Als Nummer 1 unter den Zulieferkonzernen der Automobilindustrie ist Bosch mittlerweile weltweitüberall dort vertreten, wo Fahrzeuge entwickelt und gebaut werden. Zwar ist weiter jeder zweite der rund 26.000 Entwicklungsingenieure des Konzerns in Deutschland tätig. Jeder dritte F&E-Mitarbeiter ist jedoch bereits in China aktiv. Bis 2013 werden 20 Bosch-Projekte auf dem Gebiet der Elektromobilität in neuen Fahrzeugmodellen in Serie gehen.

Doppelstrategie

Dr. Bernd Bohr, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Kraftfahrzeugtechnik, erwartet heuer einen Umsatzsprung von 28,7 Milliarden im Vorjahr auf mehr als 30 Milliarden Euro und sprach von einem Mehrkampf, den der Konzern erfolgreich bestehen will. Es gelte, "nicht nur für Mobilitätslösungen von morgen und übermorgen zu sorgen, sondern das Autofahren hier und jetzt noch sauberer und sparsamer, noch sicherer und komfortabler zu machen."

Kurzfristig verfolgt Bosch das Ziel, den Kraftstoffverbrauch von Diesel und Benzinern weiter um 30 Prozent zu senken. Das soll vor allem durch die verstärkte Kombination von Direkteinspritzung und Turboladung bei erhöhten Einspritzdrücken erreicht werden. Trotz dieser Effizienzsteigerung gehört laut Bohr die Zukunft dem Elektroantrieb. Er rechnet allerdings damit, dass der Übergang zur Elektromobilität - wegen der Batteriekosten und Reichweitenproblematik - "noch deutlich mehr als ein Jahrzehnt brauchen" wird.

Kein Entweder-oder

Ein Entweder-oder zwischen Verbrennungsmotor und Elektroantrieb sei nicht zu erwarten. Für die nähere Zukunft räumte Bohr dem Plug-in-Hybrid als Kombination zwischen E-Antrieb mit kostengünstiger, kleiner Batterie für Stadtfahrten und Benzin- oder Dieselmotor für lange Strecken gute Chancen ein. Bosch sieht sich in diesem Bereich aufgrund des Systemwissens bei Antriebsstrang undChassis gut aufgestellt. Als weiterer Trumpf auf diesem Gebiet gilt die Expertise des Konzerns in der Leistungselektronik -auch in Kombination mit der Eigenfertigung von Halbleitern und Elektromotoren. Auf dem Batteriesektor arbeitet Bosch mit dem südkoreanischen Konzern Samsung in einem Joint Venture für die Fertigung von Lithium-Ionen-Akkus zusammen. Die Fertigung ist im Vorjahr angelaufen; eine Investitionsentscheidung für Europa soll 2013 gefällt werden.

Alleingänge statt Standardisierung

Ein weiterer Schwerpunkt im Engagement von Bosch gilt der Vision des unfallfreien Fahrens. In Europa, den USA und Australien werden heuer gesetzliche Regelungen wirksam, die die Nutzung des vom Konzern entwickelten Elektronischen Stabilitäts-Programms (ESP) als Schleuderschutz in allen Neuwagen vorschreiben. Große Hoffnungen setzt Bohr in den Ausbau der Fahrerassistenzsysteme, die unteren anderem die Spurwechselwarnung oder die automatische Notbremsung erlauben. Zunächst beginnen sie sich im Komfortbereich durchzusetzen. Das giltetwa für das Einparken und den Stop-and-go-Verkehr.

Zusätzliche Entwicklungsimpulse schöpft Bosch aus dem Austausch zwischen den Entwicklern in Industrie- und Schwellenländern. Als erschwerend für kostengünstige Lösungen erweist sich derzeit die Tendenz der Autohersteller, Alleingänge zu wagen statt kooperative Lösungen zu suchen. Das erschwertdie Standardisierung.