Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass Mag. Markus Wildeis als Nachfolger von MMag. Silvia Rieger zum Managing Director von Stellantis Austria bestellt wurde: Eine Umschichtung des Händlernetzes von Peugeot, Citroën, Opel, Fiat, Jeep & Co., die Umstellung auf das New Retailer System, zahlreiche Änderungen in Führungspositionen bei den Importmarken – über einen Mangel an Arbeit durfte sich Wildeis in dieser Zeit nicht beklagen.
Jetzt bat er zum Exklusivinterview in die Zentrale in Wien-Aspern, wo – auch wenn die Fertigung der Getriebe im Werk nebenan demnächst enden wird – wohl auch noch für zumindest ein Jahr Sitz alle Entscheidungen fallen werden. Eine Übersiedlung der Importorganisationen stehe derzeit nicht auf der Prioritätenliste, sagt Wildeis.
Zumal es auch sonst genug zu tun gibt: Denn die im September 2023 erfolgte Umstellung auf das Agentursystem läuft noch immer nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Man habe zwar große Fortschritte gemacht, doch man brauche noch Zeit für die weitere Entwicklung, sagt Wildeis: ,„Wir sind noch weit weg davon, dass alles klaglos funktioniert, wir müssen prozesstechnisch noch ein paar Hausaufgaben lösen.“ 

Neue Bewerbungen 

Doch wie wirkt sich das neue System auf die einzelnen Partner aus? „Wir sehen, dass jene Partner, die auch in der Vergangenheit im Retail stark waren, jetzt auch im neuen System stark sind – und manchmal sogar besser performen als in der Vergangenheit“, erklärt der Managing Director. Das liege nicht nur an den neuen Produkten der einzelnen Marken, sondern auch an der verstärkten Werbung und an der verbesserten Verfügbarkeit: „Hingegen tun sich manche Partner in der Umstellung auf das New Retailer System nach wie vor schwer.“ Er sei aber zuversichtlich, dass es auch in diesen Fällen gemeinsam gelingen werde, erfolgreich zu sein.

In den Stein gemeißelt scheint das (im Vorjahr deutlich veränderte) Partnernetz jedenfalls nicht zu sein: Denn Wildeis berichtet, dass es in den vergangenen Wochen zahlreiche Bewerbungen von potenziellen neuen Partnern gegeben habe: Darunter seien markenfremde Händler ebenso wie aktuelle Retailer, die ihr Stellantis-Portfolio um zusätzliche Marken erweitern wollen. „Wir haben sehr wenige weiße Flecken, aber sind immer für Gespräche bereit.“ Wildeis betont allerdings die Loyalität und eine Partnerschaft auf Augenhöhe: „Das ist sehr wichtig, jedoch in beide Richtungen.“ Im Hinblick auf die Bewerbungen habe man offenbar in den vergangenen Monaten wieder Vertrauen hergestellt, sagt der Manager. 
Im kommenden Jahr wird die ohnedies schon große Vielfalt bei Stellantis um zwei weitere Marken erweitert: Einerseits startet man den Neuwagenverkauf von Lancia, wo es neben dem Ypsilon (mit E-Antrieb oder als Mild Hybrid) später 2 weitere Modelle geben wird. Über das Neuwagen-Retailer-Netz heißt es momentan nur so viel, dass es kleiner als bei Alfa Romeo (derzeit 29) sein soll. Das Servicenetz von Lancia soll relativ breit aufgestellt sein, da es angesichts ähnlicher Technologien mit anderen Stellantis-Marken breite Synergien gibt.

Interessant ist aber vor allem die zweite Marke mit einem L, nämlich Leapmotor: Wildeis spricht von einer „sehr spannenden jungen chinesischen Marke“ aus einem Joint Venture. 2025 will man mit zwei Modellen starten, dem T03 im A-Segment und dem C10 (SUV im D-Segment). In 3 Jahren will Leapmotor über 6 Modelle verfügen. Welche – und wie viele – Partner für Leapmotor zuständig sein werden, ist vorerst noch nicht fixiert. Wildeis: „Wir arbeiten schon seit Wochen an einer Go-to-Market-Strategie und werden sie rechtzeitig kommunizieren.“ 
Froh ist man in Wien-Aspern auch darüber, dass man in den vergangenen 9 Monaten insgesamt 20 neue Mitarbeiter eingestellt hat: Man habe vor allem die Kernbereiche, die für die Betreuung der Partner im New Retailer System wichtig seien, in den vergangenen Monaten personell verstärkt, erklärt Wildeis: „Jede Marke hat einen eigenen Vertriebsleiter. Es ist sehr wichtig, dass jede Marke ein Gesicht hat. Die Zahl der Gebietsleiter, die bei uns Business Coach heißen, haben wir erhöht, sodass weniger Partner pro Person zu betreuen sind.“ Auch das Team in den Bereichen Customer Care und Customer Experience habe man in den vergangenen Monaten erweitert.