Er ist so etwas wie der "Gottseibeiuns" der Autofahrer: Die Rede ist von Hermann Knoflacher, seines Zeichens emeritierter Universitätsprofessor und langjähriger Leiter des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien. Eigentlich sollte man von einem Wissenschafter ja eine möglichst objektive Meinung zu allen Verkehrsmitteln erwarten - egal ob Auto, Bahn oder Fahrrad.

Virus im Gehirn Doch nein, weit gefehlt: Da meint er in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit", dass "die menschlichen Errungenschaften der letzten Generationen durch das Auto zerstört" worden seien, spricht von einer "Diktatur der Autofahrer" und sagt, dass Autofahrer "Killer" seien, die durch den Ausstoß von krebserregenden Substanzen "die Lebenszeit von uns allen um durchschnittlich zwölf Jahre" verkürzten.

Oder er schwadroniert in der "Wiener Zeitung" davon, dass das Auto wie ein Virus sei, der "sich im Gehirn festsetzt und unsere Verhaltensregeln, unser Wertesystem und unsere Wahrnehmung komplett verdreht".

Klar, dass sich Knoflacher gegen den Autobahnring um Wien ausspricht. Außerdem fordert er, dass der Weg zum Parkplatz in Großstädten länger sein müsse als zur nächsten Haltestelle von Bus, Straßen-oder Eisenbahn. Mütter von schlafenden Kleinkindern, die sich voll bepackt mit Einkaufstaschen von eben diesem entfernten Parkplatz nach Hause mühen, werden es ihm danken. Unsere Bewertung: durchgefallen.

Autofahrer als Freiwild Eine seltsame Rolle spielt auch der VerkehrsclubÖsterreich, kurz VCÖ: Dort vertritt man so ziemlich alle mobilen Menschen Österreichs, nur nicht die Autofahrer. Die werden zum "Freiwild" ernannt und -überspitzt gesagt -meist als Luft verpestende Menschen dargestellt, die nichts anderes zu tun haben, als mit ihren Schadstoffe ausstoßenden Vehikeln spaßeshalber von A nach B zu fahren.

Ein paar Beispiele gefällig? In einer Aussendung vom 4. August wird die deutliche Zunahme bei den Elektromopeds gelobt: plus 160 Prozent im Vergleich zu 2008. So weit, so gut: Doch dann versteigt man sich zur Forderung, dass ab 2012 ausschließlich E-Mopeds auf den Markt kommen dürfen. Dies würde sich "positiv auf Ozon-Feinstaub-und CO 2 -Werte" auswirken, heißt es. Und auf die Menschen? Wo wird denn, fragen wir uns, der Lehrling sein E-Moperl aufladen? Wird er es Abend für Abend in den 3. Stock schleppen, wenn er dort oben wohnt? Oder gar am Arbeitsplatz? Da wird sich der Lehrherr schön bedanken, wenn er jeden Tag seinen Strom zur Verfügung stellen darf!

Steuererhöhung für Pendler Oder nehmen wir die Aussendung vom 13. Juli, wo urgiert wird, Diesel "zumindest gleich hoch wie Benzin zu besteuern". Jede Tankfüllung mit Diesel würde sofort rund 5 Euro mehr kosten als bisher. Die Begründung von VCÖ-Verkehrspolitiker Martin Blum: "Die steuerliche Begünstigung des schädlicheren Produktes ist absurd." Auf dem Papier mag das überzeugen, in der Praxis ist es ein Affront jener, die auf ihr Auto Tag für Tag angewiesen sind -etwa die hunderttausenden Pendler am Land. Freuen wird sich nur einer: Finanzminister Josef Pröll.

Ein besonders schönes Beispiel hätten wir noch, nämlich die Aussendung vom 19. März: Da wird gefordert, die derzeitige Papier-Vignette (?) durch eine elektronische zu ersetzen. Denn mit der derzeitigen Regelung werde "umweltfreundliches Verhalten bestraft". Wer nur 1.500 Kilometer pro Jahr auf Autobahnen zurücklege, müsse sieben

Mal so viel bezahlen wie einer, der 10.000 km fahre (5 Cent zu 0,7 Cent). Da erinnern wir uns an den letzten Urlaub in Italien, wo für etwa 150 km auf der Autobahn mehr als 10 Euro kassiert wurden. Also noch weit, weit mehr als der VCÖ für die ach so armen Wenigfahrer in Österreich berechnet hat.

Ob radikaler Professor oder einseitige Interessenvertretung, unser Fazit bleibt das Gleiche: Wegen einer Vielzahl von schweren Mängeln durchgefallen.