Auf der IAA wurde der Optimismus vergewaltigt. Von der Politik
vorgelebt, genieren sich Topmanager in der Automobilwirtschaft nicht
mehr im Geringsten, ihre tiefroten Ergebnisse weiter schön zu reden.
E-Mobilität ist ihr Placebo.
Längst erkennt die Bevölkerung die Probleme im Markt, der in kaum
einer nennenswerten Sparte mehr realistisch wachsen kann - schon gar
nicht in der Automobilwirtschaft. Das könnte man den Leuten auch
erklären, doch Politik gleich macht die Industriespitze mit ständigen
Versprechungen vieles zunichte. Oberflächlich betrachtet wird schon
der Abschied vom Verbrennungsmotor eingeleitet - dem Elektromobil die
Zukunft eröffnet. In populistischer Weise wird Realitätsverweigerung
betrieben.
In Frankfurt haben wir miterlebt, was bewegt, So ungefähr lautete
auch das Messemotto der diesjährigen Internationalen Automobil
Ausstellung. Allerdings fehlen vielen Marken die Modelle, mit denen
die allgegenwärtige E-Mobilität nachhaltig finanziert werden kann.
Zunächst ergehen sich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft im
Richtungsstreit. Otto- und Dieselmotor werden uns noch eine Weile
begleiten, ehe es zur Verschiebung in Richtung neue
Antriebstechnologie kommt. Neue Abhängigkeiten werden geschaffen, die
Arbeit wird dennoch nicht mehr. Neue Jobs können nur durch
gravierende Veränderungen im Mobilitätsverhalten der Bevölkerung und
in deren Inanspruchnahme geschaffen werden. Ein Prozess, der erst am
Anfang steht. Die automobile Zukunftswelt wurde in Frankfurt
angetippt, längst noch nicht angestoßen im Sinne
wirtschaftstauglicher Alternativen zurheutigen Mobilität. Vorher
müssen aber noch die Überkapazitäten von 100 auf 50 Millionen
Jahresproduktion halbiert werden. Die Zulieferindustrie ist längst
schon in diesem Ausleseprozess, dem sich die Autoproduzenten nicht
verschließen können. In seinen wuchtigen Ausläufern werden davon auch
der Handel und das Service nicht verschont.
Für die Kfz-Betriebe liegt das Hauptaugenmerk unmittelbar bei jenen
wachsenden Käuferschichten, die auf ihr Geld achten müssen.
Spürbarer Optimismus? Oh ja, die US-Konjunktur zieht wieder an, die
Stahlproduktion steigt. Die Banken öffnen ihre Safes. Alles wichtige
Wirtschaftsindikatoren für einen anstehenden Aufschwung, erzählt uns
der Staatsfunk.
Das Elektromobil kommt. Kein Zweifel, doch vorher kommen auf unsere
Kfz-Unternehmen neue Anforderungen bei der Ausbildung, der
Werkstattausrüstung, der Lagerhaltung und bei der Anlauffinanzierung
der Vertriebskosten neuer innovativer Produkte mit alternativen
Antriebskonzepten hinzu.
Die automobile Zukunftswelt versagte sich in Frankfurt eine
schlüssige Antwort und Populismus hat auch nur eine begrenzte
Lebensdauer. Also heißt es weiterwursteln!