Zwei Betriebe, zwei Strategien: Wieüberlebt man in einer mit
wirtschaftlichen Mängeln behafteten Branche?
Michael Mayr hat Mut bewiesen. 2004, als sich die Krise des
heimischen Autohandels bereits abzuzeichnen begann, erwarb der seit
zwei Jahren amtierende Geschäftsführer 99 Prozent an dem bis dato im
Eigentum von Ford stehenden Autopark. 2008 übernahm der Sohn eines
Holzfällers und einer Hausfrau auch die letzten Anteile an dem
Innsbrucker Autohaus.
Ganz anders waren die Ausgangsbedingungen in Graz: Immerhin betreibt
die Unternehmerfamilie Robinson dasälteste Autohaus der Steiermark.
"Unsere Firma hat alle Höhen und Tiefen mitgemacht", umreißt Heinz
Robinson die Geschichte, "von den automobilen Anfängen über zwei
Weltkriege und einige Wirtschaftskrisen bis hin zu den
einschneidenden vertriebspolitischen Entscheidungen mancher
Hersteller." Diese Änderungen haben aus dem ehemaligen VW-Großhändler
und Peugeot-Privatimporteur einen Vertragshändler von Mazda und Kia
gemacht. "Konsens ist besser als Streit", so Robinson zu seinen
Importeursbeziehungen. "Geht es allerdings um unangemessene
Einschränkungen oder gar Rechtswidrigkeit, darfman den Konflikt
nicht scheuen."
Bilanz vor Stückzahlen "Nein sagen" ist für Robinson auch in anderer
Hinsicht ein entscheidender Faktor: "Als Unternehmer arbeitet man in
erster Linie für seine Mitarbeiter und seine Bilanz. Erst danach
folgen Stückzahl, Marktanteil oder Investitionen nach der neuesten
Mode." Diese Handlungsfreiheit beziehtRobinson aus dem Streben nach
finanzieller Unabhängigkeit, nötigenfalls verbunden mit persönlicher
Zurückhaltung: "Privates darf man sich erst dann leisten, wenn der
Betrieb auf soliden Beinen steht."
Dass sich Robinson auch in der Immobilienund Tourismusbranche
engagiert, sichert seine Aktivitäten im Autogeschäft ab. Dass diese
Diversifizierung nur eingeschränkten Vorbildcharakter hat, ist ihm
aber bewusst: "Diese Möglichkeit gibt es nicht für jeden, außerdem
ist es sehr oft aus Zeitmangel auch nicht sinnvoll." Allgemein gültig
ist dagegen eine andere Maxime: Ob Neu-oder Gebrauchtwagen -zu viele
Lagerfahrzeuge drücken immer die Erträge.
"Sanierung durch Expansion"
Eine Zutat sucht man im Erfolgsrezept von Robinson vergeblich:
Expansion. Sein Autohaus ist nach wie vor ein mittelständischer
Einzelbetrieb. "Unser Schwerpunkt heißt Sanierung durch Expansion",
sagt dagegen Mayr. Zu den Standorten Innsbruck und Wörgl kam ein
Betrieb in Vomp hinzu, das Großhandelsnetz wuchs auf 36 Ford-Partner
in West-und Südösterreich sowie in Südtirol. Die Absatzzahlen sollen
heuer mit insgesamt 3.200 Stück einen neuen Höchstwert erreichen.
Der Ausbau des Markenportfolios ging nicht ohne Konflikte vor sich:
Volvo und Suzuki kamen neu hinzu, Mazda machte daraufhin den
Lokalrivalen Meisinger zum Haupthändler. Dennoch ist Mayr mit den
Resultaten zufrieden: "Wir sind keine Markensammler, sondern haben
uns genau überlegt, welche Marke strategisch zu uns passt."
Erfolgsfaktor Mensch
So unterschiedlich die Hintergründe sein mögen, sowohl Mayr als auch
Robinson haben ihr ganzes Berufsleben mit Autos zugebracht. "Ich
konnte mein Hobby zum Beruf machen", unterstreicht Mayr die
entscheidenden Emotionen. Für Robinson stehen menschliche Faktoren
ebenfalls ganz oben - besonders, wenn es um die Betriebsnachfolge
geht: "Kinder müssen ihre Berufsentscheidung selbst treffen. Nur dann
können sie als Mensch glücklich und als Unternehmer erfolgreich
werden."