Die schnelle technische Entwicklung der Automobilindustrie fordert
die Reparaturbranche heraus. Um in Zukunft Kunden bedienen zu können,
benötigen Kfz-Betriebe bestens ausgebildete Mitarbeiter.
In Deutschland ist das Problem des Fachkräftemangels bereits da: Laut
dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag kann ein Drittel der
Unternehmen offene Stellen zumindest zeitweise nicht besetzen, wobei
vor allem die Techniker fehlen. 43 Prozent der deutschen Unternehmen,
die vergebens Mitarbeiter suchen, brauchen solche mit dualem
Ausbildungsabschluss. Eine ähnliche Entwicklung könnte auch
hierzulande bevorstehen. Immer weniger Jugendliche entscheiden sich
für die Lehre. Laut Wirtschaftskammer Wien sind es in der Hauptstadt
nur noch 30 Prozent der 15-Jährigen, 1991 waren es 45 Prozent. Die
größten Rückgänge gibt es heueru. a. bei den Kfz-Technikern (-172
Lehrstellensuchende).
Aufgrund der Krise keine neuen Lehrlinge Auffallend ist, dass im
gerade begonnenen Schuljahr renommierte Unternehmen die Aufnahme der
Lehrlinge stark reduziert bis gestrichen haben. So gibt es keine
neuen Lehrlinge bei Wiesenthal in Wien. "Als diese
Personalentscheidung getroffen wurde, erforderte es die
wirtschaftliche Lage", erklärt Michael Brandl,
Lehrlingsverantwortlicher bei Wiesenthal Troststraße, "im nächsten
Jahr werden voraussichtlich Lehrlinge aufgenommen." Bei Toyota Frey
in Wien war die Frage der Aufnahme neuer Lehrlinge zu
Redaktionsschluss noch nicht entschieden. "Wir wollen nur Leute
aufnehmen, die wir behalten können", so Prokurist Adolf Ostermann,
Betriebsleiter Toyota/Lexus Frey Donaustadt. "Die Aufnahmeprüfungen
stimmen uns nachdenklich: Aus 80 Bewerbern könnte man vielleicht acht
nehmen. Das schulische Niveau ist nicht zufriedenstellend." Auch BIM
Komm.-Rat Friedrich Nagl sieht die Grundschulbildung mit Sorge: "Die
Schulen müssen wirtschaftsgerecht und praxisorientiert unterrichten."
Bei Peugeot Triester Straße ging man heuer einen neuen Weg und
entschied sich für neue Lehrlinge, die bereits in einem höheren
Lehrjahr sind und beim bfi gelernt haben. "Die Burschen interessieren
sich für den Beruf, deshalb möchten wir es jetzt mit ihnen
versuchen", sagt Markus Haberler, Werkstätten- und KD-Leiter.
Seitens des AMS Wien wurden heuer mit Ende September 30 Jugendliche
im Lehrberuf Kfz-Techniker im Rahmen des§30 Berufsausbildungsgesetz
gestartet, im Vorjahr waren es im September 20 und im Februar dieses
Jahres 60.
Trotz Krise Lehrlingsoffensive
Weitaus mehr Lehrlinge als in den letzten Jahren wurden bei BMW Wien
aufgenommen. Einer der Gründe dafür ist die Modularisierung der
Kfz-Techniker-Ausbildung. "Dies sind positive Akzente und wir machen
gern mit", spricht Karl Ziechensack, Leiter After Sales BMW
Donaustadt, die Zwischenprüfung in der Halbzeit der Lehre an. BMW
bildet traditionell eigene Werkstattkräfte selbst aus und führt ein
Auswahlverfahren vor der Aufnahme durch.
Auch Porsche suchtösterreichweit nach den Besten, rund 200 davon
haben die Chance auf eine Lehrstelle. "Wir wollen wettbewerbsfähig
bleiben und brauchen deshalb qualifizierte Facharbeiter, um unsere
Kundenservicequalität auf einem hohen Niveau zu halten", so Mag. (FH)
Gabriela Miller, Lehrlingsbeauftragte von Porsche Austria. "Wenn die
Krise bewältigt ist, werden mehr qualifizierte Mitarbeiter nötig
sein. Hinzu kommt, dass auch unsere Nachwuchsführungskräfte aus
eigenen Reihen kommen." (POD)