Als die 57a-Sumpflandschaften noch großflächig und gefährlich waren, wurde die Warnung kundgetan, dass aufgrund des Wütens einiger Obervertreter der Eisenrösser-Zunft bald großes Leid über das Land kommen werde. Und zwar sollte den Hufschmieden der Eisenrösser als Bestrafung für die Untaten ihrer Vertreter die Berechtigung zurwiederkehrenden Anbringung der 57a-Brandzeichen (auch Pickerl genannt) entzogen werden.

So war in der Pause während einer Zunftschulung unter den Teilnehmern Folgendes zu vernehmen: "Stimmt des, der Kast wird uns bald alle Pickerln wegnehma?"- Ein anderer: "Wos wird der dann mit de ganzn Pickerln mochn?" - Ein weiterer: "Wer, bitte, is eigentlich der Kast?"- "No, is des net der neiche Verkehrsminister?"-"Spinnst, des is ja a Frau!" - "Wer, der Kast?" Nun mischte sich von hinten kommend der Lehrmeister (von einigen auch Hudini genannt) in das Gespräch: "Aber meine Herren, dieses Thema ist wahrlich ernst zu nehmen. Wenn diese wild gewordenen Obervertreter der Eisenrösser unter der Führung des zwischenzeitlich steckbrieflich gesuchten ,Fritz, the rusty Nail" weiter so einen Wirbel machen und ein eigenes Zunftbuch (sprich Mängelkatalog) erstellen wollen, wird der große Kast ein Machtwort sprechen. All Eure Ermächtigungen werden entzogen und dann werdet Ihr alle bald keine Arbeit mehr haben."

Nach langem Schweigen meldete sich ein mutiger Betroffener, der einen Zusammenhang zwischen ihm und dem Gesagten nicht erkennen konnte, und fragte: "Sag, Lehrmeister, bist Du nicht eigentlich auch so ein Vertreter unserer Zunft? Wie stehst Du zu dieser Sache?" Der Lehrmeister und enttarnte Untervertreter der Eisenrösser-Zunft blickte traurig und meinte: "Ein wenig bin ich schon für etwas Neues, aber nur, wenn alles beim Alten bleibt." Sämtliche Betroffenen der Zunftschulung blickten bei dieser wahrlich nicht einfach verständlichen Aussage dem schnell fliehenden Lehrmeister verdutzt nach. Seither haben siefürchterliche Angst vor dem bösen Kast. (Ende dieser frei erfundenen Story, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.)

Effizienz statt Drohgebärden

Nachdem nunmehr begonnen wurde, die 57a-Sumpflandschaften trocken zu legen, sind die meisten Betriebe nach wie vor im Besitz der Ermächtigung zur Durchführung der wiederkehrenden Begutachtung. Was also hat es mit dem bösen Kast auf sich, fragt die Szene.

Der wurde von allerlei Unheilsverkündern lediglich als Drohfaktor gegen sinnvolle Veränderungen missbraucht. Gerade während dessen Amtszeit als oberster Beamter in kraftfahrrechtlichen Angelegenheiten wurden und werden weiterhin u. a. aufgrund des Drucks vom fernen Brüssel zahlreiche Qualitätssicherheitsbestimmungen rechtlich verankert, um das österreichische Pickerl-System aufrecht zu erhalten. Nicht nur dass seit 2001 zigtausend ermächtigte Personen an verpflichtenden periodischen Schulungen teilnehmen mussten und durch die Behörde mittlerweile unzählige Betriebe einer strengen Revision unterzogen wurden, gehen dieBetriebe zunehmend zur eigenständigen Qualitätssicherung über. Mittlerweile werden freiwillige Spezialschulungen besucht und §-57a-Revisions-Checks auf privater Basis durchgeführt. Seitens der Behörden wird den Begutachtungsstellen bereits steigende Arbeitsqualität attestiert. Junge Prüfer gehen mit einem ganz anderen Verständnis an diese heikle Arbeit heran, als es früher aufgrund fehlender Qualitätssicherheitsbestimmungen der Fall war. Aufgrund der unverhältnismäßig größeren Anzahl an Betrieben bzw. Prüfern, die ihre Sache ernst nehmen, trennt sich die Spreu vom Weizen. Schwarzen Schafen werden der Reihe nach die Prüfermächtigungen entzogen. Manche sind sogar vor dem Strafrichter gelandet. Weshalb sollte dieses System nun kippen? Weil die Bundesinnung der Kraftfahrzeugtechniker einen eigenen Mängelkatalog herausgeben wird? Weil dabei die Qualität zählen soll und nicht der Gewinn? Weil manchen Trittbrettfahrern ein bisher lukratives Geschäft entgeht? - Andersdenkende haben womöglich Angst vor Moorleichen, die nach der endgültigen Trockenlegung der Sümpfe auftauchen könnten.