Prof. Dr. Willi Diez rief nach Nürtingen, um mit klugen Köpfen aus
Politik und Wirtschaft gemeinsam mit Branchenakteuren Orientierungen
über die Zukunft des Autohandels zu vermitteln.
Eines vorweg: Selbst ein Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender
Volkswagen AG, rührte in eigener Sache ordentlich die Werbetrommel.
Seine Welt ist außerhalb Europas in China und in Indien in Ordnung,
in Deutschland und Europa ist er genauso Getriebener wie nahezu alle
Akteure im Automobilgeschäft. Die Luft ist raus aus dem einstigen
Wirtschaftswunderland Deutschland, was Baden-Württembergs
Ministerpräsident Günther Oettinger nicht weiter in Abrede stellte.
Technologisch in einer Zeitenwende, suchen die Menschen Arbeit und
die Unternehmen Käufer für ihre Produkte und Dienstleistungen. Diese
ineinandergreifenden Herausforderungen sind für Institutsvorstand
Prof. Dr. Willi Diez die aktuelle Diskussionsbasis für die
Automobilwirtschaft, Perspektiven und Chancen aufzuzeigen, als nur
die Krise zu bejammern.
Kampf um jeden Kunden
Die Neuausrichtung der Modellprogramme und der Vertriebsstrategien
vor dem Hintergrund der "Elektrifizierung" des Automobils fordern
jeden Chef heraus, befindet man sich doch im Spannungsbogen von
Marktanspruch und Kosteneffizienz.Ökologie-Offensiven stressen
zusätzlich
Organisations-und Finanzierungsstruktur. Erfrischend Dr. Michael
Kern, Herr und Lenker des deutschen A.T.U-Handelsriesen mit 25
Filialen inÖsterreich, der neue Wege beschreitet, um Kunden in sein
System zu binden. Da gibt es schon einmal Rasierer zu
Schnäppchenpreisen wie in sonst keinem Supermarkt. Die Teilnehmer
nahmen es mit Gelächter zur Kenntnis, Kern lacht jetzt schon über
erste Erfolge.
Etwas verwirrt hat das Referat von Hans-Jürgen Persy,
Vorstandsvorsitzender des VW-Audi-Handels Löhr&Becker AG, der auch
aus einer Negativrendite noch Gewinn schöpft. Sichtlich war der von
Händlersprecher Michael Lamlé gecoachte Manager aus Koblenz darauf
aus, Goodwill in den Beziehungen zu Volkswagen auszudrücken. Stark
war der Auftritt von Rolf Schumann, dessen Better-Place-Engagement
das Elektroauto als Katalysator für ein neues Geschäftsmodell "Vom
Auto zum Mobilitätskonzept" Pate stehen lässt. Nicht Auto und
Batterie werden vermarktet, sondern Kilometerleistung. Seinen Worten
folgend verblassen dabei Ökologie-Offensiven zu Kindersprüchen.
Resümee
Die Antriebskonzepte werden künftig stärker auf die jeweiligen Märkte
abgestimmt: Diesel/Benzin in Europa, Hybrid in den USA, Bioethanol in
Brasilien. Den Verbrennungsmotoren wird auch in den kommenden
Jahrzehnten kein wirklicher Konkurrent erwachsen, auch bei allen
Anstrengungen rund um den Elektroantrieb nicht.
Der Autohandel wird zunächst mit detaillierten Spritspartechnologien
konfrontiert und davon profitieren können, wenn er sich rechtzeitig
in allen Phasen darauf vorbereitet.
Das Elektroautomobil hat noch hohe Hürden zu überwinden, besonders im
ökologisch anspruchsvollen Europa. Hybridfahrzeuge werden weiter
entwickelt. In diesem Prozess werden die besten Autohäuser ihre Rolle
spielen - ihre Erfolge und Misserfolge haben.