Überraschend kommen die wirtschaftlichen Turbulenzen von Rohé für die wenigsten. Nicht, dass der Tankstellenausrüster keine stolze Vergangenheit vorzuweisen hätte: 1949 machte sich Adam Rohé im deutschen Offenbach selbstständig, 1962 wurde die österreichische Gesellschaft gegründet. Wien entwickelte sich zum Zentrum des internationalen Geschäfts.

Dieses Erbe in die Zukunft zu tragen, erwies sich ab den Neunzigerjahren aber als immer schwieriger. Ein Eigentümerwechsel folgte dem anderen, zuletzt versuchte sich die deutsche Investmentfirma Arques an der in 19 Staaten aktiven Gruppe. Doch der glücklose Schöps-Eigentümer steckt in den roten Zahlen: Tage vor der jüngsten Bilanzveröffentlichung verkaufte man Rohé unter Verlusten an die Münchener ValueNet Capital Partners. Unmittelbar darauf folgte die Insolvenz von Rohé Österreich, eine knappe Woche später kam die Holding zu Fall.

Auf Käufersuche

Wolfgang Fellner trifft der Kollaps besonders hart: Der langjährige Mitarbeiter fungiert erst seit September als Geschäftsführer der österreichischen Tochter. Bei allem Gegenwind konnte er binnen weniger Monate einige Erfolge vorweisen: So wurde die Waschanlagenmarke Aquarama erfolgreich eingeführt, Zapfsäulen von Scheidt&Bachmann und Tankautomaten von Dohmann sind ebenfalls neu im Sortiment.

Kann Fellner seine Aufbauarbeit fortsetzen?

Der bodenständige Branchenkenner übt sich in Zweckoptimismus: "Bis auf Weiteres bleibt das Unternehmen auf jeden Fall aktiv." Der derzeitige Mitarbeiterstand von 67 Personen dürfte kaum zu halten sein, einen Großteil des Personals werde man aber weiterbeschäftigen -zumindest vorläufig, denn am 8. Mai soll bei der Prüfungstagsatzung über die Firmenzukunft entschieden werden. "Es gibt einige Interessenten für eine Übernahme", erklärt Fellner. In der Branche gehandelte Kandidaten spielen den Ball aber flach: Zumindest nach außen sprechen sie davon, dass Rohé nach Jahren der Rezession kaum mehrSubstanz zu bieten habe.

Glücklose Investoren

Jan Satek, ursprünglich von Arques gekommener Geschäftsführer der ebenfalls insolventen Rohé Holding, sieht das anders: "Wir sind intensiv um einen Zwangsausgleich bemüht, und es sieht durchaus gut aus." Mit einer Lösung sei schon "binnen weniger Wochen" zu rechnen. Generell solle im Rahmen von ValueNet Capital Partners "die Restrukturierung des Unternehmens fortgesetzt werden".

Ob die Münchener Beteiligungsfirma Interesse an einer nachhaltigen Sanierung hat, die nicht nur die nach wie vor profitablen osteuropäischen Gesellschaften, sondern auch die in Österreich ansässigen Firmenteile umfasst, ist aber mehr als fraglich. Eines beweist das Schicksal von Rohé ganz klar: Investoren sind per Definition nicht an der Zukunft der von ihnen gehaltenen Unternehmen, sondern an kurzfristiger Gewinnmaximierung interessiert. Zuweilen scheitern sie auch damit. Was bleibt, ist verbrannte Erde auf allen Seiten.