Der 3. Europacup der Zweiradberufe in Brünn spiegelte den aktuellen
Stand der Ausbildung für Motorrad- und Fahrradmechaniker in Europa
wider. Teilnehmer aus vier Ländern mussten unter Zeitdruck
anspruchsvolle Aufgaben lösen.
Deutschland, Schweiz,Österreich und Tschechien entsandten Teilnehmer
für die Bewerbe der Motorrad- und Fahrradmechaniker sowie Experten
als Stationenbetreuer. Die jungen Leute hatten je 40 Minuten für acht
Reparatur- und Messaufgaben, z. B. rund um Mechanik, Elektronik,
Motorsteuerung und Diagnose beim Motorrad. "Unsere Teilnehmer haben
Erfahrungen gesammelt, von denen sie in Zukunft profitieren werden",
so Ing. Mag. Lorenz Schertler, Projektverantwortlicher aus der
Siegfried Marcus Berufsschule Wien. Zusammen mit dem deutschen
Berufsbildungs- und Technologiezentrum Frankfurt am Main und dem
Schweizer Berufsbildungszentrum Goldau ist die Wiener Berufsschule
von Beginn an beim Projekt Europacup dabei. 2012 wird der 4. Bewerb
in Wien stattfinden.
Sprungbrett für neue Berufe
Die integrierte Kfz-Fachschule in Brünn, Tschechien, zeichnete für
die ausgezeichnete Organisation des Europacups 2011 verantwortlich.
Lokale Politik und Vertreter der tschechischen Zweiradbranche zeigten
starkes Interesse an der Veranstaltung. Das lässt die
Verantwortlichen hoffen, dass der Fahrradmechaniker als Lehrberuf in
Tschechien eingeführt wird. Für Österreich trat beim
Fahrradmechanikerbewerb Martin Röhrer von Mountainbiker.at an. "Im
Hinblick, dass er eine Einzelhandelskaufmannslehre absolvierte, hat
er sich in diesem Wettbewerb gut geschlagen", sagt Schertler. In der
Schweiz gibt es bereits seit den 1930er-Jahren den Lehrberuf
Fahrradmechaniker, auch in Deutschland kann der Beruf erlernt werden.
Deutsche Teilnehmer wurden Erster und Zweiter, ein Schweizer Dritter
im Fahrradbewerb.
Markus Fuchs, Direktor der Siegfried Marcus Berufsschule, betonte,
dass der Lehrberuf Fahrradmechaniker auch inÖsterreich notwendig
ist, um qualifizierte Techniker für den wachsenden Fahrradmarkt
auszubilden.
Wertvolle Prüfungserfahrung
"Veranstaltungen wie der Europacup zeigen die Unterschiede im
Ausbildungssystem", so Roland Fischer, Bereichsleiter Weiterbildung
in der Berufsschule Zweiradtechnik des Berufsbildungszentrums Goldau,
"wir alle können voneinander lernen." Im Motorradbewerb wurde der
Deutsche Moritz Hägele Erster und der Schweizer Michael Keller
Zweiter. Für beide Nationen traten Teilnehmer an, die davor regionale
Wettkämpfe gewonnen haben. Laut ZDK-Geschäftsführerin Birgit Behrens
sind deutsche
Zweiradmechaniker prüfungserfahren: "Die jungen Gesellen durchlaufen
mit Zwischen- und Gesellenprüfung, Leistungswettbewerb in Kammern,
Ländern und auf Bundesebene bis zu fünf Prüfungen." Die Ausbildung
zum Zweiradmechaniker in der Schweiz und in Deutschland unterscheidet
sich wesentlich von der in Österreich, wodie Motorradtechnik als
1,5-jähriges Hauptmodul der Kfz-Techniker beinhaltet ist. In
Deutschland erfolgt die Ausbildung in Fachrichtung Fahrrad- oder
Motorradtechnik und dauert 3,5 Jahre, nach der Gesellen-ist eine
Meisterprüfung möglich (www.zweiradberufe.de). In der Schweiz dauert
die Ausbildung zum Zweiradmechaniker (Fahrräder oder Kleinmotorrad) 3
Jahre, zum Motorradmechaniker 4 Jahre und frühestens nach 3 bzw. 5
Jahren Berufserfahrung wird man zur Meisterprüfung zugelassen
www.sfmgv.ch).
Internationale Bewerbe zeigen, dass man von anderen Ländern vieles
lernen kann, um das Ausbildungssystem zu optimieren. (POD)