"Wollen CO2-neutral werden"

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"Wollen CO2-neutral werden"

Nachhaltigkeit ist Albrecht Reimold, Vorstand für Produktion und Logistik bei der Porsche AG, ein sehr großes Anliegen: Die Produktion des Mission E in Stuttgart-Zuffenhausen ist ein weiterer wichtiger Schritt dahin.

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A&W: Was war ausschlaggebend dafür, dass der Mission E in Zuffenhausen produziert wird?

Albrecht Reimold: Zum einen ist Zuffenhausen das Stammwerk und das Herz der Marke, der Standort schlechthin -und somit prädestiniert dafür, dort neben dem 911 und den 718-Modellen einen weiteren Meilenstein wie den Mission E zu produzieren.Zum anderen hat die Arbeitnehmerseite, speziell Uwe Hück (Betriebsratsvorsitzender und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG, Anm.) dem Konzern ein Angebot gemacht, dass dieser "gar nicht anders konnte", als die Produktion dorthin zu vergeben: den Zukunftsbeitrag (Anm.: Mitarbeiter zahlen bis 2025 von jeder Tariferhöhung 0,25 Prozent in einen Topf. Dieser Beitrag wird zur Finanzierung der notwendigen Investitionen verwendet. 2026 werden die Gehälter schließlich so angepasst, als ob die anteilige Nichtweitergabe der Lohnsteigerungen nie erfolgt wäre und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen die Beiträge verzinst zurück). Außerdem wollten wir keine neuen Flächen versiegeln, sondern die bereits bebauten optimal nutzen.

Sie bauen nun sozusagen ein "Werk im Werk", bei laufender Produktion des 911 - eine gewaltige Herausforderung

Reimold: Nicht nur bei laufender Produktion, sondern sogar bei maximaler Produktionsauslastung. In den vergangenen zwei Jahren haben wir die Produktion des 911 und 718 aufgrund der tollen Marktlage von 200 auf 250 Fahrzeuge pro Tag gesteigert. Ich habe schon viel erlebt, aber hier - bei dieser Operation am offenen Herzen -ziehen wirklich alle Beteiligten alle Register, von Anfang an. Man muss sich vor Augen halten, dass Zuffenhausen ein gewachsener Standort ist. Für die neuen Gewerke mussten wir unter anderem ganze Abteilungen neu verorten, Gebäude zurückbauen und neue errichten.

Welche Bereiche werden neu errichtet?

Reimold: Bereits fertiggestellt ist ein kombinierter Karosseriebau für den 911 und den ersten elektrisch betriebenen Porsche. Zusätzlich entsteht eine neue Lackiererei, da die aktuelle nur für zweitürige Sportwagen ausgelegt ist, eine neue Montage sowie eine Erweiterung des Motorenwerks zur Fertigung der Elektroaggregate. Über eine rund 800 Meter lange Förderbrücke werden künftig Achsen, E-Motoren und Karosserien in die Endfertigung transportiert. Außerdem setzen wir diverse infrastrukturelle Maßnahmen um, da wir für die zusätzlichen 1.200 Arbeitsplätze Kantinen und Sozialräume benötigen.

Wie hoch werden die gesamten Investitionen sein?

Reimold: In Summe investieren wir etwa 700 Millionen Euro allein für die Maßnahmen, die das Stammwerk in Zuffenhausen betreffen.

Wann wird der Umbau beendet sein?

Reimold: Die Baumaßnahmen müssen Ende 2018 abgeschlossen sein. Ende 2019 bringen wir den Mission E auf den Markt -und für die Produktionsvorserie müssen die Anlagen stehen. Kleinere Optimierungen werden dann natürlich noch Anfang 2019 vorgenommen.

Welche Stückzahlen sind beim Mission E geplant? Reimold: 20.000 Stück pro Jahr -aber wir denken derzeit bereits über eine Stückzahlsteigerung nach. Die Resonanz am Markt war schon bei der Studie extrem gut, das Projekt wird geradezu euphorisch angenommen. Wir überlegen also, ob und wie viel wir aufstocken können. Entschieden ist allerdings noch nichts. Wir führen intensive Gespräche mit unseren Händlern. Wir nutzen also unsere Kreativität, um neue Möglichkeiten zu schaffen und alles noch besser zu machen. Der Kostendruck ist hoch, das brauche ich nicht zu verhehlen. Stichwort Kosten: Was soll der Mission E kosten?

Reimold: Das steht noch nicht fest. In den Medien wird gelegentlich spekuliert, dass er in der Größenordnung von 100.000 Euro liegen soll.

Wird es weitere Elektrofahrzeuge geben?

Reimold: Natürlich. Wir denken derzeit über weitere Elektrofahrzeuge nach. Porsche und E- Mobilität passen perfekt zusammen. Hohe Dauerleistung, Beschleunigungsreserven sowie die Reproduzierbarkeit beim Leistungsabruf sind wesentliche Eigenschaften eines Porsche -auch eines elektrifizierten Porsche. Aber werrein elektrische Fahrzeuge bringt, braucht auch passende Infrastruktur. Daher hat Porsche mit Audi, Daimler, BMW und Ford das Joint Venture Ionity gegründet. Aktuell haben wir die ersten 20 Stationen mit Hochvoltenergie, also 800 Volt, in Angriff genommen. Bis Ende des Jahrzehnts wollen wir 400 solcher Stationen an den wichtigsten europäischen Verkehrsachsen haben.

Sie arbeiten auch daran, den Mission E CO2-neutral zu produzieren

Reimold: Das Thema Nachhaltigkeit war mir schon immer ein ganz besonderes Anliegen. Für mich ist das kein Feigenblatt, sondern eine gesellschaftliche Verpflichtung. Auf mein Betreiben hin nutzen wir seit Jänner 2017 an allen Porsche-Standorten regenerativen Naturstrom. In Zuffenhausen werden wir ab 2020 die Wärmeversorgung auf Biogas umstellen und so pro Jahr bis zu 5.000 Tonnenklimaschädliches Kohlendioxid vermeiden. Wir haben schon viele Entscheidungen in die richtige Richtung getroffen, um die CO2-Neutralität unserer Fabriken zu erreichen. Wir sind noch nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg.

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