Das 60. Internationale Pressekolloquium von Bosch fiel mit dem 125.
Gründungsjahr des Konzerns und mit dem 150. Geburtstag von
Firmengründer Robert Bosch zusammen. Das Unternehmen zeigte sich als
Hansdampf in allen Gassen, was die Zukunft der Mobilität angeht.
Als Nummer 1 unter den Zulieferkonzernen der Automobilindustrie ist
Bosch mittlerweile weltweitüberall dort vertreten, wo Fahrzeuge
entwickelt und gebaut werden. Zwar ist weiter jeder zweite der rund
26.000 Entwicklungsingenieure des Konzerns in Deutschland tätig.
Jeder dritte F&E-Mitarbeiter ist jedoch bereits in China aktiv. Bis
2013 werden 20 Bosch-Projekte auf dem Gebiet der Elektromobilität in
neuen Fahrzeugmodellen in Serie gehen.
Doppelstrategie
Dr. Bernd Bohr, Vorsitzender des Unternehmensbereichs
Kraftfahrzeugtechnik, erwartet heuer einen Umsatzsprung von 28,7
Milliarden im Vorjahr auf mehr als 30 Milliarden Euro und sprach von
einem Mehrkampf, den der Konzern erfolgreich bestehen will. Es gelte,
"nicht nur für Mobilitätslösungen von morgen und übermorgen zu
sorgen, sondern das Autofahren hier und jetzt noch sauberer und
sparsamer, noch sicherer und komfortabler zu machen."
Kurzfristig verfolgt Bosch das Ziel, den Kraftstoffverbrauch von
Diesel und Benzinern weiter um 30 Prozent zu senken. Das soll vor
allem durch die verstärkte Kombination von Direkteinspritzung und
Turboladung bei erhöhten Einspritzdrücken erreicht werden. Trotz
dieser Effizienzsteigerung gehört laut Bohr die Zukunft dem
Elektroantrieb. Er rechnet allerdings damit, dass der Übergang zur
Elektromobilität - wegen der Batteriekosten und
Reichweitenproblematik - "noch deutlich mehr als ein Jahrzehnt
brauchen" wird.
Kein Entweder-oder
Ein Entweder-oder zwischen Verbrennungsmotor und Elektroantrieb sei
nicht zu erwarten. Für die nähere Zukunft räumte Bohr dem
Plug-in-Hybrid als Kombination zwischen E-Antrieb mit
kostengünstiger, kleiner Batterie für Stadtfahrten und Benzin- oder
Dieselmotor für lange Strecken gute Chancen ein. Bosch sieht sich in
diesem Bereich aufgrund des Systemwissens bei Antriebsstrang undChassis gut aufgestellt. Als weiterer Trumpf auf diesem Gebiet gilt
die Expertise des Konzerns in der Leistungselektronik -auch in
Kombination mit der Eigenfertigung von Halbleitern und
Elektromotoren. Auf dem Batteriesektor arbeitet Bosch mit dem
südkoreanischen Konzern Samsung in einem Joint Venture für die
Fertigung von Lithium-Ionen-Akkus zusammen. Die Fertigung ist im
Vorjahr angelaufen; eine Investitionsentscheidung für Europa soll
2013 gefällt werden.
Alleingänge statt Standardisierung
Ein weiterer Schwerpunkt im Engagement von Bosch gilt der Vision des
unfallfreien Fahrens. In Europa, den USA und Australien werden heuer
gesetzliche Regelungen wirksam, die die Nutzung des vom Konzern
entwickelten Elektronischen Stabilitäts-Programms (ESP) als
Schleuderschutz in allen Neuwagen vorschreiben. Große Hoffnungen
setzt Bohr in den Ausbau der Fahrerassistenzsysteme, die unteren
anderem die Spurwechselwarnung oder die automatische Notbremsung
erlauben. Zunächst beginnen sie sich im Komfortbereich durchzusetzen.
Das giltetwa für das Einparken und den Stop-and-go-Verkehr.
Zusätzliche Entwicklungsimpulse schöpft Bosch aus dem Austausch
zwischen den Entwicklern in Industrie- und Schwellenländern. Als
erschwerend für kostengünstige Lösungen erweist sich derzeit die
Tendenz der Autohersteller, Alleingänge zu wagen statt kooperative
Lösungen zu suchen. Das erschwertdie Standardisierung.