Über mangelnde Auswahl konnten sich Firmeninhaber, die Gefallen an einem Konzeptbeitritt fanden, schon bisher nicht beklagen. Innerhalb eines Jahrzehnts hat beinahe jeder überregional tätige Teilehändler ein Werkstattsystem eingeführt. Neuerdings forciert man sogar Zweitoder Drittkonzepte: EinTrend, der sich in Deutschland bereits seit Längerem abzeichnet.

Drei neue Marken

"Durch das Marketing und den gemeinsamen Außenauftritt gewinnt jede Werkstatt an Image", unterstreicht Lars Schwennesen, verantwortlich für die österreichischen Aktivitäten des Teilehändlers Trost, einen der Grundgedanken hinter Werkstattsystemen. Mindestens ebenso wichtig sind die rasche Weitergabe technischer Informationen und intensive Schulungsmaßnahmen. Mit dem Konzept 1a Autoservice setzt Trost diese Ideen seit Jahren um. Derzeit gibt es 75 Partner, bis zum Jahresende sollen es 80 werden. "Damit wären wir quasi flächendeckend aufgestellt", so Schwennesen.

Parallel beginnt das Unternehmen, das auch noch 220 Trost-Partner in einer technisch fokussierten Zusammenarbeit betreut, mit dem Aufbau von gleich drei neuen Konzepten: Auto Auto gilt als Vollkonzept, das binnen zwei Jahren auf rund 50 Mitglieder anwachsen soll. Auto Netto dient als Dachmarke für besonders günstige Reparaturen, Auto Go konzentriert sich auf besonders schnelle Dienstleistungen in Ballungszentren. Über 20 Betriebe hätten sich bislang schon für eines der neuen Konzepte angemeldet, berichtet Schwennesen. Ab Herbst werde man den Mitgliedern aller Systeme darüber hinaus die neue Homepage www.autoservice.com als zentrale Vermarktungsplattform zur Verfügung stellen.

"Das traditionsreichste System"

Als Bosch-Großhändler unterstützt Trost auch die Konzepte Bosch Car Service und Autocrew, mit denen der Zulieferkonzern neben seinen auf gewisse Produktgruppen konzentrierten Modulpartnerschaften am Markt agiert. "Bosch Car Service ist sicherlich das anspruchsvollste, aber auch traditionsreichste und bekannteste Werkstattsystem", meint Konzeptbetreuer Mag. Ing. Andreas Stangl. Mit105 Mitgliedern habe man das Jahresziel eigentlich schon erreicht, doch sei im zweiten Halbjahr mit "mehreren weiteren Interessenten" zu rechnen. Autocrew, vormals vom Teilehersteller ZF betrieben, umfasst unterdessen 13 Standorte. Hier wird mittelfristig ein Ausbau auf 50 bis 60 Betriebe angestrebt.

"Individualität an erster Stelle"

Bei Stahlgruber konzentriert man sich ganz bewusst auf ein einziges Werkstattkonzept: Im Jahr 1999 eingeführt, zählt Meisterhaft nunmehr 133 Betriebe. Sechs davon kamen seit Jännern hinzu. Verkaufsleiter Peter Hiden rechnet im Endausbau mit 160 Partnern. Statt eines Zweitkonzepts forciere man die besonders partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Meisterhaft-Mitgliedern: Beispielsweise gebe es weder "Zwangsumsatzsummen" noch verpflichtende Werbemaßnahmen, die Leistungsbestandteile seien modular wählbar. "Bei uns steht die individuelle Unterstützung der Partner an erster Stelle", unterstreicht Hiden, der Mitte September übrigens zur traditionellen Systemtagung nach Kärnten einlädt.

Effektive Kundenbindung

In Abstimmung mit den 19 Gesellschaftern der Teilehandelsgenossenschaft ATP entwickeln Andreas Schopf und seine Kollegin Anita Aigner das Konzept ProfiService. Den 45 Mitgliedern stehen als effektive Kundenbindungsmaßnahme nicht nur Mobilitätsgarantien, sondern künftig auch Gebrauchtwagen-und Anschlussgarantien zur Verfügung: "Demnächst werden wir gemeinsam mit unserem Partner Europ Assistance die ersten Betriebe entsprechend schulen", erläutert Schopf. Rund 15 weitere Werkstätten will er heuer noch vonProfiService überzeugen. Das Zweitkonzept Technikpartner wird unterdessen von 5 Betrieben in Anspruch genommen.

Betreuung nach Maß

Innerhalb von zweieinhalb Jahren ist plusService, das nach dem Vorbild der Schweizer Mutterfirma aufgebaute Konzept von Derendinger, auf mehr als 70 Betriebe angewachsen. Bis 2015 ist ein weiterer Ausbau auf 150 Standorte geplant, wobei Marketingleiter Taro Ebihara die individuelle Zusammenarbeit mit den Mitgliedern besonders wichtig ist: Dies reicht von der maßgeschneiderten Signalisation bis hin zu individuellen Werbekampagnen.

Neu am Markt

Am 1. Juni erfolgte der Startschuss für Der Autoexperte, das Werkstattkonzept der Teilehandelskooperation ATEV. Bis zum Jahr 2013 wolle man etwa 60 Partnerbetriebe gewinnen, erklärt Systemberater Matthias Kessel. 9 Firmen hätten sich bereits für eine Mitgliedschaft entschieden. "Für uns sind die Werkstätten keine Nummern. Wir kennen die Menschen, die dahinter stehen", betont Kessel die persönliche Ausrichtung des neuen Konzepts. Als besonders wichtige Dienstleistung habe sich schon in den ersten Wochen die telefonische Unterstützung bei kniffligen Reparaturen erwiesen: "Jeder Fall wird so lange durchgegangen, bis der Schaden am Auto behoben ist."

Intensive Werbung

ad Autodienst ist nicht zuletzt aufgrund seiner Werbemaßnahmen mit dem prominenten Testimonial Wolfgang Böck ("Inspektor Trautmann") vielen Autofahrern bekannt. "Als einziger Konzeptanbieter investieren wir bewusst und regelmäßig sechsstellige Eurobeträge in zentrale Kampagnen", unterstreicht Richard Pleil, Marketingleiter beim Systemgeber Birner.Aktuell umfasst ad Autodienst 107 Betriebe, im Herbst ist ein weiterer Anstieg auf rund 120 Firmen geplant.

Als "kleinen Bruder" bietet Birner seit rund zwei Jahren das Konzept Automobil Meisterwerkstatt an, das heuer von 119 auf 130 Mitglieder anwachsen soll. Schwerpunkt dieses Systems seien "solide Basisleistungen zu einem fairen Preis", erklärt Pleil: "Technisch versuchen wir, unsere Partner in beiden Konzepten durch unser vergünstigtes Schulungsangebot sowie durch die kostenlose, technische Hotline zu unterstützen."

Mahnendes Beispiel

Im Gegensatz dazu zeigt der ehemals klingende Name Automeister, was passiert, wenn ein Konzeptgeber die Pflege seines Netzwerks vernachlässigt. Seit dieses Werkstattsystem von der deutschen Reifenhandelsgruppe point S (die in keinem direkten Zusammenhang mit der gleichnamigen österreichischen Kooperation steht) übernommen wurde, ist es still geworden. Mittlerweile werden nicht einmal mehr wiederholte schriftliche und telefonischeAnfragen beantwortet, Von den ehemals 7 Mitgliedern sind 4 geblieben: Gut möglich, dass sich auch diese bald ein neues wirtschaftliches Dach suchen werden.