Zum ersten Mal haben wir mit dem vorliegenden TEILE&Wirtschaft
diesem Segment eine eigene Sonderausgabe gewidmet. Neben unseren
traditions-und erfolgreichen Specials zum Thema Reifen, Lack,Öl und
Gebrauchtwagen haben wir nun dem Bereich "Ersatzteile" die nötige
Aufmerksamkeit zuteil werden lassen.
Dieser Teil der Branche ist
extrem spannend und ebenso wichtig, dabei geht es hier längst nicht
mehr um das Thema Ersatzteile allein. "TEILE" steht heute für den
unabhängigen Aftermarket, für den freien Teilehandel, die freie
Werkstätte, das Recht auf freie Werkstattwahl und vor allem: den
freien Zugang zu den Daten.
Der Wettbewerb zwischen den Automobilherstellern auf der einen Seite
und dem unabhängigen Aftermarket wird mit den elektronischen
Fahrzeugdaten komplett neu gemischt. Längst sind nicht mehr die
Regeln des freien Marktes, sondern massives politisches Lobbying für
eine gesetzliche Regelung entscheidend. Und dieses Match ist im
vollen Gang. Mangels entsprechender Regelung sind aktuell allerdings
die Automobilhersteller im Aufwind.
Auf der anderen Seite haben sich alle Player des freien Marktes in
Form der AFCAR (Alliance for the Freedom of Car Repair in the EU)
zusammengetan, um Politik und Gesellschaft von der Notwendigkeit des
freien Datenzugangs zuüberzeugen. Federführend ist der europäische
Verband des freien Teilehandels, die FIGIEFA, in Österreich durch den
VFT unterstützt. Aber auch die CECRA als europäischer Verband der
Händler und Werkstätten, Interessenvertreter der Leasingfirmen,
Versicherungen, Anbieter von Fahrzeugdaten, Werkstattausrüster und
Diagnosegerätehersteller sowie die FIA als Dachverband der
Autofahrerclubs sind dabei. Somit ist auch der ÖAMTC Teil der
Initiative.
Lediglich die Markenhändler stehen teilweise noch auf der Seite der
Hersteller. Wohl aus Angst, die freien Werkstätten könnten ihnen das
Geschäft wegnehmen. Dabei ist ein Wechsel in die freie Werkstätte
unvermeidbar, die Frage ist lediglich, wann dieser stattfindet: Nach
3,5 oder erst 7 Jahren?
Gegen den freien Datenzugang zu sein, ist dennoch sehr zu kurz
gedacht: Abgesehen davon, dass jeder Markenbetrieb gleichzeitig auch
als freie Werkstatt arbeitet, stellt sich die Frage, wie lange und in
welcher Form die Markenbetriebe dies auch bleiben werden. Abgesehen
von den wirklich großen Händlergruppen in Österreich: Wer wird in
zehn Jahren (und hier reden wir von relevanten
Investitionszeiträumen) noch autorisierte Werkstätte für eine Marke
sein, wenn die Hersteller den Service und die Instandsetzung der
Fahrzeuge elektronisch komplett unter Kontrolle haben?
Was passiert etwa, wenn sich ein Betrieb weigert, bei einer
bestimmten Service-Aktion des Importeurs mitzumachen, wenn es gerade
Differenzen in der Garantieabwicklung gibt, wenn Standards für
bestimmte Fahrzeugmodelle nicht erfüllt werden? Ganz einfach: Nachdem
die Fahrzeuge elektronisch vom Hersteller geroutet werden, kommt
keines dieser Fahrzeuge mehr in den Betrieb, sondern sie werden
direkt zum Nachbarbetrieb geleitet. Und sollte aus irgendeinem Grund
der Vertrag auslaufen, sindalle Kunden mit einem Schlag weg und
elektronisch bereits dem Nachfolger zugeordnet.
Fazit: Mit der aktuellen rechtlichen Situation bei den Fahrzeugdaten
kommt der Markenhändler noch stärker in die Abhängigkeit des
Herstellers. Freier Datenzugang stärkt nicht nur die Freiheit des
Konsumenten, sondern auch des Kfz-Unternehmers.