Der Ungar hatte 2009 seinen Betrieb von Sopron nachÖsterreich
verlegt -genauer gesagt nach Mitterndorf an der Fischa
(Niederösterreich). "Ich wollte näher bei meinen Kunden sein.
" Schon
vor der Übersiedlung hatte der begeisterte Handwerker nämlich seine
Aufträge vorwiegend aus Österreich, der Schweiz und Deutschland
bekommen. Heute rekrutiertsich seine Kundschaft vorwiegend aus
heimischen Kfz-Werkstätten, deren Kunden das Innenleben ihrer edlen
Autos -von den Sitzen über das Armaturenbrett, den Fahrzeughimmel bis
zu Türverkleidungen -repariert oder restauriert haben wollen.
Am Beginn waren die Möbel
"Für meine drei Lehrjahre in Vasarosnomény hat meine Mutter noch
zahlen müssen", sagt Balogh heute. Er wollte schon in der Schulzeit
Tapezierer werden, weil in einer benachbarten Budapester Werkstätte
Möbel tapeziert wurden. Doch nach dieser Lehrzeit landete Balogh
schon bald bei der Autotapezierung. Dieses Geschäft hatte zur Zeit
der alten Autokutschen seine Blütezeit.
"Niemand hat mir damals gezeigt, wie das geht, das musste ich mir
alles selbst beibringen." Denn solche Handarbeiten waren im Zeitalter
der Autoindustrie auch in Ungarn bereits völlig unüblich. "Heute ist
es mit dem Internet natürlich leichter, an solche Informationen zu
gelangen", sagt Balogh. Doch das ändere nichts an der Tatsache, dass
man auch bestens informiert "für diese Arbeit viel Geduld braucht".
Egal, ob es sich dabei um Stoff oder Leder, um Autos oder Motorräder
handelt. Sein jüngerer Partner Soltan Czakler ist bereits seit 16
Jahren an seiner Seite. "In Sopron war er noch mein Angestellter
-aber so gut, dass ich ihm 49 Prozent an der neuen GZ Autosattlerei
GmbH im Jahr 2009 abgetreten habe." Vor Kurzem übersiedelte die
Sattlerei aus Baden in eine neu adaptierte Halle in Mitterndorf an
der Fischa -wodurch der 44-jährige "Immigrant" nur mehr ein paar
Schritte von der Wohnung in seine Werkstätte hat.
"Wo ich meine Firma habe, ist allen Kunden, die eine schöne Arbeit
wollen, egal. Wir sind so bekannt, dass die uns überall finden", sagt
Balogh. Daher hatten die "Jungunternehmer" vom Start weg keine
Auslastungsprobleme. Das ist beim Zeitaufwand der Sattlerei kein
Wunder. Eine einzige Innenausstattung benötigt - je nach Umfang und
Schwierigkeitsgrad -300 bis 600 Stunden. Ein lukrativer Auftrag aus
Dubai für das komplette Innenleben von einem Dutzend neuer Range
Rover hätte den Betrieb monatelang blockiert. "Wir wollten unsere
Kunden wie Porsche, Denzel oder British Luxury Cars nicht vergrämen",
bevorzugt Balogh trotz internationaler Anfragendas bodenständige
Geschäft.
Mehr als 1.000 verschiedene Leder-Farbtöne
Derzeit sind Arbeiten wie Sitzreparaturen, ein neues Innendach oder
dasÜberziehen von Lenkrädern ein weniger spektakuläres
Tagesgeschäft. Daneben werden auch Oldtimer auf Vordermann gebracht.
Für diese hat Balogh beim Leder mehr als 1.000 Farbtöne zur Hand,
wobei die Materialien stets vom Originalproduzenten stammen.
"Für ein schönes Lenkrad brauche ich etwa 10 Stunden -Handarbeit geht
einfach nicht schneller." Und so fragen ihn seine Kunden oft, warum
er das um 300 Euro macht. "Das ist wie ein Hobby, bei dem ich Geld
verdiene -und auch zufrieden bin." Außerdem kennt er durchaus die
engen Schmerzgrenzen seinerKundschaft. Deshalb denkt er auch an
keine Ausweitung dieses Geschäftes, bei dem die beiden "Chefs" alles
selbst erledigen. "Außerdem gibt es niemanden, der das kann." Es
handelt sich dabei offenbar um ein aussterbendes Gewerbe.
Sohn geht anderen Weg
"Jede Arbeit bringt auch neue Probleme, die zu lösen sind", schätzt
Balogh die immer wieder neue handwerkliche Herausforderung. Sein Sohn
Bence (16) sieht das anders. Der büffelt derzeit an der
Handelsakademie -und möchte einmal Bankkaufmann werden. "Dem ist die
Arbeit nicht interessant genug, weil sie zu viel Zeit beansprucht",
sagt Balogh.Er hat um die Zukunft der GZ Autodesign dennoch keine
Bange. Verständlich, denn in seinem Einzugsgebiet mit 3.000
Kfz-Werkstätten gibt es nur ganz wenige Autotapezierer. "Ich brauch"
auch künftig nicht mehr Anfragen", denn er will die vielen existenten
Kunden nicht zu lang warten lassen.
So ist Baloghüberzeugt, dass auch sein Partner noch viele Jahre an
der Sattlerei große Freude haben wird. Vielleicht finden die beiden
bis dahin auch junge Leute, denen Handarbeit wieder Spaß macht.