Mit neuen Exportmodellen steuern türkische Autowerke gegen die Krise.
Bei Tofas herrscht Anlaufstimmung. Das in Bursa angesiedelte
Unternehmen von Fiat und der lokalen Koc-Holding ist mit dem Anlauf
der zweiten Generation des Fiat Doblò beschäftigt. Offiziell noch
nicht vorgestellt, verlässt das neue Modell bereits seit einigen
Wochen die Montagebänder. "Wir werden Monat für Monat mit der
Produktion einer weiteren Version starten", erklärt Ali Pandir, CEO
von Tofas. Die Gesamtinvestition für das neue Modell beträgt rund 400
Millionen Euro. Die Produktion des alten Doblò soll Mitte 2010
auslaufen.
Tofas hat im Vorjahr rund 267.000 Fahrzeuge gebaut, heuer waren
250.000 Einheiten geplant. "Ab Jänner ging die prognostizierte
Stückzahl zurück, hat sich aber ab April, Mai wieder erhöht",
berichtet Pandir. Dazu haben auch zwischen Frühjahr und September
gültige Steuererleichterungen beigetragen. Für 2009 wird nun doch mit
einer Gesamtproduktion im Bereich des ursprünglichen Plans gerechnet.
2010 erwartet der Tofas-Chef keinen weiteren Produktionsrückgang,
eher ein geringes Wachstum.
Der Fiat Doblò sowie Fiat Fiorino, Citroën Nemo und Peugeot Bipper
bilden den Großteil der Produktion. Von den Pkw-Modellen Albea, Palio
und Linea sollen im laufenden Jahr insgesamt 50.000 Einheiten gebaut
werden. Stolz ist man bei Tofas auf die Forschungs- und
Entwicklungsabteilung mit 450 Ingenieuren: Nachden Worten von Pandir
betrug der Anteil lokaler Entwicklung beim neuen Doblò rund 80
Prozent.
Türkisch-koreanischer Franzose
Auch bei Oyak-Renault, dem zweiten Autohersteller in Bursa, ist man
mit einem Anlauf beschäftigt. Im November wird das neue
Stufenheckmodell Renault Fluence auf dem Markt eingeführt. Im
Portfolio des Autowerks, das als ein Joint-Venture von Renault und
dem Pensionsfonds der türkischen Streitkräfte betrieben wird, ersetzt
der Fluence den Mégane Sedan. In Bursa werden auch der Clio und Clio
Grandtour, das auf dem Clio basierende Stufenheckmodell Symbol sowie
Motoren gefertigt.
"Der Fluence hat einen Stil, der sich stark von der Mégane-Familie
unterscheidet. Er basiert auf dem Samsung SM3 aus Südkorea",
begründet Jacques Chauvet, Präsident der Renault-Region Euromed, den
neuen Modellnamen. Renault startet mit dem Vertrieb des Fluence in
den Stufenheckmärkten Türkei, Rumänien und Russland. Später soll das
Auto in 80 Ländern verkauft werden - auch in Westeuropa. Der Fluence,
dessen Produktion bei Renault Samsung Motors in Südkorea früher als
in der Türkei angelaufen ist, ist das Resultat der Zusammenarbeit von
Teams aus Frankreich, Japan, Südkorea und der Türkei. Das Auto
basiert auf dem Mégane III, aber beispielsweise die
Hinterradaufhängung kommt von Nissan.
Aus Indien in die Türkei
Mit der Produktion des Hyundai i20 will auch das Autowerk Hyundai
Assan, ein Gemeinschaftsunternehmen von Hyundai und der Kibar
Holding, stärker auf der europäischen Szene mitmischen. Die Koreaner
haben beschlossen, die Produktion des fünftürigen Hyundai i20 aus dem
indischen Werk nach Izmit zu verschieben. Die dreitürigen i20 sowie
Fünftürer mit Rechtslenkung werden weiter in Indien gebaut.
"Die türkische Pilotproduktion des Hyundai i20 beginnt im November",
erklärt Ali Kibar, Chairman von Hyundai Assan. Der Serienanlauf ist
für Mai 2010 vorgesehen. Für das Projekt werden 75 Millionen Dollar
investiert und 500 Arbeitsplätze geschaffen. Die jährliche Kapazität
wird auf 100.000 Autos pro Jahr erhöht, davon 80.000 i20. Rund 70.000
i20 pro Jahr sollen auf europäische Märkte exportiert werden.
Zwar wurden türkische Hyundai bereits bisher nach ganz Europa
geliefert, doch der i20 bedeutet eine Aufwertung für das Werk. Die
türkische Fertigung des Matrix soll vor dem i20-Anlauf eingestellt
werden, der für die "Stufenheckmärkte" bestimmte Accent Sedan aber
noch einige Jahre weitergebaut werden. (HOM)