen für das Unternehmen. „Ich habe unser Kernkompetenzen ebenso analysiert wie finanzielle Gegebenheiten und unsere Vision bzw. Mission analysiert“, so Loitz.
„In der täglichen Arbeit hat man ja keine Zeit, sich so intensiv mit der Zukunft auseinanderzusetzen“, sagt Loitz, der nach seinem Abschluss voll in den väterlichen Betrieb eingestiegen ist und sich derzeit um den Bereich Teilelager/Administration kümmert.
Vater Anton Loitz, der die Zügel noch fest in der Hand hält, „hat noch 8-9 Jahre bis zum Erreichen des Pensionsalters. Wir haben bei unserem Steuer- und Unternehmensberater aber schon über das Thema Betriebsübergang gesprochen.“
Neubau auf der grünen Wiese
Gelegenheit, die Erkenntnisse umzusetzen, bietet der bevorstehende Umzug des Betriebs. Dieser ist derzeit das beherrschende Thema in der Organisation mit über 20 Mitarbeitern. Das Autohaus soll vergrößert und weiter vom Ortskern entfernt neu angesiedelt werden. Die „Idee“ entstand nicht ganz freiwillig. „Vor ca. fünf Jahren wollten wir die Lackierkabine erneuern“, erzählt Loitz. „Dabei haben wir dann erfahren, dass die Gemeinde unseren Grund umgewidmet hat und wir für eine Neuerrichtung keine Genehmigung mehr bekommen würden. Das war für uns eine ziemliche Überraschung.“
Mit dem Neustart – „wir hoffen, im Jahr 2020 anfangen zu können“ – verbindet Familie Loitz die Hoffnung, das Geschäft weiter auf zukunftssichere Beine zu stellen. Das Rezept: Man will ein Generalunternehmen für Mobilität bleiben, plus neue Services. „Plan ist, den klassischen Automobilbetrieb mit den bestehenden Marken und allen bisher angebotenen Services weiter beizubehalten (Opel, Suzuki HH, Werkstatt, Karosserie, Lack, …), aber darüberhinaus in neue Bereiche – Stichwort Mobilität – zu erweitern“, so Loitz. Man liebäugelt mit Sharing-Dienstleistungen und auch mit E-Mobilität. Mit Opel tue sich in diesem Bereich ja derzeit einiges.
Mobilitätsdienstleistungen in ein Autohaus zu integrieren, kann nur funktionieren, wenn man auf Bestehendem aufbaut, ist Loitz überzeugt.
Am neuen Standort „werden wir uns ein bisschen vergrößern müssen, aber wollen das Hauptaugenmerk weiterhin auf Werkstatt, Spenglerei und Lackiererei legen.“ Diese Überlebensstrategie ist nicht neu, wie er zugibt, und hat ihren Hauptgrund darin, „dass beim Neuwagenverkauf nicht mehr viel hängenbleibt. Eine gute Werkstatt dagegen macht gute Kundenbindung.“
Im Gespräch kristalliert sich klarer Optimismus heraus, dass sich das Autohausgeschäft weiter auszahlt – „aber genauso wie jetzt weitermachen, das wird wohl in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr funktionieren.“ Der Neubau – für den noch kein „hundertprozentiger Business Case“ existiert – wird sich klarerweise nicht schnell amortisieren, Loitz rechnet mit mindestens 30 Jahren.
Aber ein Neubau auf der grünen Wiese hat auch seine Vorteile – etwa mit aktuellen Corporate-Identity-Vorgaben tut man sich leichter. „Man muss sich halt überlegen, wie und in welche Richtung man sich weiterentwickeln will – oder muss.“
Keine Angst vor der Zukunft
Dass es den Autohandel auch in Zukunft brauchen wird, ist für den jungen Loitz mehr als nur ein Wunsch. „Ich kenne aktuelle wissenschaftliche Arbeiten von der Uni, die den Online-Autohandel zum Inhalt haben. Das interessiert die Hersteller derzeit sehr. Fazit der Forschungen ist aber bisher auch, dass die Menschen schon weiterhin eine Bezugsperson brauchen.“
Auch bei der IT – sein erstes Betätigungsfeld in der väterlichen Firma – sieht Loitz viel Raum für Entwicklung. „Ich hätte schon einige Ideen, was man verbessern bzw. umsetzen könnte.“ In der Kommunikation mit dem Kunden wird im Autohaus Loitz noch nicht viel über Social Media gearbeitet, Loitz jun. ist aber überzeugt, dass viel Potenzial in diesen neuen Kanälen steckt. Schon jetzt merkt man gesteigertes Interesse etwa an Terminvereinbarungen über die Website.
Mit den Marken Suzuki und Opel sieht Loitz jun. den Betrieb gut aufgestellt. „Bei Opel tut sich viel Interessantes.“ Mit Suzuki, für die man Haupthändler ist, habe man in der Region ziemlich den Markt aufgebaut. „Die Marke verkauft sich gut, und die Autos haben fast keine technischen Probleme. Suzuki sieht sich als Marke, die keine Experimente macht, sondern funktionierende Technologie verbaut.“ Nebenbei ist man auch noch Aixam-Partner und serviciert Chevrolet – früher die dritte Marke im Haus.
Und wie sieht der künftige Firmenchef generell die Zukunft der Mobilität? „Die Diskussion um E-Mobilität und Co. müsste man nüchterner und nicht so aufbrausend führen. Die Technologie ist eben relativ neu – ebenso wie die Gedanken rund um Carsharing oder ähnliches. Dass der Antrieb der Zukunft elektrisch sein wird, ist logisch und nachvollziehbar. Wo die Energie herkommt und wie sie gespeichert wird, ist die Frage. Der Strom sollte klarerweise möglichst nachhaltig hergestellt werden. Ich glaube auch, dass sich beim Thema des Recyclings von Akkus noch einiges tun wird.“
Mobilität, so Loitz, werde mehr und mehr zu einer Symbiose aus allen nutzbaren Formen. Er selbst habe während seines Studiums in Graz praktisch nur öffentliche Verkehrsmittel benutzt. „Natürlich braucht man das Auto trotzdem, gerade am Land kommt man auch in Zukunft darum nicht herum.“