100 Tage in der Werkstatt

Ich mag Beamte: Nicht falsch verstehen, bitte - das ist rein beruflich gemeint. Denn wenn man mit Beamten in Kontakt ist, hat man immer wieder "a guate Gschicht", wie wir Journalisten sagen.

Beim Ausräumen meines alten Autos fand ich hinter der Abdeckung ein paar Parkscheine. Doch leider waren die bunten Papierln nicht mehr gültig. Als gelernter Staatsbürger gab ich nicht auf und schickte den Stapel samt einem netten Briefchen an die Stadthauptkasse des Wiener Rathauses.

Das war am 4. September. Was dann passierte? Nichts. Bis der Wartende (also ich) einmal höflich nachfragte, bis wann man denn mit einer Erledigung zu rechnen hätte, und zwar nach exakt 3 Monaten.

Dann wurden die Beamten plötzlich munter: Wenige Tage nach der Anfrage landete ein dickes Kuvert in meinem Postkasten. Neue Parkscheine, umgetauscht gegen die nicht mehr gültigen? Nein, weit gefehlt. Mein Brief vom September kam retour: Mit einem Begleitschreiben eines Oberamtsrats mit dem schönen Namen Giegerl. Tenor: "Wir bedauern " Denn die Umtauschfrist sei bereits abgelaufen.

Null Entgegenkommen. Und die Stadt Wien ist - ohne Gegenleistung - um 42,80 Euro reicher. So viel waren die alten Parkscheine nämlich wert. Fragt sich nur, warum ich auf so eine Null-Antwort 3 Monate warten musste? Und wie die Beamten regieren würden, wenn eine kleine Reparatur ihres Privatfahrzeugs auch fast 100 Tage dauern würde!

Mag. Heinz Müller