Vom heurigen Winterreifengeschäft erwarten sich alle ein
Bombengeschäft und die klugen unter ihnen werden es haben. Die
Industrie auf ihrem europäischen Weg dünnt ihre Landespräsenz weiter
aus.
Die Produktqualität stimmt und auch die Preise für eine erfolgreiche
Vermarktung der Winterreifen an die Autofahrer stimmen die Teilnehmer
im Reifen(fach)handel derzeit optimistisch. Der Reifensektor,
besonders im Ersatzbedarfsmarkt, ist widerstandsfähig und sollte
zumindest 2012 auch auf die Auswirkungen der globalen Finanz-und
Wirtschaftskrise einigermaßen resistent wirken.
Die Industrie zeigt sich leistungsstark und dennoch auf neuen Wegen.
Was Michelin schon vor Jahren inÖsterreich vorexerziert hatte, wird
jetzt im großen Stil angegangen. Man spart bei den
Landesrepräsentanzen. Nach Bridgestone und Pirelli zeigen sich jetzt
auch bei Goodyear-Dunlop Erosionserscheinungen im Personalstand.
Homeofficebasierte Verkäufer repräsentieren künftig für die Konzerne
vorOrt beim Kunden.
Alle anderen sogenannten Back-Office-Funktionen werden von
Europazentralen aus wahrgenommen, den sogenannten
D-A-CH-Organisationen für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Lediglich Continental von den Großen hat sich diesen Strömungen
bisher (noch) nicht angeschlossen. Vredestein-Apollo hat sich für ein
Bleiben in Österreich entschieden und auch kleinere Anbieter machen
es dem holländisch-indischen Reifenkonzern gleich.
Allen gemeinsam ist der Kostendruck, unter dem die (Rekord-)Gewinne
leiden.
Dazu kommt ein bereits spürbarer Trend rückläufiger Reifennachfrage,
was die in jüngster Zeit explodierten Rohstoffpreise wiederum sinken
lässt.
2012 rechnet die Reifenbranche wieder mit einer Umkehr zum
Käufermarkt, verbunden mit entsprechenden Preiskämpfen. Die
Wirtschaftsnachrichten sind voll mit widersprüchlichen Nachrichten
davon. Der Reifenknappheit wird gerne das Wort geredet. Eines ist
klar: Bei der nächsten Krise reagieren die Reifenhersteller schneller
als bei der Depression 2009 und nehmen Produktionskapazitäten auf ein
nachfrage-gerechteres Maß zurück. Damit können sie die Sellout-Preise
besser steuern. Ohne menschliche Sensoren im Markt vor Ort wird die
Umsetzung der Regionalisierungsprozesse, verbunden mit den immer
angestrengten Wachstumszielen , für die Konzerne schwierig. Die
Endverbraucher wird es freuen. Der Loslösungsprozess von den
Länderrepräsentanzen zeigt, dass die Konzerne ihre eigene
Großhandelsstruktur teilweise bis ganz aufgeben und entweder in
eigene Vertriebskanälen oder über den lokalen Großvertrieb bzw. übers
Internet vermarkten. Nennenswerte Beeinträchtigungen im Tagesgeschäft
erwarten sich die Reorganisatoren in den Reifenkonzern-Zentralen
nicht.
Der zuletzt wirtschaftlich robust dastehende Reifenfachhandel nimmt
von dem allen noch wenig Notiz. Die Premiummarken sind stabil im
Preis und die Billigware hat sich durch die Rohstoffpreissituation
hingegen verteuert. Damit dürfte es im Laufe 2012 wieder vorbei sein.
Persilschein zum Absatzerfolg
Einen deutlichen Qualitätsbeweis für die Reifenindustrie stellt der
neueste Winterreifentest des ÖAMTC dar. Laut Reifenexperte Dipl.-Ing.
Friedrich Eppel haben 9 der 30 getesteten Reifen das Urteil "sehr
empfehlenswert" ergattert. 18 weitere Pneus erhielten das Prädikat
"empfehlenswert". Nur 2 Modelle schnitten demnach mit "bedingt
empfehlenswert" und ein Produkt mit "nicht empfehlenswert" ab.
Nachholbedarf besteht allerdings in der Dimension 175/65 R 14 T. In
dem Bereich erhielten lediglich 3 von 14 Modellen die Höchstnote,
während die Qualitätsdichte in der Dimension 195/65 R 15 T mit 9
Testsiegern unter 16 Teilnehmern mehr als befriedigend ausfiel.
Erfreulich scheint dabei, dass in dem Bereich Produkte aus dem
mittleren Preissegment Top-Ergebnisse erzielt haben.
Langzeittest und Fleißaufgabe
Ganzjahresreifentests desÖAMTC zeigten übrigens, dass diese
Alternative unter winterlichen Fahrbedingungen keinen vollwertigen
Ersatz für echte Winterreifen darstellt. Darüber hinaus wurden
ebenfalls Sicherheitsmängel beim von vielen Autofahrern praktizierten
Ganzjahreseinsatz von Winterreifen ermittelt. Der ÖAMTC machte
darüber hinaus als einziger europäischer Club eine Fleißaufgabe und
testete sechs Breit-Winterreifen der Dimension 205/55 R 16 H in einer
speziellen Bergprüfung. "Die sportlichen Pneus wurden nach den
Standardprüfungen wie Nass, Trocken, Eis, Verbrauch und Schnelllauf
praxisnah auf einer mehreren Kilometer langen Bergstrecke getestet.
Da die breiten Reifen auch ein entsprechend sportliches Fahrzeug
verlangen, wurden bei diesem Winterreifentest auch Autos mit
Turbolader eingesetzt. Besonders ausgewogen präsentierte sich laut
ÖAMTC der Semperit Speed Grip2, der den Konkurrenzprodukten vor allem
beim Bremsvorgang auf nasser Fahrbahn überlegen war. Auf den Plätzen
zwei und drei folgten der Pirelli Snowcontrol 3 und der Dunlop Winter
Sport 4D. Auffallend ist, dass jede Premiummarke ihren Sieger stellt
und zumindest in einer Disziplin das Urteil "sehr empfehlenswert"
einheimst. Ein (augenzwinkernd) Markenklon daraus würde demnach den
unschlagbaren M+S-Reifen ergeben.