Die Stimmung in der tschechischen Autoindustrie ist gut: Die fünf Pkw-Werke des Landes haben im Vorjahr insgesamt 1.072.263 Autos gebaut, um 9,5 Prozent mehr als 2009. Škoda konnte die Produktion in seinen drei Werken um 9 Prozent auf 576.362 Autos steigern. Das meistgebaute Modell war mit 207.269 Einheiten der Octavia der zweiten Generation. Die Zahlen beinhalten auch die fürs Ausland bestimmten Montagesätze, jedoch nicht die in China, dem im Vorjahr erstmals größten Škoda-Markt, produzierten Autos.

Dagegen konnte das Toyota-PSA-Gemeinschaftswerk TPCA, das die Folgen der ausgelaufenen Verschrottungsprämien spürte, erstmals in seiner Geschichte keine Produktionssteigerung melden. Mit 295.712 Toyota Aygo, Citroën C1 und Peugeot 107 ist TPCA um 11,1 Prozent hinter dem Rekordjahr 2009 geblieben. TPCA im tschechischen Kolin und das polnische Fiat-Werk in Tychy, die einzigen europäischen Werke, die während der ganzen Krisenzeit mit Vollgas produzierten, mussten paradoxerweise in der zweiten Hälfte 2010 die Produktion reduzieren.

Das nordmährische Hyundai-Werk in Nosovice hat schließlich in seinem zweiten vollen Produktionsjahr 200.135 Autos der Marken Hyundai und Kia produziert. Das waren um knapp 70 Prozent mehr als 2009.

Tschechien verpasst Weltrekord

Tschechien ist heute der größte Autohersteller Ostmitteleuropas. Im viel größeren Polen wurden 2010 nur rund 810.000 Pkws gebaut. Doch den Posten des führenden Pro-Kopf-Herstellers der Welt haben die Tschechen knapp verpasst. Da noch keine endgültigen Zahlen für das slowakische Volkswagen-Werk in Bratislava vorhanden sind, ist noch nicht klar, ob Slowenien oder die Slowakei im Vorjahr den weltweit größten Pkw-Ausstoß pro Kopf verzeichnen konnte. Bisher wurde diese Wertung von Slowenien angeführt. Das slowenische Renault-Werk Revoz in Novo Mesto hat im Vorjahr 211.493 Twingo, Clio Storia und Wind gebaut, was rund 104 Autos pro 1.000 Einwohner entspricht. Tschechien kommt im Vergleich dazu auf knapp 102 Autos.

Für die kommenden Jahre sind in Tschechien weitere Produktionssteigerungen geplant. Der Škoda-Vorstandsvorsitzende Winfried Vahland plant eine Verdoppelung des weltweiten Absatzes in zehn Jahren. Zwar sieht die Realisierung dieses Plans vor allem eine höhere Produktion im Ausland vor, doch ist auch eine Steigerung der tschechischen Fertigungskapazität geplant.

Während Ho-Don Kang, seit Anfang Jänner neuer Präsident des tschechischen Hyundai-Werks, 2011 die dritte Schicht einführen dürfte, wird sich TPCA-Präsident Satoshi Tachihara bemühen, die Rekordzahl von 2009 wieder zu erreichen.

Wechselnde Staatsbürgerschaft

Für Kang und den ebenfalls neu ernannten slowakischen Kia-Chef Myung-Chul Chung bringt 2011 auch einen unüblichen Wechsel: Die Produktion des SUV-Modells Hyundai ix35 soll von Kia in der Slowakei zu Hyundai nach Tschechien transferiert werden, dafür wird der heute in Nordmähren gebaute Kia Vengain das slowakische Autowerk bei Zilina übersiedeln.

Die Hyundai-Kia-Gruppe hat sich zu diesem Schritt entschieden, weil die Absatzerwartungen des slowakischen Paares Kia Sportage/Hyundai ix35 offensichtlich viel besser als die des tschechischen Duos Hyundai ix20/Kia Venga sind. Mit dem für Sommer geplanten Wechsel will man eine bessere Verteilung der Auslastung erreichen. Da sich Sportage/ix35 sowie ix20/Venga jeweils eine Plattform teilen und einige Zulieferer heute nur eines der beiden Werke beliefern, werden sich aber auch zusätzliche Logistikkosten ergeben.