TÜV Austria bietet unter dem Stichwort "e-fleet" Beratungsleistungen für Firmen an, die im Fuhrpark Elektrofahrzeuge einsetzen wollen.
A&W: Welche Fragen tun sich den Unternehmen vor diesem Schritt auf?
Christian Rötzer: Wir sind der Meinung, dass die Betrachtung bereits sehr früh ansetzen muss. Deshalb bieten wir generell Beratung in Sachen "Fuhrpark-Gestaltung" an. Das ist ein Bereich, der in Österreich nach wie vor in den Kinderschuhen steckt. Viele Flotten "entstehen" einfach dadurch, dass nach und nach Fahrzeuge angeschafft werden. Wir treten als vom Handel unabhängiger Berater auf und unsere erste Frage lautet: Gibt es im Unternehmen eine Fuhrpark-Strategie? Allzu oft lautet die Antwort: Nein!
Was bringt eine solche Strategie?
Rötzer: Um unsere Expertise zu beweisen, führe ich als Beispiel gern unseren eigenen Fuhrpark an (auch, weil wir als akkreditiertes Unternehmen keine Informationen über unsere Kunden weitergeben). Wir haben bei uns in den letzten 4 Jahren die "total cost of ownership" um 15 Prozent verbessert, unddas bei einem wachsenden Fuhrpark. Bereits beim Berechnen dieser "TCO" werden einige wesentliche Informationen nicht berücksichtigt und wichtige Entscheidungsparameter außer Acht gelassen. Außerdem fehlt Unternehmen oft einfach der Marktüberblick - kein Wunder, ist Flottenmanagement doch oft inanderen Unternehmensbereichen "mit untergebracht", etwa dem Facility Management.
Können Händler und Importeure diese Beratung nicht leisten?
Rötzer: Auch bei Händlern und Importeuren fehlt es manchmal an verfügbaren Experten, wenn es ans Detail geht. Verständlicherweise liegt das Hauptinteresse der Händler im Verkauf von Fahrzeugen aus dem eigenen Portfolio, dabei geht es nicht immer nur um die Vorteile und Bedürfnisse des Fuhrparkbetreibers.
Wie groß ist der Markt für solche Beratungsleistungen?
Rötzer: Derzeit eher noch klein, aber stark steigend. Wenn man in Richtung E-Mobilität denkt, ist nicht zuletzt der Bereich Infrastruktur interessant und herausfordernd. Bisher ist der Fuhrpark einfach zur Tankstelle gefahren; mit reinen Elektrofahrzeugen oder auch Plug-in-Hybriden muss ich das Thema auf meinem Firmenparkplatz - und wohl auch zu Hause beim Mitarbeiter - mitdenken. Einfache Fragen können in der Beantwortung sehr schnell komplex werden: Wie viele Ladeplätze braucht der Unternehmensstandort, wie viel Ladeleistung wird benötigt, wird ein Lastmanagement benötigt. Hier sind effiziente Analysen und Lösungen nötig, die auf vorhandener Infrastruktur aufbauen - von der Integration der Photovoltaikanlage oder Speicherlösungen bis hin zu Ladepunkten beim Mitarbeiter zu Hause. Abseits vom Technischen geht das bis hin zu der Frage, wie es gelingt, dass der einzelne MitarbeiterVertrauen in die neue Technologie fasst. Wie schaffe ich im Unternehmen das richtige "Mindset"?
Das Betätigungsfeld des TÜV ist natürlich größer - gibt es weitere Bereiche, die in Österreich wachsen?
Rötzer: Als akkreditierter Technischer Dienst werden wir als Experte im Bereich der Prüfung, Überwachung und Genehmigung von Kraftfahrzeugen und deren Bauteilen sowie bei Umrüstungen gerne zu Rate gezogen.
Aktuell beschäftigen uns Kundenanfragen zum Thema Auflastung von jetzt erhältlichen E-Nutzfahrzeugen, aber natürlich auch ganz klassischen Dieseln. Wir bieten dazu eine Dienstleistung an, welche die Umtypisierung der Auflastung zum Inhalt hat. Das Ergebnis ermöglicht die Anhebung der maximalen Nutzlast und damit dem höchstzulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs. Auch viele weitere Fahrzeugumrüstungen können auf Basis unserer Prüfberichte genehmigt werden.