Viele Anzeichen sprechen dafür, dass der Reifenbranche im
Ersatzgeschäft eine hervorragende Wintersaison bevorsteht. Das ist
jedenfalls der Grundtenor der A&W-Umfrage in der Industrie.
Welche Erwartungen hegen Sie für das Geschäft in der Wintersaison?
Roland Welzbacher: Das Winterreifengeschäft hat dieses Jahr früher
begonnen, was zu einer wünschenswerten Entzerrung führen könnte. Der
Handel signalisiert eine hohe Attraktivität und entsprechende
Nachfrage im Hinblick auf unser Produktangebot in allen
Verbrauchergruppen und Marktsegmenten. Die Wintertestergebnisse
-besonders fürdie Marke Semperit -haben unsere Erwartungen
übertroffen. Erfahrungsgemäß erleichtert dies den Hinausverkauf.
Mitchell Peeters: Goodyear Dunlop Tire Austria geht von einer
erfolgreichen Wintersaison sowohl für uns als auch den Reifenhandel
aus. Wir erwarten ein hohes Nachfrageniveau und sind überzeugt,
unsere führende Position am österreichischen Markt zusammen mit
unseren Partnern zu verteidigen.
Thomas Körpert: Vredestein erwartet in der heurigen Wintersaison eine
höhere Stückzahl, rechnet aber mit einem geringeren Ertrag, weil die
horrende Teuerung der Rohstoffpreise sich nicht zur Gänze an den
Markt weitergeben lässt.
Christian Mielacher: Aus der Sicht von Pirelli ist der Bedarf der
Endverbraucher in den letzten beiden Jahren massiv gestiegen. Das
lässt die Befürchtung zu, dass die Winterreifennachfrage in der
Saison 2011/12 rückläufig sein wird. Die Lieferfähigkeit der
Industrien wird über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Wilfried Rulands: Bridgestone geht davon aus, dass das diesjährige
Winterreifengeschäft nicht ganz so gut verlaufen wird wie das
vorherige. Wir rechnen jedoch mit einem leichten Plus für den
Pkw-Markt. Darüber hinaus erwarten wir, unsere Position gegenüber dem
Wettbewerb auch heuer weiter auszubauen zu können.
Frederic Chouquet-Stringer: Michelin will nach der erfolgreichen
Einführung des Alpin A4 Winterreifens im letzten Jahr die
Durchdringung im Markt verstärken und den Marktanteil ausbauen.
Ferner freuen wir uns, dass unsere Partner erstmals mit dem vom TÜV
Rheinland verliehenen Qualitätslabel "Zertifizierter Fachbetrieb"
werben können.
Sonja Eckhart: Kumho erwartet einen Markt auf sehr hohem Niveau; er
wird durch Reifenknappheit geprägt sein.
Wie sieht die Lieferfähigkeit Ihres Hauses aus?
Peeters: Die Liefersituation war in der gesamten Industrieüber die
letzten Monate kritisch und wird es auch in der kommenden
Wintersaison bleiben.
Mielacher: Pirelli hat versucht die Bedürfnisse der Händler zu
erkennen und schon relativ früh mit der Winterreifenauslieferung
begonnen. Die Lieferfähigkeit wird in 90 Prozent der Produkte gut
funktionieren. In den Randgrößen wird es wie in den Jahren zuvor
dennoch Engpässe geben.
Rulands: Insgesamt haben wir bislang eine sehr gute Lieferfähigkeit
bieten können, was uns einige Stimmen aus dem Handel bestätigt haben.
Weiterhin steht neue Ware für Lieferungen zur Verfügung. Nicht
auszuschließen ist jedoch, dass einzelne Größen nicht immer vorrätig
waren bzw. aktuell verfügbar sind.
Chouquet-Stringer: Michelin lastet die Produktionskapazitäten voll
aus und hat hart daran gearbeitet, die Lieferfähigkeit gegenüber dem
Vorjahr deutlich zu steigern. Der frühe Wintereinbruch erhöht die
Nachfrage zusätzlich. Zu Beginn der Umrüstzeit können vereinzelt
lokale Engpässe entstehen. Diese Situation wird sich aber im Laufe
der Saison regulieren.
Eckhart: Wir werden noch laufend mit Kumho-Ware versorgt und
betrachten unsere Lieferfähigkeit als gut.
Körpert: Vredestein rechnet in Österreich mit einer besseren
Belieferung als im Vorjahr. Wir erinnern aber daran, dass die Saison
bis in den November und Dezember reicht sowie sich in den Jänner und
Februar zieht. Daher gilt es im Handel, die Nerven zu behalten.
Welzbacher: Alle unsere Reifenwerke sind voll ausgelastet. Trotz
Kapazitätserweiterung können wir nicht annähernd den Bedarf im
österreichischen Markt zufriedenstellend abdecken.
Wir haben dies mit unseren Kunden offen und ehrlich besprochen, um
ihnen einen Handlungsspielraum für entsprechende Reaktionen
einzuräumen.
Mit welchen Produkten und Dienstleistungen will Ihr Haus am Markt
punkten?
