Das hat mehrere Gründe. Da gab es natürlich den ganz normalen Nachholeffekt: einen Nachfragestau, der - übrigens noch immer - abgebaut wird. Viele Kunden wollten sofort ein Fahrzeug, die Lieferfristen wurden nicht akzeptiert. Dazu ist die neue Zielgruppe gekommen, die aus Angst vor dem Virus lieber mit dem Auto statt mit den Öffis fährt. Auch hier hat ein (günstiger) Gebrauchter oft gut gepasst.

Speziell in der ersten Phase nach dem Lockdown waren viele Händler - aus verständlichen Liquiditätsgründen - froh, den GW-Bestand reduzieren zu können. Dabei wurde - aus Vorsicht - nicht aktiv nachbeschafft, gleichzeitig ist auch zu wenig zurückgekommen. Schon zu dieser Zeit haben Branchenexperten darauf hingewiesen, dass man sich rechtzeitig nach neuer Ware umsehen soll. Die - aus damaliger Sicht bestimmt richtige - unternehmerische Vorsicht angesichts der sehr ungewissen Entwicklung hat aber die meisten Händler davon abgehalten.

Nun ist zu registrieren, dass jene Betriebe, die sich (immer schon) mit aktivem Zukauf beschäftigen, nun besser dastehen. Der Fehlbestand an gebrauchten Fahrzeugen ist dennoch Realität. Das beginnt bei den (oft kritisierten) Kurzzulassungen und Jungwagen, die momentan nicht "produziert" werden. Aber auch die klassischen Gebrauchtwagen, 3 bis 4 Jahre alt, die von Flotten und aus dem klassischen Leasing zurückkommen, fehlen teilweise. Die Lücke an Gebrauchtwagen, die sich aus den nicht verkauften Neuwagen im heurigen Jahr ergibt, wird die Branche über Jahre beschäftigen, weil über die Lebensdauer des Fahrzeugs Handel wie Werkstätte mehrmals Geschäfte damit gemacht hätten. Dasbringt neue Herausforderungen und eine weitere notwendige Professionalisierung des GW-Geschäfts mit sich. Perfekte Markt-und Preiskenntnisse sind erforderlich, um in Zukunft in diesem Bereich gut aufgestellt zu sein und noch Geld zu verdienen. Das beginnt übrigens beim Preis: Bei einem verknappten Markt sollte die Schleuderei ein Ende haben.