Porsche als quasi Familienbetrieb der Porsches und der Piëchs ist
passé. Die Story zur Übernahme des Sportwagenherstellers seitens des
VW-Konzerns könnte dem Drehbuch der US-Fernsehserie der 1980er
entsprungen sein, in der Ränkespiele zwischen Familienmitgliedern die
Regel waren. Wie aber wird dieser Deal im Allgemeinen gesehen? Hat es
auch Auswirkungen auf Österreich?
So fremd sind sie sich nicht Es ist Tatsache, dass Porsche im letzten
Jahrzehnt zu den erfolgreichsten Autoherstellern weltweit zählte und
in der Ertragskraft in mehreren dieser Jahre die Nummer 1 überhaupt
darstellte. Das heißt, VW wird sehr sorgsam mit dieser neuen
Gesellschaftsstruktur umgehen müssen, um die typischen Stärken von
Porsche wie Innovationskraft, Markenimage, Design und Styling nicht
zu verwässern! Andererseits hat es ja auch bisher schon viele
Berührungspunkte zwischen den VW Marken und Porsche gegeben -also so
"fremd" sind sie sich nicht! Für Porsche bietet sich noch stärker als
bisher die direktere Möglichkeit, an die Ressourcen von VW zu
gelangen, wie zum Beispiel technische und vertriebsmäßige als auch im
finanziellen Bereich. Es ist schon denkbar, dass es bezüglich
Mutterkonzern und Salzburger Porsche Holding in
"verwaltungstechnischer" und organisatorischer Hinsicht ein gewisses
"Zusammenrücken" gibt. Aber auch hier gilt, dass die Zusammenarbeit
mit den verschiedenen Marken im VW-Konzern auch in der Vergangenheit
schon gegeben war. Schauen Sie nur auf den österreichischen
Marktauftritt der VW-Gruppe, beispielsweise Porsche in Wien Liesing,
hier gibt es auch jetzt schon enge Kooperationen zwischen den Marken.
Und das ist bei anderen Werkstätten der VW-Gruppe nicht anders.
Sportlichkeit ist wichtig
Ich finde es schade, dass eine unabhängige Firma in einem großen
Konzern eingegliedert wird. Man muss aber sehen, welche Auswirkungen
das haben wird. Ein positiver Aspekt ist sicherlich, dass Porsche
dadurch auf Ressourcen des gesamten VW-Konzerns zurückgreifen kann.
Es ist nur zu hoffen, dass dadurch kein Imageschaden entsteht.
Wichtig ist, dass die Sportlichkeit weiter gegeben ist. Es war bei
Porsche aufgrund der Überschaubarkeit auch schnelles Handeln möglich.
In Zukunft, befürchte ich, wird das anders sein. Welche Auswirkungen
die Übernahme auf die österreichische Porsche Holding haben wird, ist
nur schwer zu sagen.
Größenwahn und Krise
Es war eine wilde, herausfordernde Idee von Porsche-Chef Wendelin
Wiedeking, sich in Zeiten des schnellen Geldes auf den Finanzmärkten
Volkswagen als Kaufobjekt vorzunehmen. Und auch wenn diese Idee bei
manchen das Gefühl aufkommen ließ, hier sei Größenwahn im Spiel,
völlig irrsinnig und unrealistisch war die Idee nicht. So, wie die
Finanzmärkte liefen, als Porsche begann, VW-Aktien aufzukaufen, hätte
es gelingen können, wenn auch vielleicht mit äußerster und letzter
Kraft. Und am Ende hätte Volkswagen seinen eigenen Kauf finanziert.
Das ist das Groteske und auch Unsaubere an dieser Art von
Finanzgeschäften. Die Krise, der plötzliche Mangel an Geld, zerstörte
allerdings diesen Plan. Die derzeitige Lösung war unter diesen
Umständen die bestmögliche. Die Familien Porsche und Piëch sind nicht
verarmt und konnten ihr österreichisches Familiensilber, die Porsche
AG als Privatvermögen retten. Aber vielleicht hätte Wiedeking, ganz
ungewohnt, ein bisschen nach links schauen sollen zu Bert Brecht:
"Ja, mach nur einen Plan", schrieb der, "sei nur ein großes Licht,
und mach noch einen zweiten Plan, geh"n tun sie beide nicht."
Kann am Börsenparkett agieren
Die Eingliederung von Porsche in den VW-Konzern ist aus der jetzigen
Sicht ein strategischer Zug, der absolut zu begrüßen ist. Die
Familien Porsche und Piëch werden am VW-Konzern beteiligt und können
ihr Erbe abgesichert in die Zeit nach der Krise manövrieren. Welche
Konstellationen sich danach, speziell mit dem neuen Großaktionär
Qatar ergeben werden, sei dahin gestellt. Wenn jemand bewiesen hat,
am internationalen Börsenparkett agieren zu können, dann war es die
Marke Porsche, die auch sicher hinter dem Deal mit Qatar Potenzial
geschaffen haben, eine Renaissance der Familien Porsche&Piech im
VW-Konzern zu ermöglichen.
Verlieren Steuergelder
Porsche hat bis jetzt sicherlich bewegte Zeiten durchlebt. In letzter
Zeit hat man hoch gepokert. Allerdings ist die Krise
dazwischengekommen. Letztlich hat sich mit Ferdinand Piëch aber ein
starker Mann durchgesetzt, der ein Österreicher ist und es auch
bleiben wird. Die Übernahme seitens des VW-Konzerns wird allerdings
hochgespielt. Es besteht auch keine Gefahr, dass Porsche einen
gewissen Nimbus dadurch verliert. Ganz im Gegenteil, ich glaube, dass
Porsche rosigen Zeiten entgegensieht. Die österreichische Porsche
Holding hat sicherlich auch nichts zu befürchten. Es ist davon
auszugehen, dass keine Änderungen bevorstehen. Das Schlimmste war
aber, wie die Diskussionen im Vorfeld ausgetragen wurden. Negativ ist
auch, dass Österreich einen der größten Steuerzahler verliert.