Der Chef ist auch nur ein Mensch. Als solcher macht er Fehler, die in
der Autobranche angesichts des angespannten Umfelds besonders schnell
verheerende Folgen haben können.
Chefs treffen richtige Entscheidungen und falsche. Der Erfolg stellt
sich ein, wenn mehr richtige als falsche dabei waren. Entscheidungen
sind aber keine Rechenoperationen: Ihre Richtigkeit erkennt man nicht
sofort, sondern erst nach geraumer Zeit. Je wichtiger die
Entscheidung, desto länger dauert diese Zeit. Und umgekehrt: Je
länger es dauert, bis man weiß, ob etwas richtig war, desto wichtiger
war es.
Nur die kleinen Sünden straft Gott schnell. In diesem Beitrag stehen
aber Todsünden im Mittelpunkt, also schwere Fehler, die niemand so
leicht wieder korrigiert.
Ich mache alles selbst Solange alles irgendwie läuft, läuft es ja
irgendwie. Aber ein guter Unternehmer hat auch immer ein Auge auf den
Horizont gerichtet, denn dort sieht man die Gewitter heraufziehen.
Auf Gewitter muss man sich beizeiten einrichten.
Dazu gehört eine Infrastruktur von Vertrauensleuten und Teamleitern
im Unternehmen, denen man im Falle eines Falles das Tagesgeschäft
überlassen kann und die bei Krisen mit anpacken. Ein Chef, der
niemanden ranlässt und niemanden einweiht, steht in der Krise allein
auf weiter Flur. Sense. Das Wetter istschuld Läuft es einmal
schlecht, dann ist der Reflex schnell da, es wäre das Wetter die
Ursache (ein warmer Winter ohne Karosseriegeschäft, ein nasser Sommer
mit entsprechender Kaufzurückhaltung in Tourismusregionen und so
weiter). Ja, es stimmt: Auch die Autobranche kennt gute und flaue
Saisonen. Und wenn einmal wirklich zwei Winter zu warm und schneelos
waren, ist das noch lange nicht die Garantie, dass der dritte Winter
das alles wieder kompensiert.
Nächstes Jahr wird es wieder besser Möglicherweise, aber sicher nicht
von ganz allein. Weitermachen und warten, dass es schon besser wird,
ist der verkehrte Ansatz. Alle Unternehmer einer Branche sind gleich
"wetterfühlig", aber nur jene, die rasch reagieren, werden letztlich
überleben. Reagierenheißt Kosten senken, Kapazitäten reduzieren,
schlanker und schneller werden. Aber eines nicht: den Kopf einziehen.
Wir haben das noch immer selbst geschafft Ja, da waren wir aber
jünger, fitter und die Lage war eigentlich eine ganz andere. Jede
Krise ist so wie sie ist. Und die vergangenen Krisen und deren
Bewältigung ist keine Garantie für die Bewältigung der jetzt
vorliegenden Krise. Kein Unternehmer muss alles können, kein
Unternehmer sollte daher aus freien Stückenauf Hilfe verzichten.
Ich warte, bis es meinen Konkurrenten erwischt, dann werden die
Preise wieder steigen Das funktioniert nur, wenn der Konkurrent
genauso kurzsichtig ist wie man selbst. Hat dieser aber ein bisschen
Weitblick oder gar den Artikel vom Kantner gelesen, dann lässt sich
dieser nicht auf solche Mutproben ein. Preise steigen auch nicht von
selbst, sondern meistens erst nach Reduktion von Überkapazitäten im
Markt. Und solche Reduktionen geschehen am schnellsten beim
Insolvenzgericht. Licht aus.
Darum kann ich mich jetzt nicht kümmern Dieser Moment stellt sich
fast automatisch nach den ersten fünf Sünden ein. Der Unternehmer
befindet sich mitten in der Krise und ist mittlerweile körperlich wie
psychisch am Ende. Typischerweise beschäftigen sich Menschen in
dieser Situation mit absolut unwichtigen Details und negieren,was
wirklich los ist. In diesem Fall hilft nur das Ziehen der Reißline,
zum Beispiel zur Rettungsinsel Insolvenzverfahren.
Wenn ich jetzt der Bank die Wahrheit sage, ist alles aus Unternehmer
wissen, was los ist. Die meisten jedenfalls. Doch zuerst wollen sie
es selbst nicht wahrhaben, dann wollen sie es niemandem sagen. Aus
Furcht, es könnte wichtige Partner verschrecken oder das Boot
vollends aus dem Gleichgewicht bringen. Wer allerdings seinen
Partnern allzu unverfroren eine heile Welt vorspielt, der riskiert
eine Menge Glaubwürdigkeit, wenn die Krise dann doch offenbar wird.
Beim Kunden mag das noch berechtigt sein, der Hausbank sollte man
aber schon reinen Wein einschenken. Sie ist der wichtigste Partner
eines Unternehmens. In der Krise benötigt der Unternehmer den
Goodwill der Menschen in dieser Bank. Hat er Sie aber noch ein paar
Wochen zuvor grob hinters Licht geführt, werden sie wenig Motivation
verspüren, ihm zu helfen.