Die Stimmung in der tschechischen Autobranche ist gut. Die Neuzulassungen, die auch Reexporte beinhalten, sind in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. Im Vorjahr wurden mehr als 192.000 Pkws erstmals zugelassen, um 16,7 Prozent mehr als 2013. In den ersten fünf Monaten 2015 sind die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr um 21,2 Prozent auf knapp 92.000 Pkws gewachsen. Skoda war klarer Marktführer mit 29.770 Autos und 32,4 Prozent Marktanteil, gefolgt von VW, Hyundai, Ford und Dacia.

Weiteres Wachstum

Vratislav Strasil, Geschäftsführer der für den VW-,Audi-und Seat-Import zuständigen Porsche-Holding-Tochter Porsche Ceská republika, rechnet für 2015 mit einem Gesamtmarkt von rund 220.000 Pkws. Davon dürften an die 17 Prozent auf Reexporte, also Autos die in den ersten 180 Tagen nach der Zulassung wieder abgemeldetwerden, entfallen.

Frantisek Neuman, Citroën-und DS-Markendirektor in Tschechien, ist noch optimistischer. In seiner Planung geht er von 225.000 Pkws aus. Neuman betont auch steigende Verkäufe von leichten Nutzfahrzeugen, ein Zeichen der sich bessernden Wirtschaftslage. Auch für die Zukunft wird mit steigenden Verkäufen gerechnet. "Dertschechische Markt wird sicher wachsen", sagt Strasil. "Ich kann mir vorstellen, dass der reine Pkw-Markt ohne Reexporte um 3 bis 5 Prozent pro Jahr wachsen wird." Alle Wirtschaftsindikatoren zeigen laut Strasil einen positiven Trend. Auch Vít Pekný, Geschäftsführer des großen Prager Autohändlers NH Car und zuvor Chef der tschechischen Kia-Importniederlassung, erwartet höhere Absätze.

Umstrittene Reexporte

Für viele Diskussionen sorgt in Tschechien das Thema Reexporte. Da die Statistik des Importeursverbands auf Neuzulassungen basiert und einige Marken viel reexportieren, fehlt eine Übersicht über Autos, die wirklich im Land bleiben.

Neuman ortet eine neue Facette der Reexporte, bei der es offensichtlich um einen geplanten Betrug geht. So hat eine Firma bei einem tschechischen Citroën-Händler im Rahmen eines Flottenauftrags 15 Autos gekauft und dafür die üblichen Vergünstigungen erhalten. Dabei musste sich der Käufer unter anderem verpflichten, dass die Fahrzeuge mindestes sechs Monate lang in Tschechien angemeldet sein werden. Doch die Autos wurden wesentlich früher abgemeldet und sind in Frankreich aufgetaucht.

"Der Händler hat den Käufer wegen des erschlichenen Preisvorteils angezeigt", sagt Neuman. Die Polizei hat den Fall untersucht, doch der Käufer behauptete, dass sein Geschäftsplan gescheitert wäre und das Verfahren wurde eingestellt. Laut Neuman wurde die Sache nicht wirklich detailliert untersucht.Sonst müsste etwa auffallen, dass die Autos bereits vor dem angeblichen Zeitpunkt der Projekteinstellung in Frankreich zugelassen waren. Als Konsequenz will man nun die Flottenkunden besser überprüfen.

Neuman berichtet auch von Gerüchten, dass es zu Fällen kommt, in welchen ein Auto mithilfe von Duplikaten von Dokumenten im Ausland angemeldet wird, obwohl es noch in Tschechien zugelassen ist.

Konzentration im Händlernetz

Uneinig ist man sichüber die künftige Zahl der Händlerbetriebe. Pekný glaubt, dass die Händlerzahl von rund 1.000 Standorten auf 700 bis 800 Betriebe mit rund 600 Besitzern zurückgehen wird.

Strasil und Neuman sehen eine mögliche Konzentration, aber keine Änderung der Gesamtzahl der Betriebe. "Aus meiner Sicht ist die Profitabilität der Händler in Tschechien im Grunde sehr gut, der tschechische Markt hat bisher keine Krise erlebt und ich sehe auch an unseren Konzernmarken, dass sich unsere Netzstruktur nicht verändert", so Strasil. "Ich glaube nicht, dass es in Zukunft zu einem radikalen Rückgang der Verkaufspunkte kommen wird."