Nach wie vor hat die Wirtschaftskrise den Transportermarkt fest im
Griff. Mit Neuheiten und Sonderaktionen arbeiten die Importeure
jedoch an der Trendwende.
Wer hoch steigt, kann tief fallen. Diese Erfahrung mussten die
Nutzfahrzeugimporteure machen: Während der Markt für Fahrzeuge bis 5
Tonnen 2008 das Rekordniveau von 32.829 Neuzulassungen erreicht hat,
liegt er heuer bislang 30 Prozent darunter. Die Kunden sind
eingeschüchtert: "Das Rezessionsgespenst geistert durch alle Bereiche
der Wirtschaft", sagt Sebastian Haböck, Vertriebsdirektor von
Citroën. "Speziell bei Großflotten werden Investitionen aufgeschoben
oder gar gestrichen", stimmt Dr. Thomas Hörmann, Operations Director
von Ford, zu. Er registriert einen weiteren, durchaus pikanten Trend:
"Zur Verschiebung ihres internen Rücknahmerisikos raten
Leasingfirmen, darunter speziell die Fuhrparkmanager, aktiv zur
Verlängerung der Vertragslaufzeiten." Das geht zulasten der
Hersteller, doch auch der Vorteil für die Kunden ist fraglich: Dank
zahlreicher Innovationen macht sich die Entscheidung für ein neues
Nutzfahrzeug heuer -Krise hin oder her-derzeit nämlich besonders
schnell bezahlt.
Sparsam und sauber
Nicht immer ist ein Modellwechsel nötig, um entscheidende Vorteile
für den Fahrzeugnutzer zu erzielen. Das beweisen die neuen Motoren
für den Mercedes-Benz Sprinter: Neben drei neuen Vierzylinder-Dieseln
wurde der Sechszylinder mit 190 PS grundlegend überarbeitet. Für den
Mitsubishi Fuso Canter, die von Mercedes vertriebene
Nutzfahrzeugalternative aus Japan, kommen dieser Tage ebenfalls neue
Motoren in den Handel. Außerdem bewirbt Mercedes die ab 19.990 Euro
erhältliche Sonderserie "Sprinter Worker". Auf die Zusammenarbeit mit
den Vertriebspartnern werde ebenfalls nicht vergessen, betont die für
Nutzfahrzeuge zuständige Vertriebs-und Marketingleiterin Gabi
Schmidhäuser: "Die derzeitige Marktlage stellt insbesondere
Herausforderungen an das Lagermanagement. In diesem Bereich
unterstützen wir unsere Händler nach Kräften."
Neue Modelle, spezialisierte Partner
"Das gute Zusammenspiel von Importeur und Händlern ist in der
heutigen Situation wichtiger denn je", bestätigt Thomas Wenth, Leiter
Business Development bei Peugeot. Er setzt auf nachhaltige
Marktbearbeitung: "Schwerpunktaktionen mit grenzwertigen Rabatten
sehen wir nicht als unsere Strategie." Bis Ende Juli verzeichnete
Peugeot mit einemMinus von 11 Prozent deutlich niedrigere Rückgänge
als der Gesamtmarkt. Dazu hat die Erneuerung der Modellpalette
beigetragen, die kürzlich mit dem Peugeot 206+ XA abgeschlossen
wurde. Bei C Citroën hat sich der Nemo, als "Van of the Year 2008"
ausgezeichnet sowie die ebenfalls schon im Vorjahreingeführte
Neuauflage des Berlingo gut etabliert. "Kundennähe und permanenten
Kontakt" verspricht sich Vertriebsdirektor Haböck von den
mittlerweile 14 Business Centern: Obwohl prinzipiell alle
Vertragshändler Nutzfahrzeuge anbieten, verfügen diese
Schwerpunktbetriebe über besonderes Knowhowim Umgang mit
Firmenkunden. Ein weiteres Business Center könnte demnächst
hinzukommen, dann ist für Haböck der Markt ausreichend abgedeckt.