Körpert: Vredestein bringt mit dem Wintrac Extreme ein
ausgesprochenes Imageprodukt auf den Markt, das in den Größen 21,22
und 23 Zoll (mit dem Hochgeschwindigkeitsindex Y) für absolute
Highend-Fahrzeuge der SUV-Klasse gedacht ist.
Mit Winter-, Ganzjahres-und Spikereifen verfügt Vredestein über eine
komplette Palette in einer Marke.
Eckhart: Kumho geht mit den Produkten KW23 und KW27 in das
Wintergeschäft und trachtet, mit einem eingespielten Team die
Kundenwünsche zu erfüllen.
Welzbacher: Neben unseren vielfältigen Marketingangeboten für
Continental steht die diesjährige Wintersaison im Zeichen des
75-Jahre Jubiläums des ersten Winterreifens, des Semperit Goliath.
Der ÖAMTC bestätigt, dass der Semperit Winterreifen mit dem aktuellen
Speed Grip 2 die beste Lösung für verschneite Bergstraßen darstellt.
Dies freut uns in diesem Zusammenhang besonders.
Mielacher: Pirelli wird heuer mit dem neuen Snow Control 3 den
Endverbraucher begeistern. Unsere Produktpalette bietet für jeden
Fahrer und jeden Einsatz die richtigen Reifen. Einen Schwerpunkt
setzen wir im SUV-Segment. In der Dienstleistung sehen wir unseren
Auftrag absolut in der Verfügbarkeit. Zu diesem Thema werden wir sehr
eng mit unseren Partnern zusammenarbeiten.
Peeters: Die aktuellen Testergebnisse der renommierten
Autofahrerclubs und Fachzeitschriften bestätigen wieder die hohe
Qualität unserer Produkte. Es freut mich besonders, dass die beiden
Neuentwicklungen, der Goodyear UG8 und der Dunlop SP Winter Sport 4D,
höchste Auszeichnungen erhalten haben.
Rulands: Bridgestone hat die bereits breit aufgestellte
Premium-Blizzak-Winterreifen-Serie durch den neuen LM 80 erweitert.
Der 4x4-Reifen ist für die neueste Generation von SUVs und CUVs
konzipiert worden und bietet ausgewogene Leistungen bei allen
winterlichen Verhältnissen sowie ausgezeichnete Fahreigenschaften und
Sicherheit auf Schnee.
Die Verbindung zwischen High-Performance auf der Straße und auf der
Skipiste bringt das Wintersport-Sponsoring zum Ausdruck, das
Bridgestone jetzt auf europaweiter Ebene durchführt. Für die Saison
2011/2012 hat Bridgestone Europe einen Sponsorvertrag für die meisten
Rennen des "Audi FIS Alpine Ski World Cups" unterzeichnet.
Chouquet-Stringer: Es wird in Verbindung mit unserem OnWay-Paket
(Reifenversicherung, Pannenservice und Routeninformation) von
Michelin wieder einen Tankgutschein für Endverbraucher für jeden Satz
Reifen geben. Überdies wollen wir bei den Kunden mit unseren Partnern
mit der Zertifizierung als Reifenfachbetrieb punkten. Dadurch wird
eine hohe Qualität gewährleistet.
Welche Botschaft und/oder Empfehlung richten Sie an den Reifenhandel?
Mielacher: Trotz der vielen Zurufe in Bezug auf schlechte
Lieferfähigkeit seitens der Industrien sollte die Lagersituation
nicht unbeobachtet bleiben. Aufgrund der enormen Steigerungsmengen in
der Erst-Order ist zu befürchten, dass der Lagerstand Winter ungesund
anwachsen könnte, falls alle Hersteller -wider Erwarten -gut liefern.
Körpert: Der frühe Vogel beißt den Wurm. Das gilt auch für die
Vermeidung von Lieferengpässen. Besonders knapp könnte es im Bereich
der Reifen für Leicht-Lkws zugehen. Eckhart: Beibehalten der guten
Planungen!
Peeters: Goodyear Dunlop und seine Handelspartner sind im Markt sehr
gut positioniert und verfügen über beste Voraussetzungen für ein
erfolgreiches Geschäft.
Mit innovativen Qualitätsprodukten, höchst professionellem
Lieferservice und ambitionierten Marketingprogrammen bieten wir dem
Konsumenten jenen Mehrwert, der positive Ergebnisse für alle
Marktteilnehmer verspricht und die Sicherheit auf der Straße erhöht.
Chouquet-Stringer: Der Handel verfügt dieses Jahr über eine
hervorragende Ausgangssituation. Beim Verbraucher ist die Bedeutung
von Winterreifen angekommen und gefestigt. Deshalb empfehlen wir,
neben Beratungs- und Dienstleistungsqualität auf die Kalkulation zu
achten.
Rulands: Bridgestone setzt weiterhin auf die langjährige und vor
allem vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Handel. Wir sind
überzeugt, im Markt gemeinsam mit unseren Partnern auch in Zukunft
erfolgreich zu sein.
Welzbacher: Zuversichtlich in die Zukunft blicken, sich der eigenen
Stärken bewusst sein. Regionalität wird immer wichtiger und genießt
nicht nur beim Endverbraucher weiter einen hohen Stellenwert. Nähe
zum Kunden, Transparenz und Ehrlichkeit haben immer Konjunktur.