Größere Probleme mit Markenfälschungen haben die großen Ölproduzenten wie Mobil, Castrol oder Shell. Die Preisunterschiede zwischen hochqualitativen Markenprodukten und billigen 08/15-Schmiermitteln locken immer wieder "Produktpiraten" auf den grauen Markt.
"Es gibt Märkte, da kaufen die Kunden das Öl im Handel und bringen es mit in die Werkstätte. Vor allem im asiatischen Raum", verweist Motorex- Marketingspezialist Wolfgang Schneider auf den Unterschied zu den mitteleuropäischen Kunden, die ihre Schmierstoffe direkt von den Werkstätten bekommen. Dort, wosich die Kunden das Öl selbst beschaffen -dort blüht auch das Fälschungsgeschäft. Dort werden mit Laserscan und 3D-Druckern "Original"-Gebinde großer Marken produziert, dort sind für normale Konsumenten gute Fälschungen vom Original nicht zu unterscheiden.
Problem der Marktführer
"Das Thema kommt alle fünf bis zehn Jahre wieder", ist das nach den Erfahrungen des Tribologen Ing. Peter Spatzierer, einst Castrol-Manager und nun Verkaufsleiter für den Bereich Automotive Lubricants bei Lukoil Lubricants, immer bei der Markteinführung neuer und teurer Topprodukte aktuell. So gab es vor fünf Jahren in Ungarn eine Fälscherbande, die mit alten Spritzgussformen, die eigentlich bereits vernichtet sein sollten, "Original"- Gebinde von Castrol, Mobil und Shell produzierte.
10W-40 statt 5W-30
"Die haben die alte 10W-40-Formulierung in Gebinde mit der aktuellen 5W-30-VW-Spezifizierung abgefüllt", erinnert sich Spatzierer an die mühseligen Recherchen quer durch Europa. Nach polizeilichen Angaben sind davon allein nach Polen 40 Lkw-Züge à 20.000 Liter gegangen. "Die Flascherln waren perfekt nachgebaut", und so wurde die Ware über einige Großhändler auch nach Österreich geschleust. "Das macht aber nur bei Topmarken einen Sinn." Der Bande konnte erst nach zwei Jahren das Handwerk gelegt werden. "Die Käufer sind auf die Schäden erst draufgekommen, als es zu spät war", rät er Werkstätten, sich von Kunden mitgebrachten Ölen -egal welcher Marke - möglichst fernzuhalten.
Öl und Filter
In diese Kerbe schlägt auch Gerd Bernd Lang, Verkaufsleiter beim Schmierstoffprofi Obereder. "Gefälschte Öle sind nach wie vor ein Thema." Die Kunden kommen sogar mit Ölfiltern in die Werkstätte, die sie sich irgendwo im Internet besorgt haben. "Es ist nicht alles Gold, was im Internet glänzt." So kann sich einMann-Filter in fast echter grün-gelber Verpackung letztlich als leeres Blechgehäuse entpuppen. Wobei sich Werkstätten via YouTube-Videos informieren können, wodurch sich Originale von Fälschungen unterscheiden. Da helfen auch kostenintensive, gut getarnte Sicherheitsmerkmale wenig. "Wie lange dauert es, bis die Fälscher auch die nachmachen?" Daher sollten sich die Werkstätten mit solchen Mitbringseln "nicht aufs Glatteis führen lassen". Vor allem, da sie sich bei späteren Folgeschäden den Vorwurf anhören müssen, sie hätten - als Fachmann - ja die Fälschung erkennen können.
Katz-und Maus-Spiel
Letztlich spielen Fälscher und Marketingexperten ein Katz-und Maus-Spiel. "Es gibt Sicherheitsmerkmale, die nicht einmal alle Mitarbeiter kennen", stehen für Ralph Kraschitzer von Castrol vor allem Ein-, Vier-und Fünfliter-Behälter im Visier der Fälscher. Die Großgebinde der Werkstätten sind davon nicht betroffen. Er ist überzeugt, zumindest momentan vor Fälschungen Ruhe zu haben.
"Wenn aber irgendwo ein Preis besonders niedrig ist, sollte man aufpassen." Für ihn ist dies ein Signal, dass bei einem hochwertigen Markenöl möglicherweise etwas nicht in Ordnung ist.
Die kompetente Argumentation
Wachsende Öl-Komplexität hilft den Profis. Im Kundengespräch braucht es dafür Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Beratung.