Krisenfeste Marktanteilsziele
Renault hat zu Jahresbeginn den Kangoo Express Compact eingeführt,
eine Langversion als dritte Ausführung ist für das kommende Frühjahr
geplant. Dann wird auch der neue Master auf den Markt kommen. Seit
Kurzem lieferbar - und, erzählt Pressesprecherin Dorit Haider,
überaus beliebt -sind der Dacia Logan Van und der Logan Pick-up: Mit
den ab 6.990 Euro erhältlichen Modellen verfügt die rumänische
Schwestermarke über ein in Krisenzeiten besonders attraktives
Angebot. All das soll dazu beitragen, dass Renault seinen Marktanteil
heuer trotz voraussichtlicher Rückgänge in absoluten Zahlen um rund 1
Prozent ausbauen kann. 3 Neuheiten gibt es bei Ford: Der Fiesta Van
ist zu Jahresbeginn gestartet, vor einigen Wochen folgte die
Überarbeitung des Ranger und die im markentypischen "Kinetic Design"
gestaltete Neuauflage von Transit und Tourneo Connect. Mit rund 4.000
Verkäufen erwartet der Importeur heuer nicht allzu starke Rückgänge.
Dazu könnte die "leichte Erholung des Marktes", die Hörmann zumindest
im Juli beobachtet hat, beitragen.
Kontinuität statt Rabattschlacht
"Kontinuität in den Kampagnen" ist Gerhard Schwarz, Verkaufs-und
Marketingleiter für die Nutzfahrzeuge von Opel, ein Anliegen:
"Wirtschaftlich fragwürdige Sonderaktionen bringen wenig, wenn am
Markt die Stimmung einfach nicht vorhanden ist." Diese ehrliche
Geschäftsphilosophie scheint belohnt zu werden, denn Schwarz kann von
Marktanteilssteigerungen in den vergangenen Monaten berichten. Zur
Lösung der dennoch vorhandenen Kaufzurückhaltung sollen die für
Herbst geplanten verbrauchs-und emissionsoptimierten Motoren im
Vivaro beitragen. "Früher sind Großflotten bis zum Fahrzeugwechsel
durchschnittlich 120.000 Kilometer gefahren. Jetzt steigt die
Bereitschaft, noch ein Jahr mit weiteren 40.000 Kilometern
anzuhängen", beobachtet Schwarz.
Für alle Ansprüche gerüstet
Längere Tauschintervalle registriert auch Johann Wimmer, Markenleiter
VW Nutzfahrzeuge: "Unter den Kunden herrscht nach wie vor ein hoher
Unsicherheitsfaktor, denn die aktuellen Wirtschaftsmeldungen zeigen
doch noch nicht den großen Trend nach oben." Dank des außerordentlich
breiten Produktprogramms sieht sich Porsche Austria dennoch gut
aufgestellt. "Beispielsweise können wir "Downsizing" mit der eigenen
Marke auffangen", sagt Wimmer. "Parallel dazu bieten wir unseren
Kunden in allen Klassen die preisgünstigen Einstiegsmodelle
"Economy", und mit BlueMotion oder BlueTDI entsprechen wir demTrend
nach immer sparsameren und umweltfreundlicheren Modellen." Wimmer
berichtet, dass im Sommer u. a. mit einem Allradbonus für Transporter
und Busse Akzente gesetzt wurden. Als nächste Modellneuheiten starten
der Caddy BlueMotion und der Caddy Maxi EcoFuel, auch die neue
Generation von T5 undMultivan wird kurz nach ihrer Premiere auf der
IAA zu den 76 Nutzfahrzeughändlern kommen. Gemeinsam mit den ersten
Anzeichen einer leichten Nachfrageerholung, die in den letzten Wochen
zu spüren gewesen sei, stimmt das Wimmer optimistisch. "Wir fahren
jedoch weiterhin auf Sicht", betont der Importeurschef: Eine
Strategie, die bis zur Überwindung der