Große Revolutionen beginnen manchmal still und leise. Das trifft im wahrsten Sinn des Wortes auf Start-Stopp-Systeme zu, die im Stau und an Kreuzungen den Motor abstellen und somit Emissionen wie Lärmbelästigung gleichermaßen reduzieren. 6 von 10 Autohäusern hatten mit dieser Technologie schon imWerkstattalltag zu tun, ergab unsere aktuelle Umfrage unter 150 Entscheidungsträgern. Damit liegen die Start-Stopp-Systeme deutlich vor Erdgasfahrzeugen, den (bereits überraschend weit verbreiteten) Elektroautos sowie den diversen Hybridvarianten. Die hierzulande kaum verbreiteten Flüssiggasfahrzeuge werden, wenig überraschend, erst an letzter Stelle genannt.

Mangelnde Informationen

46 Prozent der Firmen fühlen sich "sehr gut", 33 Prozent "gut" über Start-Stopp-Fahrzeuge informiert. Dennoch kennen nur 2 von 10 Befragten die richtige Antwort auf die Frage nach dem Batterietyp: Es ist nämlich weder der (meistgenannte) LithiumIonen-Akku noch die herkömmliche Blei-Säure-Batterie, die bei Start-Stopp-Systemen zum Einsatz kommt. Stattdessen sind EFB-oder AGM-Batterien gefragt. Auffällig: Ein Drittel der Befragten konnte oder wollte sich für keine der genannten Batterietypen entscheiden.

Auf Eigeninitiative angewiesen

Bis zu einem gewissen Grad ist diese Detailfrage symptomatisch für die aktuelle Situation: Engagierte Kfz-Werkstätten wollen sich weiterbilden, doch stehen ihnen keine ausreichenden Informationen zur Verfügung. Die Importeure leisten zwar einen wichtigen Beitrag zur Wissensvermittlung (66 Prozent), aber vor allem sind die wissbegierigen Techniker auf Fachmedien (84 Prozent) sowie das Selbststudium (60 Prozent) angewiesen. Wie gehen die Teilehersteller und vor allem die Interessenvertreter mit ihrem Informationsauftrag um? Wenn manche Funktionäre auf Branchenempfängen jede Abkehr vom Benzin-und Dieselmotor mit halblustigen Bemerkungen abtun, wird ihrenMitgliedern kaum geholfen sein.

Große Diskrepanz

Geteilter Meinung sind die Befragten, wenn es um die mittelfristige Bedeutung von alternativen Antriebssystemen geht. 45 Prozent rechnen nicht damit, dass diese 2020 mehr als 10 Prozent des Pkw-Bestands ausmachen werden. Andererseits gehen 47 Prozent von bis zu einem Viertel, 6 Prozent sogar von einem noch höheren Bestandsanteil aus.

Drastische Verschiebungen

In der Praxis würde das bedeuten, dass beinahe jeden Tag ein "grünes" Auto in die Werkstatt rollt. Für die Wertschöpfungskette hätte das nach Einschätzung der Führungskräfte drastische Folgen: Derzeit gelten Karosserieteile (64 Prozent) vor Schmierstoffen (56 Prozent) und Produkten rund um die Bremse (54 Prozent) als "Renditeperlen". Doch exakt bei Schmierstoffen und Verschleißteilen werden die größten Rückgänge erwartet. Das Potenzial der Karosserieteile scheidet die Geister, hoch eingeschätzt wird die Batterie: Ob sie zum neuen Energiespender für die Werkstatterträge wird?

>> Ob Start-Stopp-System, Mild Hybrid, Full Hybrid oder Elektroauto: Mit dem technologischen Wandel rückt die Batterie verstärkt ins Bewusstsein der Autofahrer. Vorbei ist das Schattendasein als "Low-Interest-Product". Künftig werden mehr und mehr Premiumprodukte, wie sie eben Banner anbietet, gefragt sein. Dazu gehören aber auch eine ebenso hochwertige Diagnose und Beratung. Die Branche ist gefordert, sich auf höhere Anforderungen an ihre Mitarbeiter einzustellen. In einem sind sich alle Experten einig: Mit den neuen Antriebskonzepten werden sich die Sortimente im Ersatzmarkt drastisch verändern. Verschleiß-und Serviceteile werden zu den Verlierern zählen, Energiespeichersysteme zu den Gewinnern. Auf Betriebe, die schon jetzt die Zeichen der Zeit erkennen und entsprechende Kompetenzen aufbauen, warten exzellente Ertragschancen.<<

Mag. Günther Lemmerer, Marketingleiter von Banner

>> Studien zur Elektromobilität belegen bereits seit einiger Zeit das hohe Interesse der Kunden an entsprechenden Fahrzeugen. Trotz der Herausforderungen für die Entwickler: Der Blick über den Tellerrand zeigt, wohin die technologische Reise geht. In China wird beispielsweise der Vertrieb alternativer Antriebe von staatlicher Seite aus stark getrieben und gesteuert. Das Ziel bis 2015 lautet 5 Prozent Marktanteil. In Österreich rechnet jeder zweite Automobilhändler mit einem Alternativ-Marktanteil von mehr als 10 Prozent im Jahr 2020. Umso erstaunlicher ist der im Vergleich zu anderen Antriebstechnologien doch eher als gering zu bewertende Kenntnisstand im Handel, vor allem in Bezug auf reine Elektrofahrzeuge. Aber wer soll den Kunden beraten, wenn nicht der Handel? Irgendwann werden die Modelle vermutlich kommen, und dann hat der die Nase vorn, der gut informiert ist. Dabei viel Erfolg!<<

Niklas Haupt, Partner von puls Marktforschung

Sonnige Sommerstimmung

Monat für Monat versetzt die Neuzulassungsstatistik die Branchenteilnehmer aufs Neue in Erstaunen. Exporte und Tageszulassungen hin oder her:. Die Betriebe selbst bewerten in unserer monatlichen Umfrage den "echten" Geschäftsgang außerordentlich positiv.

Schlechte Zeiten für Schnäppchenjäger

Im Neuwagengeschäft liegt der Anteil der "sehr zufriedenen" und "zufriedenen" Firmen mit 70 Prozent konstant hoch. 6 Prozent Unzufriedene bedeuten den zweitniedrigsten Wert seit vergangenem Sommer. Die Durchschnittsrabatte haben im Juni mit 7,7 Prozent überhaupt einen neuen Tiefststand erreicht. Im Detail schwankten sie zwischen 7,5 Prozent (mittlere Händler) und 8,6 Prozent (große Händler). Im Gebrauchtwagenbereich fällt auf, dass ungebundene Betriebe (35 Prozent "sehr zufrieden") den Geschäftsgang besser bewerten als Markenhändler (17 Prozent "sehr zufrieden"). Insgesamt war das Rabattniveau mit 4,6Prozent hier konstant niedrig. Eine Stabilität, die sich auch im Werkstattbereich ablesen lässt: Die durchschnittliche Auslastung war im Juni beinahe ebenso hoch wie in den beiden starken Vormonaten.