So fremd sind sie sich nicht Es ist Tatsache, dass Porsche im letzten Jahrzehnt zu den erfolgreichsten Autoherstellern weltweit zählte und in der Ertragskraft in mehreren dieser Jahre die Nummer 1 überhaupt darstellte. Das heißt, VW wird sehr sorgsam mit dieser neuen Gesellschaftsstruktur umgehen müssen, um die typischen Stärken von Porsche wie Innovationskraft, Markenimage, Design und Styling nicht zu verwässern! Andererseits hat es ja auch bisher schon viele Berührungspunkte zwischen den VW Marken und Porsche gegeben -also so "fremd" sind sie sich nicht! Für Porsche bietet sich noch stärker als bisher die direktere Möglichkeit, an die Ressourcen von VW zu gelangen, wie zum Beispiel technische und vertriebsmäßige als auch im finanziellen Bereich. Es ist schon denkbar, dass es bezüglich Mutterkonzern und Salzburger Porsche Holding in "verwaltungstechnischer" und organisatorischer Hinsicht ein gewisses "Zusammenrücken" gibt. Aber auch hier gilt, dass die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Marken im VW-Konzern auch in der Vergangenheit schon gegeben war. Schauen Sie nur auf den österreichischen Marktauftritt der VW-Gruppe, beispielsweise Porsche in Wien Liesing, hier gibt es auch jetzt schon enge Kooperationen zwischen den Marken. Und das ist bei anderen Werkstätten der VW-Gruppe nicht anders.

Sportlichkeit ist wichtig

Ich finde es schade, dass eine unabhängige Firma in einem großen Konzern eingegliedert wird. Man muss aber sehen, welche Auswirkungen das haben wird. Ein positiver Aspekt ist sicherlich, dass Porsche dadurch auf Ressourcen des gesamten VW-Konzerns zurückgreifen kann. Es ist nur zu hoffen, dass dadurch kein Imageschaden entsteht. Wichtig ist, dass die Sportlichkeit weiter gegeben ist. Es war bei Porsche aufgrund der Überschaubarkeit auch schnelles Handeln möglich. In Zukunft, befürchte ich, wird das anders sein. Welche Auswirkungen die Übernahme auf die österreichische Porsche Holding haben wird, ist nur schwer zu sagen.

Größenwahn und Krise

Es war eine wilde, herausfordernde Idee von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, sich in Zeiten des schnellen Geldes auf den Finanzmärkten Volkswagen als Kaufobjekt vorzunehmen. Und auch wenn diese Idee bei manchen das Gefühl aufkommen ließ, hier sei Größenwahn im Spiel, völlig irrsinnig und unrealistisch war die Idee nicht. So, wie die Finanzmärkte liefen, als Porsche begann, VW-Aktien aufzukaufen, hätte es gelingen können, wenn auch vielleicht mit äußerster und letzter Kraft. Und am Ende hätte Volkswagen seinen eigenen Kauf finanziert. Das ist das Groteske und auch Unsaubere an dieser Art von Finanzgeschäften. Die Krise, der plötzliche Mangel an Geld, zerstörte allerdings diesen Plan. Die derzeitige Lösung war unter diesen Umständen die bestmögliche. Die Familien Porsche und Piëch sind nicht verarmt und konnten ihr österreichisches Familiensilber, die Porsche AG als Privatvermögen retten. Aber vielleicht hätte Wiedeking, ganz ungewohnt, ein bisschen nach links schauen sollen zu Bert Brecht: "Ja, mach nur einen Plan", schrieb der, "sei nur ein großes Licht, und mach noch einen zweiten Plan, geh"n tun sie beide nicht."

Kann am Börsenparkett agieren

Die Eingliederung von Porsche in den VW-Konzern ist aus der jetzigen Sicht ein strategischer Zug, der absolut zu begrüßen ist. Die Familien Porsche und Piëch werden am VW-Konzern beteiligt und können ihr Erbe abgesichert in die Zeit nach der Krise manövrieren. Welche Konstellationen sich danach, speziell mit dem neuen Großaktionär Qatar ergeben werden, sei dahin gestellt. Wenn jemand bewiesen hat, am internationalen Börsenparkett agieren zu können, dann war es die Marke Porsche, die auch sicher hinter dem Deal mit Qatar Potenzial geschaffen haben, eine Renaissance der Familien Porsche&Piech im VW-Konzern zu ermöglichen.

Verlieren Steuergelder

Porsche hat bis jetzt sicherlich bewegte Zeiten durchlebt. In letzter Zeit hat man hoch gepokert. Allerdings ist die Krise dazwischengekommen. Letztlich hat sich mit Ferdinand Piëch aber ein starker Mann durchgesetzt, der ein Österreicher ist und es auch bleiben wird. Die Übernahme seitens des VW-Konzerns wird allerdings hochgespielt. Es besteht auch keine Gefahr, dass Porsche einen gewissen Nimbus dadurch verliert. Ganz im Gegenteil, ich glaube, dass Porsche rosigen Zeiten entgegensieht. Die österreichische Porsche Holding hat sicherlich auch nichts zu befürchten. Es ist davon auszugehen, dass keine Änderungen bevorstehen. Das Schlimmste war aber, wie die Diskussionen im Vorfeld ausgetragen wurden. Negativ ist auch, dass Österreich einen der größten Steuerzahler verliert.